Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

 Höhlen im Lavafeld von Hallmundarhraun / Island


Hallmundarhraun ist ein etwa 50 km langes Lavafeld in der Borgarfjördur-Region im Westen Islands, das vor über 1.000 Jahren entstanden ist und ein Gebiet von rund 200 km² bedeckt. Das vulkanische Material, dessen Menge man auf 2 bis 3 km³ geschätzt hat, stammt aus zwei Kratern an der Flanke des Langjökull-Gletschers. Der Name "Hallmundar" stammt von einem Troll, der in einer Höhle gelebt habe. Er wurde nach einer bekannten isländischen Sage von Grettir dem Starken, einem Geächteten, besucht und überwinterte bei ihm. Dabei soll er auch mit den Töchtern des Trolls gespielt haben. Es birgt eine Reihe der größten und berühmtesten Höhlen Islands.

Erreichbar ist es von Reykjavik aus auf der Nationalstraße 1, der man 20 km folgt. Nach Bogarnes biegt man nach rechts auf die Straße Nr. 50 ab, anschließend nimmt man die Nr. 580. Man kommt am Hraunfossar-Wasserfall vorbei, bei dem das unterirdisch fließende Wasser aus dem Lavafeld wieder an die Oberfläche kommt. Man fährt dann auf der F35 in Richtung auf den Bauernhof Kalmanstunga. Wer Weg ist gut bezeichnet.

Vom Weg zur Surtshellir zweigt nach links ein Fahrsträßlein zum Hof Fljotstunga ab, von wo aus man eine der wenigen isländischen Schauhöhlen erreicht: die Vidgelmir. Sie ist 1.585 m lang und eine der großräumigsten Islands (die maximale Höhe ist 16 m, die maximale Breite 17m). Man hat ein Volumen von 148.000 m³ errechnet. Ausgrabungen haben ergeben, daß sie bereits den Wikingern bekannt war. Ungenannte "Spezialisten" hätten sie als "one of the most remarkable caves on earth" bezeichnet. Na ja.

Man fährt weiter, durchquert in einer Furt ein Flüßchen und erreicht, wohl bezeichnet, den Haupteingang in die Höhle. Große Hinweistafeln klären den Besucher über alles Wichtige auf. Typisch Isländisch ist, daß es nirgends ein Kassenhäuschen gibt, kein Klohäuschen, nichts, nur die pure Natur, allenfalls ein paar in den Boden gesteckte Bänder, die die Besucherströme auf einem schmalen Terrain durch das leere Land leiten sollen, um zu verhindern, daß sinnlos ein breites Gelände niedergetrampelt wird, wo es doch ein paar Quadratmeter doch auch tun.

Das Höhlensystem von Surtshellir-Stefánshellir gehört im Grunde zusammen, ist aber wegen eines Einsturzbereich von 35 m Länge in zwei gespalten. Der Name könnte entweder von "hellirin sortur" kommen, "schwarze Höhle", oder nach dem feurigen Riesen Surtur, der seine Wohnstätte in einer Höhle gehabt hätte. Die Gesamtganglänge beträgt ungefähr 3,5 km, aufgeteilt in 2 Segmente von 1,970 km (Surtshellir) und 1,5 km (Stefanshellir). Nur 18 m Höhenunterschied gibt es zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt des ganzen Systems, die maximale Breite eines Höhlenteils ist 27 Meter. Die Dicke der Höhlendecke schwankt zwischen 8 m und 0 m. An 10 Stellen kann man in das System einsteigen. Der Hauptteil der Surtshellir-Höhle ist ein langer Felsschlauch von 8 bis 10 m Höhe. Die Stefanshellir stellt sich eher als ein Labyrinth von Gängen, öfters mit Eisboden, dar.
Schon in den isländischen Sagas wird die Höhle erwähnt, und zwar mehrfach. In der Sturlunga Saga werden die Ausgestoßenen in der Höhle erwähnt im Zusammenhang mit Eirikrlegende. Die erste schriftliche Erwähnung der Höhle stammt von Arngrim 1675. In den nächsten Jahrhunderten gibt es viele Besuche und noch viel mehr Erwähnungen in der Literatur, so daß diese Höhle als "die" Lavahöhle" auf der Welt galt. Immanuel Kant war wohl der Erste, der in seiner "Physischen Geographie" mit Bezug auf die Surtshellirhöhle die erste Entstehungshypothee für Lavahöhlen formulierte, und sie als "kaum zu glauben" bezeichnete. Kant - Inhaltsverzeichnis Band 9 / 0046353b7ae5e725bb000000.pdf
Richtige Höhlenforscher erkennt man auch daran, daß sie sich Gedanken machen, ob es nicht noch Fortsetzungen jenseits der bekannten Höhlenenden immer gibt. Cris Wood zählt sicherlich dazu. Mit Hilfe geophysikalischer Methoden hat er und andere 2001 das Gebiet oberhalb der Stephanshellir untersucht und was haben sie gefunden? Eine weitere lange Tunnelhöhle, die allerdings einen bedeutenden Nachteil hat: Es gibt keinen natürlichen Zugang zu ihr und so ist sie bislang nur fernerkundet worden, die Hulduhellir.

