Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Diamond Caverns 
in Kentucky


Stanley D. Sides, heute Miteigentümer der viertältesten noch sich in Betrieb befindlichen Schauhöhle der USA, die anderen Eigentümer sind auch alle Höhlenforscher bzw. mit ihnen liiert, bezeichnet die Diamond Caverns in Kentucky als die am reichsten mit Tropfsteinen geschmückte Höhle Kentuckys. 1999 stand sie wieder einmal zum Verkauf und so ergab sich die Chance, sie zu erwerben. Die Chance wurde ergriffen und so präsentiert sich heute die Höhle, nach einem wechselvollen Schicksal (Von Stan in einem lesenswerten Artikel auf der Webseite ausführlich geschildert) in einem sehr guten Zustand.

Sie liegt 1,5 Meilen von Park City entfernt an der State Highway 255. Auf die Höhle machen schon nicht zu übersehende Schilder auf dem großen Highway von Nashville nach Louisville aufmerksam. So mancher Besucher wollte ursprünglich in die viel berühmtere Mammoth Cave fahren, blieb aber schon hier stehen und schaute sich am Ende nur diese Tropfsteinhöhle an. Und fuhr zufrieden weiter.

Gefunden wurde die Höhle durch einen "Sklaven des Landbesitzers Jessie Coats". Interessant, daß man den Namen des "Sklaven" nicht überliefert hat, nur den des "Besitzers" dieses Menschen. Wie sich die Zeiten doch wandeln! Man kennt genau das Datum, 14. Juli 1859. Der Mann wurde an einem Seil in die Tiefe gelassen und fand sich unten in einem Hohlraum, der voller Steine war, die wie "Diamanten" glitzerten. Schon am nächsten Tag stieg ein Forschungstrupp an Seilleitern den Schacht und die anschließende Höhle. Gleich baute man eine Treppe bis hinunter in die "Rotunda" und den Weg weiter hinein in den Höhlengang. Auch ein Gebäude wurde gleich über dem Eingang errichtet. Weil man sofort Wert auf die Erhaltung der Tropfsteine legte, blieb alles in einem sehr guten Zustand. 4 Wochen brauchte man für die Arbeiten, dann wurde die Schauhöhle schon eröffnet - mit der "Kennedy Bridal Party". Also heiratete da jemand, der einen Teil der Zeremonie unter die Erde verlegte. Seither ist die Höhle fast durchgehend als Schauhöhle geöffnet gewesen, immerhin schon über 150 Jahre. 
Als 1854 die Eisenbahnlinie Louisville-Nashville erbaut wurde, schuf man auch einen Abzweiger in Glasgow junction in Richtung Mammoth Cave. Unterwegs gab es dann auch einen Haltepunkt "Diamond Caverns", was auch die Zahl der Besucher erhöhte.

Nachdem die Höhlenforscher die Höhle erworben hatten, begann auch neue Forschungsarbeiten. Man entdeckte nach der Entfernung von ein paar Steinen den Zugang zu einem über 80 m tiefen Schacht, der in große Räume führten, die noch nicht mit der alten Höhle verbunden sind. Auch in den altbekannten Teilen wurden nach Grabungsaktivitäten hunderte von Metern neuer Höhlenstrecken gefunden, "beautifully decorated virgin passages", einschließlich des größten Raumes des gesamten Höhlensystems.  

Gleich neben dem repräsentativen Schauhöhlengebäude steht heute ein weiterer Bau, sehr ansehnlich und wohl einzigartig. Wo gibt es sonst auf dieser Erde noch so etwas? Hier entsteht das National Cave Museum, das als Schwerpunkt die Geschichte des amerikanischen Schauhöhlenwesens hat und momentan (2018) intensiv im Aufbau begriffen ist.

Wir, Bernd Kliebhan und ich, hatten im April 2018 einmal die Gelegenheit, die Höhle zu besuchen. Das geschah außerhalb der normalen Besuchszeiten, sondern in Form einer Sonderführung für eine Fortbildungsveranstaltung von Nationalparkbeschäftigte für "cave management". Gordon L. Smith ließ uns dabei tiefe und verblüffende Blicke in das Schauhöhlengeschäft tun. Was ist das Wichtigste an einer gut geführten Schauhöhle. Viele Antworten sind da natürlich möglich, allein auf die "restrooms" wäre auch ich nicht sofort gekommen. Sie stellen aber, nachh Ansicht des Profis, für viele Besucher den ersten Anlaufpunkt dar, wenn sie bei der Höhle halten, und wenn die in Ordnung sind, dann haben die Besucher schon einmal einen positiven Eindruck bekommen und lassen sich auch auf eine Tour in die Höhle ein. Deshalb wird so großen Wert auf eine gute Ausstattung und ein ansprechendes Design der Toiletten gelegt und einiges investiert! An zweiter Stelle kommen dann die Führer, die besonders wichtig für den Eindruck der Höhle in der Öffentlichkeit sind. Gehen sie auf die Besucher ein, beantworten sie deren Fragen kompetent und sind die erzählten Geschichten auch humorvoll erzählt? Schauhöhlen sind kommerzielle Unternehmen und deshalb ist die Frage, womit man das Geld verdient, sehr wichtig. Rund 50 % Prozent der Einnahmen werden mit dem Verkauf von Souveniers und ähnlichem Zeug erzielt, ein Faktor, der überhaupt nicht zu unterschätzen ist. In der Höhle ist das Photographieren erlaubt, allerdings nur ohne Stativ, um eventuellen Unfällen vorzubeugen. Auch eine gut gestaltete Webseite sei heute wichtig. Man hat das vorgemacht und jeder kann sich so etwa auch über die Geschichte und die Geologie der Höhle vertieft informieren.

 

     
     
> Eingang
< Alte Inschriften
< Ein Altar

Literatur:

Sides, Stan B. Diamond Caverns - Jewel of Kentucky's Underground, 2007
Sloane, Howard N. Visiting American Caves, endorsed by The NSS, New York 1966

Links:

https://www.diamondcaverns.com/

Speläologisches in Kentucky


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