Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

 

Landschaft und Höhlen in der Catlins-Region, Südinsel, NZ


Südöstlich von Ivercargill, der südlichsten Großstadt Neuseelands auf der Südinsel, liegen die Catlins. Kennt die jemand? Irgendwie typisch ist, daß man nur das Internet aufmachen muß und die Webseite dieser Region, und schon erfährt jeder vom "best kept secret" von Neuseeland, dem Catlins Coast Heritage Trail. Was sind das für Geheimnisse, die man sofort an jeden "verrät"?

5 Stunden zusätzlichen Zeit"aufwand" müsse man einrechnen, wenn man den 70 km langen "Umweg" von den Hauptroute von Dunedin nach Te Anau in Kauf nehmen würde. Der Lonely Planet Führer entdeckt "enchanting", also bezaubernde Qualitäten, "a region of beautifully isolated forests and wildlife-filled bays".

Die Maoris waren schon früh in der Gegend auf der Suche nach Nahrung, Gelegenheiten für Handel und einfachem Zusammenkommen. Die Europäer kamen her, um Wale zu jagen, die Wälder abzuholzen und auf der Suche nach Gold. Wenig ist davon noch zurückgeblieben (Die Wälder fehlen heute noch immer - aber das, was "fehlt" ist praktisch nur sehr schwer anschaulich zu machen / immer nur in dieser Vorher/Nachher-Perspektive).

Gibt es da was für den "Caver"? Eher nicht. Für den "Forscher" schon gar nicht. Denn wo soll da was sein, was noch seiner "Erforschung" harrt? Der Höhlenliebhaber dagegen findet schon ein paar Stellen, die alle schön gekennzeichnet sind. Es ist überhaupt kein Problem sie zu finden, es gibt eher schon zu viel der Fürsorglichkeit.

Beispiele?

In allen Reiseführern wird "Jack's Blowhole" angepriesen. Das 55 m tiefe Schachtloch liegt etwa 200 m von der Steilküste entfernt und ist unterirdisch über einen Tunnel mit dem Meer verbunden. Es wurde nach dem Häuptling Tuhawaiki benannt, der den Spitznamen Bloody Jack hatte, weil er so oft sich der englischen Sprache bedient hatte.
Erst legt man viele Kilometer auf der Straße von Papatowai nach Balclutha zurück, läßt sein Fahrzeug am Parkplatz am Meer zurück und macht sich auf einen Marsch von 30 Minuten bereit. Dann gibt es da ein kleines Eisenkästchen, die "Honesty Box", wo man seinen Erwachsenenobulus entrichten soll, wir haben das auch getan, und dann....
Dann kamen wir an einen Zaun und bei dem war das nächste Schild: "BLOWHOLE Track closed tue to: LAMBING". Tja, da hast du das gemacht, was auf englisch so unübertrefflich "when you are in Rome, do as the Romans do" heißt, und dann "LAMBING". In welchem anderen Land der Erde hängt die Zugänglichkeit der Höhlen vom Fortpflanzungszustand der Schafe ab? Ich war schon ein bißchen erzürnt und habe deshalb probiert, auf Meereshöhe nähe an das Blowhole heranzukommen. Das gelang mir nicht, auch weil ich nicht viel riskieren wollte, aber ich habe einen faszinierenden Blick in die Außenwelt der Steine auf diese Weise geworfen. Wofür sind die scheinbaren "Rückschläge", die wir "erleiden", nicht wieder gut? Oft bringen die uns im Leben ja noch "ganz wo anders hin", wo wir uns überhaupt nie hätten träumen trauen! Unglaubliche Farben und Formen war da. Ein Festmoment für den Steinfotographen!

 
 
 
 
 
     
     

Sehr ernüchternd war der Versuch, die Cathedral Caves zu besuchen. Als wir endlich den Abzweiger von der Hauptstraße zwischen Fortrose nach Papatowai gefunden hatten, waren da lauter Schilder. Das Treffendste: "Road closed. No entry". Mir kam das wie ein Symbol für Neuseeland vor. Wer hat die Straße geschlossen? Warum? Wir hatten dieses Erlebnis ja schon am Milford Sound gehabt. Da mußten wir auch einen Extratag einlegen, weil offiziell erklärt worden war, daß es zu gefährlich sei, die einzige Verbindungsstraße zwischen Te Anau und dem Milford Sound, besonders in der Nähe des Tunnels, wegen Lawinengefahr zu befahren. Die Feststellung dieses Zustands ist inzwischen "privatisiert". Keine staatliche Behörde soll heute diesen Zustand feststellen, sondern eine vom "Staat" dazu beauftragte Gesellschaft. Seit einiger Zeit verfolgt uns ja schon die Mär von den Segnungen der "Privatisierung", wenn sie endlich der staatlichen bürokratischen Gängelung entgangen ist. Da ist sicherlich viel dran, weil eine bürokratische Staatsverwaltung alles andere als wirklich "gut" ist. Alle, die damit zu tun gehabt haben, haben ihre guten und schlechten Seiten davon mitbekommen. Das beginnt mit Bestechung und endet irgendwo bei Unfähigkeit, im Alphabet noch weiter, Überforderung....

Das Gebiet über der Höhle wird von Maoris besessen und verwaltet, und der Trust für dieses Gebiet öffnet oder schließt das Tor. Nun kamen wir halt gerade hin, als es zu war. Pech? Schicksal? 6 NZ-$ gespart?

Wenn man aber abgewiesen worden ist, dann schaut man noch viel intensiver nach den Orten, die offen sind. "Offen", das sind halt alle Blowholes, die Löcher, die dem Meerwasser zugänglich sind und durch die es in die Erde eindringt und, wenn es dann halt geht, wieder auch hinausschießt. Und das war gleich eines dieser Löcher: die "SPOUTING CAVE". Ich hab versucht hinzukommen, habe aber dann aufgegeben. Erst mußte ich an paar undefinierbar freundlichen/unfreundlichen Rindviechern vorbei, dann an einem Stacheldrahtzaun im Zentimeterbereich vorbei und blieb schließlich im von den Rindern zerstampften Erdboden stecken. Und da waren noch mindestens 500 m Oberfläche dieses Planeten bis zur Blasöffnung vor mir. Stursein und weitermachen bis zum, vielleicht, bitteren Ende? Wozu? Da gibt es nichts mehr zu "entdecken"? Zumindest öffentlich nicht, siehe Schild an der Straße. Persönlich schon noch, ich komme wohl mal wieder - und dann mit viel Zeit und wenigen anderen Zielen, die ich auch noch "abhaken" will. (Warum sperrt man uns an den Schulen bloß Jahre länger ein, bloß weil ich im November 1948 geboren bin?).

 

 
 
   
Curio Bay
 
 
 
 
 
 
 

Literatur:

Bain, Carolyn und andere New Zealand, lonely planet 2006

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