Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Seiryu-kutsu Cave

Hiraodai, Kyushu, Japan


Die Seiryu-Kutsu-Höhle, die "Blue Dragon Cave" liegt in einem der drei wichtigsten Karst- und Höhlengebiete Japans, Hirao-dai. Das wiederum liegt im Nordwesten der Insel Kyushu in der Provinz Fukuoka. Mit ihren 1.785 m Länge und 68 m Gesamthöhenunterschied gehört sie zu den bedeutendsten dort. 

Weißer Marmor ist das Gestein in dem sich die Höhle gebildet hat und der ist mindestens 300 Millionen Jahre alt. Als Besonderheit treten hier auch Scharen von sog. Dyks auf, ehemalige Gesteinsspalten, die später von vulkanischem Material aufgefüllt wurden und nun an einigen Stellen der Höhle wieder freipräpariert sind und auch teilweise den Laif des Wassers beeinflussen. 

Die Höhle war immer schon dem Menschen bekannt und genutzt. Ein Schrein steht in der noch vom Tageslicht erhellten Eingangshalle, der sowohl buddhistische wie shintoistische Züge trägt. Das gibt es eine Reihe von Buddhafiguren genauso wie einen Steinkasten, zwei steinerne Ampeln und etliche Opfergaben wie Flaschen voller Sake, Blumen usw. Jährlich wird auch ein Kultfest bei der Höhle gefeiert.

Der Höhlenkomplex gliedert sich in zwei Äste. Erst horizontal, später immer steiler ansteigend geht ein Höhlenteil nach rechts, meist aufrecht begehbar, bis zu einem weiteren höher gelegenen Eingang. Unterwegs sieht das kundige Auge an der Wand eine alte horizontale Wandvertiefung, die einen alten Laughorizont markiert.

Der für Höhlenforscher spannendere Teil führt vom Schrein nach links bis zu einer Verengung am Rand der Halle. Dort gilt es ein paar Stufen hinabzusteigen in ein tieferes Höhlenniveau. Wir kommen in den Bereich eines aktiven Bachlaufs, der auch noch eine höher liegende zweite trocken Etage aufweist. Hier tritt der prachtvolle Marmor mit den vielen Fließfacetten richtig zum Vorschein und macht die leichte Kriecherei zwischen Wasser und 1 m hoher Höhlendecke zur Befahrungsgenußstrecke. Sie windet sich mal nach rechts, mal nach links, immer weiter langsam ansteigend. Schließlich kann man seitlich ausweichen und über die leichtere obere Etage wieder zurücklaufen.

In einem Seitenteil des Systems, das nach dem deutschen Geologen, auch "Vater der japanischen Geologie" benannt worden ist, Ernst Naumann, hat dieser Knochen eines Elephanten gefunden, was einen kleine wissenschaftliche Sensation bedeutete.

Über die Höhle gibt es eine ausführliche, schön bebilderte Brochüre, das "Seiryu-kutsu (cave) Handbook", das allerdings nur in Japanisch geschrieben worden ist, herausgegeben von Kanda Town Board of Education". Es wäre wunderbar, wenn davon eine englische Version existierte.

     
     

Sake als Opfergabe

 


Literatur:

Bosted, Peter & Ann Caving in Central Japan, NSS NEWS, June 2000, p 174-179
Urata, Kensaku Formation of the Hirao-dai karst system, Fukuoka Prefecture, Japan, Reprinted from the Bulletin of the Akiyoshi-dai Museum of Natural History No. 44, March, 2009

Links: 

https://www.sasebo.ac.jp/~tosyo/14manabe2.pdf

Speläologisches in Hiraodai / Kyushu / Japan


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