Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen in der Berounkaschlucht und der Umgebung


Zwischen Beroun und Karlstein liegt sicherlich der reizvollste Teil des Böhmischen Karsts. Die Berounka hat sich in die Kalktafel eingekerbt und fließt nun in einem von weißen Felspartien gesäumten Flußbett. Autofahrer können nur zwischen Srbska und Karlstein auf einer schmalen Straße fahren, zwischen Srbska und Beroun ist ein Dorado der Wanderer und Radfahrer. Allzu romantisch ist es dennoch nicht. Auf der Südseite des Flusses verläuft die Bahnlinie, die ständig von Personen- und Güterzügen genutzt wird, und ausgerechnet im schönsten Teil der Flußstrecke ist ein Steinbruch in Betrieb, wo laufend massiv gesprengt wird, so daß die Idylle laufend gestört wird.

In der 25.000er Karte Cesky Kras sind unmittelbar in der Schlucht zwei Höhlen eingezeichnet, die Alkazar - lezecky teren und die Barrandova jeskyne, im weiteren Umkreis noch ein paar mehr.

Die Alkazarhöhle liegt mitten in einem ehemaligen Steinbruch. Dunkle Portale sind genug in den Steilwänden zu sehen, die stammen aber meistens von alten Stollen, die beträchtlich nach innen reichen. An einer Stelle wurde ein natürlicher Schrägschlot angefahren, der offenbar, den Trittspuren nach zu schließen, häufiger benutzt wird, um eine höhere Steinbruchetage zu erreichen.

In der Nähe dieses Steinbruchs mündet die Lodenice, ein Seitenbach. Von Hostin führt ein schöner Wanderweg durch eine Schlucht mit einigen felsigen Teilen hierher. Die Lodenice wird auch von einer kleinen Quelle gespeist, die in Svaty Jan pod Skalou entspringt. Dort hat sich eine kleine Tuffhöhle gebildet, die zu einem Wallfahrtsort geworden ist. Sie liegt in der Kirche des dortigen Benediktinerklosters. Der Sohn des damaligen Herrschers über die Untergebirgsgegend des Riesengebirges, Ivan, wollte, so eine alte Sage, um 880 n. Chr. ein Leben führen, das ihm die christliche Vollkommenheit bringen sollte, und zog in diese Höhle zurück, lebte nur von Waldfrüchten und der Milch einer zahmen Hirschkuh. Der erste christliche Fürst Tschechiens, der in der Nähe auf einer Burg wohnte, und seine Frau besuchten ihn mal. Von ihnen erbat der Einsiedler die Entsendung eines Geistlichen, der ihm die Eucharistie bringen sollte. Dies paßte auch tatsächlich bald darauf und in der Höhle wurde einen heilige Messe gehalten. Der selige Ivan starb bald darauf und zu seinem Andenken wurde in an dieser Stelle eine Kirche zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers errichtet. 1205 wurde dort ein Kloster gegründet. 1661 bekam die Höhlenkirche ihre heutige Form. Die neue Kirche gleich daneben war vom Einsturz bedroht, weshalb sie 1710 unter der Leitung von Christoph Dienzenhofer erneuert wurde. Der Zustand der Kirche ist heute prekär, wozu sicherlich die langjährige Vernachlässigung durch die Nachkriegsherrscher beigetragen hat. Schließlich war hier lange Zeit ein Trainingslager der Geheimpolizei!
Sehr lohnend ist die Wanderung auf den Gipfel oberhalb des kleinen Ortes, von wo aus man einen prachtvollen Blick ins Land und vor allem auf das enge Tal des Lodenice hat.


Die Quelle in der Kirchenmauer
Darstellung des seligen Ivan
in der Höhle an der Kirchendecke
Höhlendarstellung im Fuß
des Altarbildes in der Heilig-Kreuz-
Kirche
 
Kleine Höhlen
im Lodenicetal

Die Barrandova jeskyne ist sehr gut ausgeschildert und ein ausgetretener Trampelpfad führt zum Eingang in der Felswand oberhalb des Flusses. Eine glatte Platte ist zu überwinden, was manchem wohl etwas schwer fallen könnte. Der Eingang ist nicht zu übersehen, der als hoher Spalt in der Wand sich öffnet. Ein kurzer Verbindungsgang mündet in einen quer verlaufenden Schlüsselochgang, der nach oben etwa 20 m und nach unten bis zu einem weiteren Ausgang, immer größer werdend, führt. Zwischendrin zweigt dann ein steiler Gang ab, der nach unten abbricht. Direkt am Fluß ist eine weitere viel besuchte Höhlenöffnung, in die schon unendlich viele Menschen gekrochen sind, wie die abgewetzten Felsen bezeugen.

Abgewetzter Stein am
Höhleneingang

- ein Menschenschliff
analog zum "Bärenschliff"

Zweiter Eingang

 
In einem Restaurant in Srbsko

Auf der Südseite der Schlucht liegt bei Koda ein weiteres Höhlengebiet, das vor allem die Kodská jeskinie birgt, eine Höhle mit reichem archäologischem Fundgut.

 

Kleine Höhle in der Nähe - mit
Katasternummer und altem Kochtopf!

 

Ein großer aufgelassener Steinbruch im Plateau oberhalb

- Amerika

Literatur:

Kucera, Bohumil, Hromas, Jaroslav, Skrivanek, Frantisek Jeskyne a propasti v Ceskoslovensku, Academia, Prag 1981
Bilkova, Daniela, Cilek, Vaclav, Hromas, Jaroslav, Novotna Jirina Navstivte... PODZEMI v Cechach, na Morave, ve Slezsku, Olympia, Praha 2002

Links:

Landschaft und Höhlen im Böhmischen Karst


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