Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Tsingy Benavony, Ankarana-Nationalpark, Madagaskar


Den Karst von Benavony zu besuchen, das heißt eines der klassischen Karstgebiete der Erde zu besuchen. Der Name "Karst" stammt aus dem Hinterland von Triest, der damit namensgebend für viele Regionen der Erde wurde, wo Kalkstein an die Erdoberfläche getreten ist und landschaftsbildend wurde. Was man aber da zu sehen bekommt, und zu erleben, das ist überwältigend. Absolut lebensfeindlich scheint diese Region zu sein - und doch wachsen auch da noch Pflanzen, siedeln sich in kleinsten Lebensnischen ab, senden ihre Wurzeln hinab in tiefste Spalten und holen daraus Nahrung und Wasser hervor. Eigentlich haben wir Menschen da nichts verloren. Messerscharfe Felsen überall, fiele man da hinein, was eigentlich jederzeit möglich ist, würde man die eine aufgeschnittene Wurst aussehen und aus hundert Wunden bluten. Man hat sich aber die Arbeit gemacht, diese Mondlandschaft auf Erden ein wenig zugänglich zu machen, hat einen schmalen Weg gebaut, der auf raffinierte Weise Kerngebiet erschlossen hat. Unterwegs steigt man eine Leiter hinab in eine kleine Durchgangshöhle, klettert durch die Spalten, überquert zwei tiefe Canyons auf Hängebrücken. Später durchquert man einen richtigen geräumigen Höhlentunnel und kommt auf der anderen Seite durch eine kleine Öffnung wieder heraus.

Als ich im Oktober 2014 mit einem Führer diese Tour unternahm, da besuchten wir noch einen weiteren kurzen Rundweg, der uns auch zu dem einzigen großen Baobabbaum in der Region führte. Noch viel mehr beeindruckten mit die kleinen gelben Lebewesen, die auf einmal auf unserem Weg auftauchten, Krabben, die nur dort leben, endemisch nennt sich so etwas auf Fachwissenschaftlich. Sie waren so schnell, daß mir ein Photographieren gar nicht möglich war. Dann sausten da immer wieder kurze Schlangen durch die Felsgebilde, die immer gleich das berühmte Weite suchten. Und das geschulte Auge meines Führers entdeckte in der spaltförmigen Baumhöhle oberhalb von uns sofort den Lemuren, der darin friedlich schlummerte, am hellichten Tag, denn er ist ein nachtaktives Wesen.

Bald, von 2014 aus gesehen, wird dieser Rundweg noch viel attraktiver werden. Denn eine kilometerlange Höhle wird dann für Nationalparkbesucher zugänglich sein, die den Benavony-Weg mit dem Lac Vert, einem anderen Höhepunkt des Anakarana-Karstes unterirdisch verbindet.

Das zerstörte Haus am Eingang des Nationalparks, 2014
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
   
     
Die Hängebrücken
     
 
     
Die Benavonyhöhle
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 

Literatur:

   
   

Links:

Ankarana-Nationalpark


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