Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Coves de Campanet auf Mallorca


In Nordosten von Mallorca in der Nähe von Inca, am Fuße der Serra Tramuntana, liegt Campanet. In einem vorgelagerten Berglein liegt eine prachtvolle 400 m lange Höhle, wieder einmal zeigend, daß sich "große" Höhlen gar nicht so selten in "kleinen" Bergen befinden, während "große" Berge oft umgekehrt nur "kleine" Höhlen haben. Bedie als Schauhöhle für alle Besucher geöffnet ist. Sie weist wohl nicht die großen Besucherzahlen der Höhlen bei Porto Christo auf, aber mit einer Zahl, kann man, wie so oft, woanders auf dieser Welt auch, nicht wirklich die Qualität messen.

Der Grundmann-Führer über Mallorca schwärmt von der Höhle: "Wie die Vielfalt der Formen und der ineinandergehenden Räume angeht, sind sie eigentlich attraktiver als die Drachenhöhle, die Coves de Hams und de Artà, aber es gibt keine unterirdischen See, kein Geigenspiel auf lautlosen Booten oder sensationelle Lichteffekte." Hannelore und Bernhard Schreiber charakterisieren sie so: "Strahlend weiße Höhle, Neonbeleuchtung, Dauerbeschallung (klassisch) über Lautsprecher, ein Führer begleitet die Gruppe."

Entdeckt wurde sie 1945, als ein Jäger auf ein kleines Loch stieß, das den Zutritt zu der großen unterirdischen Halle ermöglichte. Drinnen ist es konstant 18° warm, was ziemlich der Jahresdurchschnittstemperatur Mallorcas entspricht (18,5). Im Kern ist sie ein mittelgroßer Raum mit 3200 m² Fläche, die durch viele Tropfsteingruppen in einzelne Kammern gegliedert ist. Der Sinterschmuck ist landestypisch üppig und sehr farbig. Herausragend sind die langen Sinterröhrchen, von denen eines eine Länge von 4 m erreicht. Ein paar spärliche Excentriques gibt es, einige allmählich ganz grün werdende Wasserbecken weisen reizvolle Kristallbildungen auf.

Die Höhle ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Als wir, Alfred Schlagbauer und ich, Anfang November 2004 auf dem Rückweg von einer schönen Höhlentour in das Gebiet beim Cuber-Stausee zurückkehrten, war gerade noch ein bißchen Zeit. Schilder weisen den Weg, so daß es nicht schwierig war, die Schauhöhle noch zu finden. Der Parkplatz war fast leer und es schien noch jemand da zu sein. Wir eilten die Stufen hinauf zum Schauhöhlenhäuschen hinauf und fragten, ob wir noch einen Besuch der Höhle machen könnten. Die Antwort: "Die letzte Gruppe ist schon eine halbe Stunde drinnen, eigentlich nicht mehr." Auf unsere wehleidige Intervention hin, daß wir morgen wieder ins kalte Deutschland zurückkehren müßten und uns gerne mit einem schnellen Blick auf die Höhle begnügen würden, ließ sich die hübsche Mallorquinerin umstimmen. Wir wurden wieder mal ortstypisch atemberaubende 9 € pro Person für den Schauhöhlenbesuch los (zur selben Zeit, da in der Teufelshöhle oder der Sophienhöhle 3,50 € verlangt wird!). Die Dame kam mit, schloß das Tor auf und drinnen waren wir. Die Führerin hatte eine kleine Gruppe um sich versammelt und ließ sie für einen Moment alleine. In sehr gutem Deutsch bekamen wir erschöpfend die Details der Höhle erklärt und wurden dann alleine weitergeschickt. Weit gehts dort ja nicht. Die angeblich 1 Stunde dauernde Führung könnte man auch als Quicky in 10 Minuten machen. Wäre aber ein bißchen schade, weil es wirklich ein paar unterirdische Schönheiten zum Bewundern gibt.

Die Natur dort
Die Umgebung und der Eingang
  Zurück aus der Höhle

Literatur:

Schreiber, Hannelore und Bernhard Das andere Mallorca - Schauhöhlen und eine, die es werden wollte, Jahresbericht der Höhlenforschergruppe Rhein-Main 15, 1993, S. 57-66
Plachter, Harald Die Schauhöhlen Mallorcas (Balearen), NHG-Mitteilungen S. 8
Ginés, Ángel EL CONOCIMIENTO ESPELEO-TOPOGRÁFICO DE LAS CAVIDADES BALEARES; ENDINS, n° 19, 1993, S. 55ff

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