Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Kulthöhlen südlich von Kanchanaburi, Thailand


Südlich von Kanchanaburi in Zentralthailand gibt es eine besonders große Konzentration von kultisch genutzen Höhlen, die kaum ihresgleichen wo anders hat.

Tham Khao Noi und Tham Seua

15 km südöstlich des Stadtzentrums nicht weit vom Ufer des Mae Nam Khwae, oft auch River Kwai genannt. Man muß gleich nach der Flußbrücke nach rechts abbiegen und dann der Teerstraße folgen. Die vielen Schilder an der Abzweigung sind ziemlich wertlos für jemanden, der kein Thai versteht, weil er sie nicht lesen kann! 15 km, das bedeutet, daß das für eine Promenade zu Fuß eigentlich zu weit ist. Ich mietete mir im März 2011 ein Fahrrad und erreichte so gut mein Ziel. Die Straße ist nicht viel befahren, nur anfangs passieren viele Lkws, die zu den Steinbrüchen wollen, die in den Karstbergen liegen. Auffallend sind auch die großen Grabanlagen für Chinesen entlang des Flußufers. Und wenn es gerade wieder so weit ist, dann erschrickt man vielleicht auch, wenn gerade wieder laute Böller abgefeuert werden, weil man die Geister vertreiben will, bevor der Tote in die Erde hinabgelassen wird.

Der Wat Tham Khao Noi (Kleinhügelhöhlenkloster) ist leicht zu finden, denn er liegt direkt neben der Straße und die ganze Anlage ist pompös gestaltet. Außerdem kommen aus großen Lautsprechern dauernd Mantragesänge, die wohl für eine passende spirituelle Atmosphäre sorgen sollen. Der Aufgang zur Höhle ist nicht zu verfehlen. Eine aufwendige Treppenanlage führt direkt nach oben - auf eine äußerste originelle Weise. Etwa auf halber Strecke betritt man nämlich durch ein Drachenmaul einen künstlichen Tunnel, der den Körper des Schlangendrachens darstellen soll. Innen ist der Gang auch noch ausgemalt mit Szenen aus dem Leben Buddhas. Und wer genau hinschaut, der findet viele gemalte Szenen, in denen Höhlen vorkommen! Beim Schwanzende betritt man wieder das Freie und kann nun über Stufen in die eigentliche Höhle hinein. Eine Wächterin achtet darauf, daß man die Schuhe auszieht!

Im Eingang steht das steinerne Grabhaus eines Chinesen. Man kommt zu einer Zwischenplattform, von der aus es in zwei Richtungen weitergeht. Nach oben geht man über Treppen und später über eine eiserne Wendeltreppe zum oberen Eingang. Von dort aus ist dann im Freien der höher liegende zweite Tempel zu erreichen. Wer in die Kulthöhle will, der muß auf der Ebene der Plattform bleiben und kann durch eine Türe in der Abmauerung den weiten Hauptraum betreten. Eine gewaltige Vielfalt an Kultobjekten liegt und steht hier herum. Natürlich gibt es den großen goldenen Buddha. Drumherum sieht man viele viele Nebenfiguren, teils sehr phantasievoll. Durch ein Deckenloch kommt Tageslicht herein, wenn es regnet auch der Regen.

Viel schwieriger ist der Weg zur Tham Seua zu finden. Man kann zwar die Klosteranlage auf dem Hügel aus der Ferne sehen, aber wie man da hinkommen konnte, das blieb mir ein Rätsel, das es keine Beschilderung gab. Längst war mein Ziel weit hinter meinem Rücken und noch immer gab es keine befahrbare Abzweigung. Noch weiter zu fahren erschien mir dann vollkommen sinnlos. Hinterher ist man immer gescheiter. 100 m weiter wäre der Abzweiger gewesen, aber das muß man erst wissen. Ich versuchte es über einen parallelen Nebenweg, der am Ende nur noch als Fußweg zu machen war. Ein paar bellende Hunde galt es noch abzuwehren, die sich wohl auch wunderten, daß da ein Mensch vorbeikam. Dann war es geschafft und das Kloster erreicht. Der Höhepunkt war gleich da. Ein prachtvolles Portal mit Schiebegitter bildet den Zugang zu der sehr besuchenswerten zweiräumigen Höhle. Im Vorraum steht eine Art Altar mit einem großen Lebensrad. Lange Wurzeln kommen durch die Decke und suchen sich ihren Weiterweg am feuchten Boden. Der Hauptraum besitzt ein Deckenfenster, durch das Tageslicht hereinkommt. Im Raum verteilt - Figuren, Figuren, Figuren.

