Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen im Franz-Joseph und Fox Glacier, South Island, NZ


"At first only silence,

and then slowly a dull roar
...."
(Violinist at the Edge of an Ice Field, Stephanie de Montalk, in: Brown..)


Sind Gletscher Ungeheuer, unberechenbar, höchst gefährlich, schrecklich nur? In dem oben angeführten Gedicht heißt es weiter: "dismiss the mythical beast beneath the surface...the glacier is little more than hexagonal plates..". Es lohnt sich, das Gedicht im Original und vollständig zu lesen. Hier soll es nur extrem ausschnitthaft angeführt sein.

Wer zum Franz-Joseph-Gletscher auf der Südinsel von Neuseeland will, noch viel mehr als am Fox Glacier, der von vielen als viel besuchenswerter bezeichnet wird, der wird massivst abgeschreckt davon, vom direkten und unbegleiteten Besuch. Eine Batterie an Verbotsschildern soll einem zeigen, was da alles auf einen warten könnte an Gefahren, Kilometer vor dem Gletscher schon sperrt ein Holzbalken den Weg, nur ein vorsichtiger Blick auf dieses große Eisereignis weit vor einem ist möglich. Dann soll wohl der normaler Besucher gleich wieder umkehren.

Die Taktik ist, daß sich der Besucher, der wirklich nahe ans Eis will, sich in die "sicheren" Arme der "Führergesellschaften" begeben soll, die sie dann in Gruppen geordnet, in uniforme Anoraks gekleidet, wie das Vieh an die "gefährlichen" Stellen geleitet. Es funktioniert. Die Allermeisten bezahlen ihren stolzen Preis, marschieren hin, erklimmen wohl meist auf dem kurzen ins Eis gehackten Steig ein kurzes Stück des Gletschers und marschieren wieder zurück. Nichts passiert. Wäre wohl auch sonst nichts passiert, aber davon wird nicht geredet. Und wenn was passiert wäre, dann hätten das die "Führer" auch nicht verhindern können, denn das Eis macht einfach, was es macht. Kümmert sich überhaupt um menschliches Getue, Gerede, Geschreibe.

In den Gletscher hineinschauen, hineingehen? Man sieht zwar in den Prospekten, die einen dazu verleiten sollen, die Dienste der Guides zu beanspruchen, lockende Bilder von Mädchen im blauen Eis, aber ohne die Anleitung von "Experten" ist das wohl nicht anzuraten, so zumindest der Eindruck, der öffentlich erweckt werden soll.

Als ich an diesen Gletschern war, da hab ich mich an alte Erfahrungen mit Gletschern besonnen. Schließlich war ich schon in Norwegen am Nigardsbreen und am Svartisen schon unterhalb des Eises, hab in der Eiskapelle am Watzmann meine Erlebnisse gehabt, da hatte ich einfach das Vertrauen, daß mir auch hier nichts passieren würde, wenn ich es nicht zu weit treibe. Und es hat geklappt. Ein paar Schritte waren auch hier immer möglich unter den Eisrand. Das Eis schiebt sich über den Fels herunter. Wo sich Unebenheiten auftun, da gibt es Hohlräume, und die kann man sich als Mensch manchmal auch hineinschieben. Da der Himmel bedeckt war, gab es leider keine Blaueiseffekte. Schmutziges Grauweiß dominierte als Farbe. Spaltenförmige Öffnungen zeigten sich vorwiegend. Das Geräusch rinnenden Wassers herrschte vor, gelegentlich polterte ein kleiner Fels herunter. Eine Art gespannten Zwischenzustands zwischen Zusammenbruch und gelöster Spannung. Hier ein Bild, dort auch noch eins. Und ein schneller Rückzug. You never know.

Die Maoris kannten den Gletscher natürlich auch schon längt, bevor er 1865 von dem deutschen "Entdecker" Julius von Haast nach dem damals in Österreich gerade regierenden "Franz Josef I" "Franz-Josef-Gletscher" genannt wurde. Der Maoriname ist "Ka Roimata o Hinehukatgere". Schwierig zum Aussprechen. In 3300 Metern Seehöhe beginnt er und reicht bis herunter am ca. 200 m, womit er, zusammen mit dem Foxgletscher, der niedrigste Gletscher über Meereshöhe ist. Warum gibt es hier so viel Eis? Es regnet hier einfach so viel, 10mal mehr als an der Ostküste, weil viel warme und feuchte Luft über das Tasman Sea auf den Mount Cook trifft. Vor 150.000 Jahren war er noch viel größer, aber das Schmelzen und Wiederanwachsen der Gletscher war bislang wenigstens noch zyklisch. Der FJG gilt als ein "warmer Gletscher", weil er pro Tag rund einen halben Meter "fließt". Wissenschaftler erklären das mit dem relativ warmen Gestein und dem vielen Wasser, das über Wasserfälle rechts und links des Eises unter den Gletscher fließt und so eine Art Gleitmittel bildet.
Sehr eindrucksvoll sind die Schilder am Straßenrand, die zeigen, wo vor rund 200 Jahren mal der Rand des Gletschers war. Dann fährt man und fährt man und dann muß man immer noch Kilometer laufen, ehe man den heutigen Gletscherrand kommt.

Auf der WIKIPEDIA-Seite (Oktober 2007) über den FJG wird was verbreitet, das sicherlich G.W.Bush freuen wird, nämlich, daß "Gletscher als "globale" Indikatoren eher ungeeignet erscheinen für den Klimawandel". Sie können vermelden, daß die Zunge des Gletschers sich im Augenblick "etwa 80 m pro Jahr verlänger". Ich habe auch gelesen, daß der Mont Blanc um 2 m höher geworden ist. Entwarnung? Es gibt kein CO²-Problem auf dieser Welt! Wozu hat dieser Gore den Friedensnobelpreis bekommen? Alles Käse?

Wir "dürfen" ja nicht mehr selber an die Gletscher heran, nur noch in Begleitung - und die werden uns schon die "richtigen" Erklärungen für unseren heutigen Zustand geben! Den "Bush" oder den "Gore"?

 

 
 

 

 

Franz-Josef-Glacier

 
   
 

Fox Glacier

   

Literatur:

Brown, James, edited by the nature of things, Nelson 2005
Bain, Carolyn und andere New Zealand, lonely planet 2006
Gebauer, Bruni, Huy, Stefan Neuseeland, VISTA POINT, Köln 2006

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