Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Ponte di Veja, Lessinische Alpen, Veneto, I


Die Ponte di Veja ist eine der größten Natursehenswürdigkeiten der Provinz Veneto am Südrand der Alpen. Die Naturbrücke, auf einer Internetseite gar als größte Naturbrücke Europas bezeichnet, was nicht richtig ist, liegt in 600 m Seehöhe im mittleren Westteil des Plateaus der Monti Lessini. Es stellt den spektakulären Rest eines einstmals viel größeren Höhlensystems im Juragestein im Westhang des Marcioratals dar. Die Abmessungen sind gewaltig: am unteren Ende ist die Naturbrücke 25 m hoch und 50 m breit, der Brückenbogenkörper hat die Dimension von 15 auf 23 Meter.

Insgesamt besteht das gesamte System aus fünf verschiedenen separaten Höhlen: die Grotta dell'Orso, die Grotta dell'Acqua, die Grotta G, die Grotta B, die Grotta Superiore oder Grotta D-E. Die Grotta B ist eine alte Höhle, die später mit Ocker wieder aufgefüllt worden ist. Menschen hatte diese Füllungen schon in der Frühzeit wieder ausgeräumt und als Farbe verwendet. 1996 ist David Hosking am Endsiphon getaucht und hat eine kleine Fortsetzung ausgekundschaftet. Die Grotta Superiore ist etwa 80 lang und wurde nach Ausräumung einer Ablagerungen in den phreatisch entstandenen Gängen zugänglich. Der Eingang in die Grotta B liegt direkt unter dem Felsbogen und ist mit einer Mauer mit Tor verschlossen. Großräumig geht es 25 in den Berg, dann schließen sich die Wände. Eine der bedeutendsten Höhlen ist die Grotta del Orso. Die ist etwa 150 m lang und führt als horizontaler Gang dahin. An einigen Stellen ist Basalt in den Höhlengang eingedrungen. Das innerste Ende ist nur noch 30 Meter von der Talaußenseite entfernt. In der Höhle wurde schon mehrmals gegraben, erstmals 1922 durch Achille Forti und Ramiro Fabiani. Gefunden hat man neben vielen Tierknochen auch Spuren menschlicher Besiedelung, die bis in Mousterien zurückreichten. An einer Stelle hat man auch eine prähistorische Wandkunstwerk entdeckt. Eine große Fledermauskolonie mit 8 verschiedenen Arten benutzt die Höhle als Aufenthaltsort und für zwei Kleinlebewesen ist hier ihr besonderer Lebensraum, eine Diplopode namens Polidesmide Serradium semiaquaticum, und eine "coleottero" mit dem Namen Lessinodytes caoduroi. Bei dieser Bedeutung ist es kein Wunder, daß ein Gitter davor angebracht worden ist, aber die Spuren an der Tür zeigen, daß es da immer wieder Versuche gibt, es aufzubrechen. Noch eine verschlossene Höhle gibt es: die Grotte dell'Aqua. Ihr Eingang ist nicht zu übersehen, weil aus ihrer Eingangsöffnung der Bach fließt, der zuerst unter der Naturbrücke hindurch und dann sich als großer Wasserfall hinunter ins Marcioratal ergießt. An das Eingangsportal schließt sich ein dreieckiger Höhlengang an, der nach 20 m mit einem Gitter verschlossen ist. Dahinter geht es in ein Netzwerk aus horizontalen Gängen. Lange Zeit war nach 70 m bei einem Siphon Schluß. Als es dann 2003 eine große Trockenheit gab, ergriffen Höhlenforscher der GAS Veronese die Gelegenheit und stießen nach Abgrabung eiszeitlicher Schotter und der Überwindung von drei Siphonen auf ein Höhlensystem von 500 m Länge.

 

 

Blick zum Corno d'Aquilo in der Frühe vom Parkplatz aus
Der Dante-Maronenbaum am Weg zur Höhle - sehr geschichtsträchtig
Links ist die Naturbrücke schon zu ahnen
 
 
   
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
Englische Darstellung
der Naturbrücke
aus dem Jahre 1776

 

Mantega 1474
in der Camera degli Sposi im Palazzo Ducale in Mantova
vermutlich inspiriert von der Ponte di Veja
 

 

Literatur:

Centro Turistico Giovanile Lessinia Il Ponte di Veja, Guide del Parco della Lessinia - 1, Verona 1992
Ceradini, Andrea, Hosking, David Le grotte naturali del Ponte di Veja, SPELEOLOGIA 50-2004, S. 50ff.

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