Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen auf der Insel Floreana, Galapagosinseln, Ecuador


Keine andere der Galaposinseln hat eine so reiche Geschichte wie Floreana. Das ist auch kein Wunder, denn es gibt auf ihr etwas, was in dem heißen Tropenklima oft wertvoller ist als Gold: trinkbares Wasser. Es kommt aus zwei Quellen. Für die Piraten und Walfänger, die diese Region durchstreiften, war das lebenswichtig. Außerdem gab es auch reichlich Nahrung dort: Schildkröten in Hülle und Fülle. Sie wurden so lange gejagt, bis es keine mehr gab und sie ausgerottet waren. 1793 wurde auf der Insel das erste Postamt errichtet - ein Holzfaß, in das man seine Post steckte und hoffte, daß sie bald von einem anderen Schiff mitgenommen und weitergeschickt würde. Noch heute gibt es diese Einrichtung. Von 1807-1809 lebte der Ire Patrick Watkins in Robinsonmanier alleine auf der Insel und lebte unter anderem vom Tausch frischen Gemüses gegen andere wichtige Güter, die von vorbeikommenden Schiffen gebraucht bzw. geliefert wurden. Als die Ecuadorianer 1832 die Insel in Besitz genommen hatten, wurde dort eine Sträflingskolonie eingerichtet, die aber bald scheiterte, weil es einfach zu wenig Wasser gab. 1924 wurde von Norwegern eine Fischfabrik errichtet, die sich einige Jahre halten konnte. Ein ganz neues Kapitel begann mit der Einwanderung von 3 deutschen Personengruppen nach 1929 auf der Suche einem besseren Leben auf einer fernen Insel. Friedrich Ritter und Dora Strauch, ein deutscher Arzt und seine an multipler Sklerose leidende Begleiterin, den Kopf voller Begeisterung für die Gedanken Friedrich Nietzsches, die Familie Wittmer aus Köln mit Stiefsohn und eine besondere Dame, eine "Eloise Baronin Wagner de Bousquet", die sich zeitweise als "Kaiserin von Galapagos" anreden ließ. Sie war begleitet von drei Männern, von denen zwei ihre Liebhaber waren. Das ferne Glück dauerte nicht lange, später wurden zwei Männerleichen gefunden, von der lebenslustigen Dame fehlt noch heute jede Spur.

Die Insel liegt ca. 2 Stunden Bootsfahrt südlich der Hauptinsel Santa Cruz. Will man dorthin, dann muß man sich bereits im Ausgangshafen einer Art Zollkontrolle unterziehen, wird das Gepäck durchsucht, ob man nicht unerlaubterweise Pflanzen, Samen oder Früchte mitbringt, ob die Stiefel dreckig sind und ähnliches. Dann wird mit einer Plastikplombe das Gepäckstück gesichert und man kann weiterziehen. Kommt man im Puerto Velasco Ibarra an, dann wird noch einmal geprüft, ob die Plombe noch dran ist, dann wird sie durchgeschnitten und man kann weiterziehen. Mit großem Aufwand wird so versucht, die weitere Zerstörung der Insel aufzuhalten und möglichst, bildlich gesagt, die Uhr wieder zurückzustellen. Keine andere der Galapagosinseln ist durch menschliche Tätigkeit, wozu auch das Einschleppen inselfremder Tierarten gehört hat, so zerstört worden, sie diese.

Die Insel Floreana, die auch "Santa Maria" oder "Charles" heißt, ist 173 km² groß und erreicht ihren höchsten Punkt von 640 m im Vulkankegel Cerra Pajas. Viele Quellen sprechen von 100 Einwohnern, andere von 170, die zur Hauptsache in Puerto Velasco Ibarra leben. Es gibt dort ein kleines Hotel, das noch heute von Mitgliedern der Wittmerfamilie betrieben wird. Hauptsächlich lebt man heute von den Touristen, die meist nur für wenige Stunden anreisen. Entlang der Küste gibt es ein paar makellose Strände, auf denen sich auch die Seelöwen und Meeresechsen tummeln. Hauptattraktion ist eine Tour zum Asilo de la Paz, wo die Familie Wittmer früher ihren Wohnsitz hatte. Auf einer staubigen Landstraße erreicht man Platz mittels kleiner Busse, die bei Bedarf unterwegs sind. Ein schöner aussichtsreicher Wanderweg in 450 m Seehöhe führt zu den Attraktionen: eine Schildkrötenaufzuchtstation mit vielen großen Tieren, die Quelle, die unter einem Höhlendach entspringt und zum Schutz vor den Besuchern durch einen hohen Zaun geschützt ist, ein bizarrer labyrinthartiger Felshaufen mit einem Lochstein und einer vom Menschen geschaffenen Höhlenwohnung. Dort haben die Wittmers in den ersten Jahren gehaust. Felsbänke, eine große Felsnische, in der das Bettchen für das erste auf der Insel geborene Kind der Wittmers gestanden haben soll, und eine Küchennische mit Rauchabzug nach draußen - all das ist noch heute zu sehen. Nebenan gibt es gleich noch eine kleine Aushöhlung. Wenige Meter weiter ist aus dem Fels ein großer Steinkopf herausgearbeitet worden. Der Gedanke an die Figuren von der Osterinsel taucht unwillkürlich auf.

Laut dem DUMONT-Reiseführer Ecuador gibt es bei der Post Office Bay noch eine "alte Piratenhöhle, in die man über eine Leiter und mit der Taschenlampe einsteigen kann." Ich kann diese Information nur weitergeben, überprüfen konnte ich sie nicht. Die Veröffentlichung von Hernandez u.a. über die Höhlen auf Galapagos führt 5 Höhlen auf Florena auf, wobei die längste die "Cueva de Post Office Inferior" mit 202 m Länge genannt wird. Während des 16. Symposiums für Vulkanspeläologie, das im März 2014 in Puerto Aroyo stattfand, machten wir einen Tagesausflug auf die Insel, aber zu einem Ausflug dorthin war nicht mehr genug Zeit.

Abfahrt im Hafen von Puerto Aroyo

Blick zurück auf Santa Cruz

     
Floreana im Hintergrund

Faulenzende Seelöwen auf den Treppenstufen im Hafen

     
Asilo de la Paz
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
Pirate Cave oder

Wittmers Wohnhöhle

     
 
     
 
     
Steingesicht

Quelle

     
 
     
 
     
Das Fahrzeug streikte - wir mußten den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen

 

Das "Postamt" im Holzfaß

     
Wilde Tiere ganz nah

 

Literatur:

Fugger, Brigitte, Bittmann, Wolfgang (Text), Stadler, Hubert (Fotographie) Galapagos, Bruckmann, München 2004
Korneffel, Peter Ecuador Galápagos-Inseln, DUMONT, Ostfildern 2013
Wittmer, Margret Postlagernd Floreana: Ein außergewöhnliches Frauenleben am Ende der Welt, 1995
Ritter, Friedrich Als Robinson auf Galapagos: Dr. Ritters Berichte von der Insel Floreana,
Hernández, JJ, Izquierdo, Oromi Contribution to the vulcanospeleogy of the Gálapagos Islands, 6th International Symposium on Vulcanospeleology 1991, Pages 204-220

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