Erstaunlicherweise gibt es in dem kleinen Hügel noch zwei weitere Höhlen. Die Eingänge sind leicht auszumachen, weil sie direkt an der Fahrstraße ihren Eingang haben. Eine führt in eine Fledermaushöhle, in dem im einem Seitenraum der typische Gestank herrscht. Geht man dem nach, dann scheucht man dutzendweise die Fledermäuse von der Decke auf, die wohl solchen Besuch nicht gewohnt sind. In der Nebenhöhle gibt es keine Flattermänner. Sie scheint noch weiterzugehen, aber eine abgesperrte Tür verwehrt weitere Erkundungen. Im Eingangsraum steht eine Kultfigur.

 
 
Eine Buddhagrotte

 

http://www.chimburi.com/thai191.htm


Wat Tham Mangkon Thong und Wat Tham Khao Laem

Relativ stadtnah zu Kanchanaburi liegen diese beiden Tempelanlagen mit Höhlen. Man kann entweder die Brücke über den Kwai im Süden der Stadt benützen oder, sofern man mit dem Fahrrad oder dem Mofa unterwegs ist, die chice kleine Plattformfähre über den Fluß ein paar Kilometer vorher. 4 bzw. 6 km von der Stadt entfernt befinden sich diese Höhlen jeweils in einem Karstturm.

Das Finden ist nicht ganz so einfach. Ich bin an beiden Anlagen glatt vorbei geradelt beim ersten und zweiten Versuch, als ich der MR 3429 folgte. Nirgends sind da nämlich irgendwelche auch Nichtthais lesbaren Tafeln aufgestellt. Irgendwann bekam ich nach 10 km Strecke das Gefühl, daß ich verkehrt war, weil die Berge schnell zürücktraten und vor mir nur noch Flachland lag. Auch beim Zurückfahren fuhr ich einfach daran vorbei. Ein weiterer Grund war die verwirrende Einzeichnung der beiden Heiligtümer in der Karte im Lonely Planet Führer. Der Richtungspfeil zeigt für die Tham Seua, die Tham Khao Noi und die beiden anderen in die selbe Richtung, was einfach falsch ist.

Bei einer zweiten Runde ab der Straßenabweigung hielt ich intensiver Ausschau nach Tempelanlagen und näherte mich so dem Wat Tham Khao Pun zuerst. Von einer Höhle war da zuerst nichts zu sehen. Erst die Nachfrage bei einem Mönch ergab, daß die Treppe, die seitlich dem Berghang hochführte, den Zugang bildet. Nach einem Knick geht es nach links und schon sind da die Eingänge in die erst tunnelförmige Höhle zu sehen. Schöne Buddhafiguren sind im Hauptraum. Aber das war es noch nicht. An zwei Stellen gehen Leitern einmal in die Höhe, einmal hinunter. Das sind massive Einbauten, gelb gestrichen, die weiter innen im Berg liegende Räume zugänglich machen, teilweise über Schächte. Filigrane Schönheiten braucht man nicht zu erwarten, es ist an Sinter nur das noch da, was nicht abgeschlagen ist. Vermutlich findet die Höhle für Meditationen Verwendung.