Von der Kalmanshellir, die dem Ursprungskrater am nächsten liegt, gibt Hoarson 4 km als Länge an, ein weiteres großes Höhlensystem.  

Uns standen im Juli 2015 bei der Islandreise gerade mal 4 Stunden zur Verfügung. Das reichte gerade einmal für mich einen Kurzbesuch im westlichen Endteil der Surtshellirhöhle, um ein paar Photos solo zu machen. Die Truppe spaltete sich in Grüppchen auf, unterschiedlich ehrgeizig im System herumstreunten. Eine Gruppe versuchte auch noch die Stephanshellir in diesem kurzen Zeitraum zu durchqueren, was mißlang. Schließlich brach der Bus vom Parkplatz auf, fuhr zurück und dann den Weg weiter zur Stephanshellig. Da kamen sie dann alle strahlend wieder aus der Unterwelt - offenbar prall gefüllt mit tollen Erlebnissen. Insbesondere der rutschige Eisparcours hatte Eindruck gemacht.

 

 
     
 
     
   
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
Zurück von der Stefanshellir  
     
Hraunfossar

 

Literatur:

Fritsch, E., Eichbauer, E. Islands Höhlenwelt, Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde Oberösterreich, 1/1986, S.5-34
Hroarsson, Björn Lava Caves in the Hallmundarhraun Lava Flow, Western Iceland, 6th International Symposium on Vulcanospeleology, p 85ff.
Hróarsson, Björn Hraunhellar á íslandi, 2. Auflage 1991, Rejkjavik 1990
Laumanns, Michael Die Höhlen Islands, Mitt. Ver. dt. Höhlen- u. Karstforsch. 33 (1) München 1987, p. 4-15
Mills, M.T. The Subterraanean Wonders of Iceland, 1981
Parnell, Fran, Presser, Brandon ICELAND, lonely planet, London 2010
Verico, Paolo, Peder, Wally Lava E Ghiaccio A Surtshellir, Speleologia 13-1985, S. 34ff.
Wood, Chris, Cheatham, Paul, Polonen, Heli, Watts, Rob, Jonsson, Sigurdur S.
DISCOVERY AND SURVEY OF HULDUHELLIR, A CONCEALED (ENTRANCELESS) LAVA TUBE CAVE IN THE
HALLMUNDARHRAUN, W.C. ICELAND, XI International Symposium on Vulcanospeleology, Azores – 2004, S. 40ff.
 
Wood, Chris, et al. Discovery and Survey of Hulduhellir, a Concealed (Entranceless) Lave Cave in the Hallmundarhaun, W.E. Iceland,  in: AMCS Bulletin 19 / SMES Boltin 7-2004, S. 79

Links:

Island Reiseführer iceland.de: Surtshellir
Surtshellir Cave | Visit West Iceland
guided lava cave tours iceland
ISV6x19.pdf
Cave Viðgelmir og Surtshellir
 Nýr hellir uppgötvaður í Hallmundarhrauni

 

 

https://books.google.de/books?id=o6hgAAAAcAAJ&pg=PA61&hl=de&source=gbs_toc_r&cad=4#v=onepage&q&f=false / Christian Wilhelm Ritter, Beschreibung der grössten und merkwürdigsten Höhlen der Erde, 

Landschaft und Höhlen in Island


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