Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Speläologisches um Milazzo 
Sizilien


Mit Milazzo an der Nordostecke Sizilien kommen wohl viele Menschen zusammen, auch nur als Durchgangsstation auf dem Weg zu den Liparischen Inseln. Auf dem Weg über den Flughafen von Catania, dann weiter mit dem Bus über Messina und weiter mit dem nächsten Bus nach Milazzo. Direkt am Hafen wird man abgeladen und es sind nur noch ein paar Schritte bis zu den Hafenanlagen. Besonders schön schaut es nicht gerade aus. Der Blick geht direkt hinüber zu den Raffinerietürmen in der Nähe. 

Sitzt man dann im Schiff und schaut in Richtung Westen, dann sieht man die Küste der Landzunge, die von Milazzo in Richtung Norden einige Kilometer sich erstreckt, und die dann, wie das halt bei "Zungen" so ist, auf einmal ein Ende hat. 

Milazzo hat ca. 30.000 Einwohner, die teils in den modernen Siedlungen rundum leben, teils aber auch in den älteren Teilen der Stadt zu Füßen des Castello zwischen dem Lungomare und der Via Umberto. 

Ich hatte mir in der Altstadt ein Zimmer in einem kleinen B&B gebucht, der Vermieter war gleich behilflich ein Ebike für den Nachmittag zu mieten und los ging es. Es wurde ein sehr vergnüglicher Ausflug bis zum Capo di Milazzo, enorm erleichtert durch die moderne Technik, die mir das Strampeln von der Meereshöhe bis hinauf auf die flache Gegend oben sehr erleichterte. Ich war auf der Suche nach den drei Höhlensymbolen, die auf MAPS.ME eingezeichnet sind. Zuerst suchte ich die Grotta dell'Oro. Auf den ersten Blick scheint das mit Hilfe des GPS-gestützten Systems keine Schwierigkeit zu sein. War es dann aber doch. An der Stelle, wo es eigentlich sein sollte, da war ein Zaun und ein Abbruch hinab zum Meer. Nirgends ein Pfad, dem man folgen konnte. Wahrscheinlich ist es eine Meereshöhle, die man am besten mit dem Boot erreichen könnte. Nr. 2 aus der Höhlenliste wäre am Kap vorne die "Grotta Gamba di donna" gewesen. Den Weg zur vordersten Landspitze muß man ja zu Fuß zurücklegen. Eine Sperre für alle Fahrzeuge blockiert alles, was auch gut so ist. Stille kehrt hier ein in dieser klassischen Landschaft. Kalkfels tritt zu Tage, blühende Wiesen, Fernblicke hinüber zu den Liparischen Inseln und auf Sizilien. Dem Kap zu verlieren sich die breiten Wege, zweigen schmalere Pfade ab, die dann öfters lotrecht über dem Meer bis zu selbigem abbrechen. Die "Grotta Gamba" habe ich nicht gefunden, habe aber auch nicht exzessiv danach mehr gesucht. Dafür zeigte ein Steiglein hinauf zu einer weißen Felswand, in der ein kleines Pförtlein zu sehen war. Viele Menschen sind da schon vor mir da gewesen. Ich holte die Lampe aus dem Rucksack, bückte mich und schlüpfte in den Berg. Gleich konnte ich wieder aufrecht stehen. Es ging in einem schmalen, hohen Gang weiter, ein großer Block war von oben heruntergekracht. Ich hätte drüber kraxeln müssen, um in die Fortsetzung zu kommen. Da ich alleine war, verzichtete ich darauf. Schnell noch den Fotoapparat herausgeholt und zwei Bilder geschossen. Dann stand ich wieder draußen in der lichten mediterranen Landschaft. Zurück beim Parkplatz, wo ich das Ebike zurückgelassen hatte, löschte ich erst einmal in einem Cafe den sehr spürbar gewordenen Durst mt einem frisch gezapften Bier. 
Ich hatte ja noch eine Höhle vor mir, die eigentlich ganz leicht zu finden sein müßte. Ich fuhr zurück in die Stadt und dann wieder auf der anderen Stadtseite wieder hinaus. Inzwischen hatte das Wetter gewechselt. Aus Tröpfeln wurde ein immer heftigerer Schauer und ich steuerte schließlich unter ziemlich widrigen Umständen, umfaucht von einem kalten Wind, das Gefährt zur Grotta Polifemo. Die Örtlichkeit war nicht zu übersehen, pragte doch ein großes Straßenschild bei einem großzügig dimensionierten Parkplatz unterhalb des Castello. Das nächste Frusterlebnis. Die Höhle war einmal wohl aus Schauhöhle ausgebaut worden, aber wegen Unrentabilität längst schon wieder geschlossen worden. Nun kümmern hier die Reste vor sich hin. Den Zugang sperren die gleichen Eisengitter wie auf Vulcano. Ein sehr trauriger Anblick und vielleicht ein Zeichen für die momentanen Verhältnisse in Italien. Tutto chiuso.

Ein Blick ins Internet zeigt, daß sich da früher einmal mehr gerührt hat. Da war wohl einmal eine Art Nachtklub, der sich nicht gelohnt hat, finanziell. Zumindest gibt es noch ein paar Photos von der einstigen "Pracht". 

     
Unterwegs mit dem Mitebike
Höhle in der Nähe der Landzunge

 

Grotta di Polifemo

   Grotta di Polifemo  
     

Literatur:

Schröder, Thomas Liparische Inseln, Michael-Müller-Verlag, Erlangen, 7. Auflage 2016

Links:

https://www.thethinkingtraveller.com/de/thinksicily/reisefuhrer-fur-sizilien/stadte-und-gemeinden-auf-sizilien/milazzo.aspx

https://www.evaneos.de/sizilien/reisen/orte/7225-milazzo/

https://www.geotoura.com/up/d/Milazzo

http://www.terminalmilazzo.com/ecco-la-grotta-polifemo-dei-tempi-doro/

http://lanostramilazzo.altervista.org/index.php/leggende/la-grotta-di-polifemo

Landschaft und Höhlen auf Sizilien

 


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