Ein beliebter Ausflugsort ist die Tham Mangkon Thong. Sie hat ein besonderes "Alleinstellungsmerkmal": eine "mâe chii", eine "auf dem Wasser treibende Nonne", die meditierte, als sie auf dem Rücken auf der Wasserfläche in einem Becken lag. Die Nonne, die damit anfing und zu einer großen Touristenattraktion wurde, ist inzwischen verstorben, aber es soll Nachfolgerinnen geben. Besonders bei chinesischen und koreanischen Besuchern soll das gut ankommen und sie strömen busweise heran.

Ich war wohl zu früh am Tage da. Der Rummel soll ab 5 Uhr nachmittags beginnen. Die Händler bauten gerade ihre Stände auf und breiteten die Waren darin aus.

Das spielt sich wohl im Vorgelände des Höhlentempels ab. Dieser ist über eine "Nagatreppe" erst erreichbar, d.h. endlos lange schlangenförmige Geländer mit grauslich ausschauenden Fratzen schmücken die grad hinaufsteigende Treppe. Droben schaut man gleich in die Fratze einer Art Gespenst, die vor den Höhleneingang gebaut ist. Seitlich geht es in die Höhle. Die Schuhe muß man natürlich ausziehen und sie dort stehenlassen. Das wird noch eine Rolle spielen! Die Höhle kann nämlich durchquert werden, weil es auch einen höher gelegenen Schachteingang gibt. Will man dort hinaus, dann heißt es eine Eisenleiter hochzuklettern, deren Sprossen 5 mm starke Eisenstäbe sind. Da drauf zu treten, das kann richtig weh tun, aber wieder zurückzukriechen und zu laufen, um die Schuhe dort anzuziehen - wer macht das schon. Eine Art vorgezogenes "Fegefeuer" ist das halt. Wer hat denn nicht "gesündigt" schon auf dieser Welt?

So viele Kulthöhlen man auch anschaut - sie sind alle irgendwie gleich und halt doch auch verschieden. Hier ist der linke Seitenraum abgeschlossen durch eine rötlich angestrichene Holzwand mit Fenstern. Hier hat wohl mal eine verehrte Persönlichkeit einmal meditiert. Der Boden ist mit vielen Steinplatten verkleidet. Verschiedene kleine Figurengruppen schmücken den Raum.

Am anderen Ende geht es in eine richtige Karsthöhle. Alles ist elektrisch beleuchtet, spärlich zwar mit ein paar Glühbirnen, aber das reicht ja. Etwas spannender wird es ab einem Schluf. Da hilft nichts. Es heißt, sich auf den Bauch zu legen und durchzuschliefen, wenn man da weiter will. Genug Leute haben das schon gemacht. Die Felsen sind richtig abgeschliffen und deshalb glatt glänzend. Endlich wird es wieder höher und ein Schimmer von Tageslicht ist zu sehen. Dann kommt diese Eisenleiter, die den Weg nach draußen ermöglicht, wenn auch mit Schmerzen. Natürlich steht da unterwegs auch wieder eine "donation box", die man füllen sollte, um auch weiterhin die Beleuchtung der Höhle mit Elektrizität zu ermöglichen!

 

 
 
 

http://www.chimburi.com/thai189.htm


Khao Pun, auch Koapoon Cave

4 km südlich von Kanchanaburi an der Fernstraße 3228 liegt die Tempelanlage des Wat Tham Khao Pun. Sie ist auch mit der Fähre über den River Kwai, genauer dem Khwae Noi, von der anderen Seite her einreichbar. Man hat dann einen kurzen Anstieg zu bewältigen, überquert die längst aufgebene berühmte Eisenbahnlinie, die nur noch aus einem Schaugleis besteht, geht durch eine Hüttenzeile mit lauter Verkaufsständen und kommt dann zu einer großen Buddhastatue, die von der lokalen Bevölkerung sehr verehrt werden soll. Von hier hat man einen Sterneblick über einen herrlichen Abschnitt des Kwaitals, der an dieser Stelle die Kette der Kalkberge durchschneidet.

Zur Tempelanlage gehört eine Höhle, die mehrere Räume aufweist und durch ein System manchmal richtig enger Spalten miteinander verbunden ist. In den Sälen sind Statuen Buddhas und hinduistischer Gottheiten aufgestellt. Man verlangt heute schon richtig Eintrittsgeld und nicht mehr nur eine "Spende". Sie soll schon viele Jahre alt sein, schriftliche Aufzeichnungen darüber kennt man offenbar nicht. Immerhin ist überliefert, daß schon 1870 König Rama V, der offenbar ein richtiger Höhlenenthusiast war, was das Auftauchen seines Namens im Zusammenhang mit vielen anderen Höhlen in Thailand zeigt, dort gewesen ist. Daß er auf dem Wasserweg hierher kam, das weiß man auch noch.

In der Geschichtsschreibung taucht die Höhle im 2. Weltkrieg auch noch einmal auf. Was da wirklich los war? Der Prospekt, den man an der Höhle ausgehändigt bekommt, beschreibt ihre Funktion vollkommen anders als der Lonely Planet Führer. Im Faltblatt ist davon die Rede, daß die Japaner "at the rear of the temple by river" das Gelände als "nursing camp" benutzt hätten, das den Namen "Koapoon hospital" trug. Das klingt sehr beruhigend, befriedend. Im LPG heißt es, die Japaner hätten die Höhle dazu benutzt, dort Waffen und andere Kriegsausrüstung zu lagern. Einige Räume in der Höhle seien dazu benützt worden, um Gefangene dort festzuhalten und zu foltern. Deren Schreie sind heute nicht mehr zu hören.

Noch ein grausames Ereignis hat sich dort zugetragen. 1995 brachte ein drogenabhängiger Mönch eine Touristin dort um und warf ihren Körper in ein Schachtloch. Davon findet man einige, wenn man durchs Gelände streift. Vermutlich haben es die Leute irgendwann gerochen und haben die Untat entdeckt. Dem Mönch wurde sein Mönchsgewand abgenommen und zum Tode verurteilt. 1996 verwandelte der König die Strafe zu lebenslanger Haft. Das sind alles alte Geschichten, und wenn man sie nie gehört oder gelesen hat, dann machen sie auch nichts mit einem. Wenn man sie aber kennt... In welches Loch in der Erde hat denn der Mönch die Frau geworfen? Kein Erinnerungsstein ist da errichtet, oder bin ich einfach nicht an ihrem "Entsorgungsort" vorbeigekommen?

 
 
 
 
 

 

Link:

http://www.chimburi.com/thai185.htm


Höhlenname Lage Besonderheiten
Tham Daowadung im Sai Yok Nationalpark, 100 km nordwestlich von Kanchanaburi  
Tham Kaew im Sai Yok Nationalpark, 100 km nordwestlich von Kanchanaburi 8 Räume, angeblich eine der schönsten Tropfsteinhöhlen Thailands
Tham Lawa in der Südwestecke des Sai Yok Nationalparks, 100 km nordwestlich von Kanchanaburi  
Tham Mangkorn Thong unmittelbar nach Kanchanaburi am rechten Ufer des Mae Nam Khwae Noi nach dem schwimmenden Dorf 95 Stufen führen bis zum Eingang der Tropfsteinhöhle, natürlicher Durchgang
Tham Phra im Sai Yok Nationalpark, 100 km nordwestlich von Kanchanaburi  
Tham Sai Yok im Sai Yok Nationalpark, 100 km nordwestlich von Kanchanaburi  
Tham Sukho Khao Laem National Park, gleich in der Nähe des km 42 südlich von Sangkhalaburi großer Höhlenschrein

Literatur:

Munier, Christopher Sacred Rocks and Buddhist Caves in Thailand, White Lotus Press, Bangkok 1998
Dunkley, John R. The Caves of Thailand. Speleological Research Council Ltd., Sydney 1995
Aasen, Clarence Architecture of Siam: A Cultural History and Interpretation. Oxford: Oxford University Press 1998.

 

 


Landschaft und Höhlen in Thailand


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