Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Neischlgrotte im Botanischen Garten in Erlangen, Bayern
Das Erlebnis "Höhle" hat den Menschen immer schon begleitet. Schließlich stammen wir alle aus der "Urhöhle", dem Bauch unserer Mutter, und werden in diese Welt gebracht über ein "Durchschlupferlebnis". Später kommen viele von uns wieder mit "Höhlen" in Kontakt, wobei dies meist auf einer ganz anderen Ebene passiert, nämlich wenn wir auf dieser Erde mit den natürlich entstandenen Hohlräumen in unserem Heimatplaneten in Kontakt kommen.
Für einige Ausnahmepersönlichkeiten wird dies zu einem lebenprägenden Erlebnis. Einer davon war sicherlich Adalbert Neischl, der ein "Major a.D." und ein "Dr." im Laufe seines Lebens wurde. Seine intensiven Forschungen in den Höhlen der Fränkischen Alb gaben den Anstoß dazu, 1906 für die "Bayerische Jubiläums-Landes-Ausstellung" in Nürnberg den Nachbau einer Jurahöhle zu schaffen. Das Echo war sehr positiv, aber wie konnte dieser Beitrag langsfristig gesichert werden?
Neischl bot der Universität Erlangen an, die "Höhle" und den geologischen Schichtaufbau im Botanischen Garten in veränderter Form zu "Lehrzwecken" wieder aufzubauen. Da trafen und treffen zwei Welten aufeinander: Natur und Kultur, Begeisterung und bürokratische Weltverwaltung. Die Universitätsverwaltung fragte erst einmal bei der zuständigen Regierungsbehörde nach, ob sie so ein Geschenk überhaupt annehmen dürfe. Nachdem Neischl selber für die Kosten der Verlegung aufzukommen bereit war, wurde der Antrag genehmigt und die Höhle im Botanischen Garten aufgebaut. 1907 wurde sie offiziell eröffnet - zum 164. Stiftungstag der Universität, "feierlich", heißt es. Der "Errichtung" folgt die "Erhaltung" - und die bereitet auch oft ihre speziellen "Kopfschmerzen". Was ist einem das "Erbe" der Vor-uns-Gewesenen wert? Jedenfalls übergab die Witwe Neischls 1911 der Universität 5.000 Mark der Universitätsverwaltung für den Erhalt dieser einmaligen Anlage.
Seit vielen Jahren ist dieses "Erbe" offenbar eine "Last". "Einsturzgefahr" wurde festgestellt, eine Kunststoffplane wurde über das Ganze geworfen. Eine "Verunzierung" des ganzen Gartenanteils sei es. Ein Nürnberger Ingenieurbüro wurde gutachterisch tätig, man kam auf eine Summe von 120.000 DM, die die Sanierung kosten würde. 2002 fand dann eine Besichtigung durch die Hochschulleitung statt, zusammen mit zwei Personen, die sich die Sache besonders zu Herzen genommen haben, Gisela Gericke und Leonhardt Lades. Im Internet ist eine Seite dazu zu finden, auf der auch eine Spendenkontonummer zu finden ist: FBGE Stichwort Neischl-Höhle Nr. 87827, BLZ 76350000, Sparkasse Erlangen.
Anfang 2008 war ich selber mal dort. Den
Botanischen Garten in Erlangen zu finden, das ist nicht schwer.
Und an einem Sonntag da hin zu fahren, und einen Parkplatz zu
finden, war es auch nicht. Das Bayerische Fernsehen war gerade da
gewesen, die Arbeiter holten gerade ihre Kabel und Apparate
wieder aus der Kirche.
Irgendwo mußte doch diese "Grotte" sein! Sie fiel mir
dann dadurch auf, daß dort Sperrbänder den Weiterweg
blockierten. Warum? Einfach so? Einsturzgefahr? Wir haben
inzwischen so viele "Verbote", wozu auch immer die
"vernünftig" sein sollen, daß der andere Teil unseres
Seins, die "Freiheit", dadurch äußerst bedroht ist.
Und "Freiheiten", die mußten sehr oft schon in der
Geschichte erst einmal "erkämpft" werden! Ein großes
Wort in diesem Fall. Nichts wurde auch nur irgendwie verändert.
Nur will hier offenbar offiziell keiner die
"Verantwortung" übernehmen - typisch für
bürokratisch organisierte Gebilde. Unter einem ist Leerraum!
Einige Internetseiten sprechen davon, daß die "Neischlgrotte" an "jedem 1. So im Monat 11-15 Uhr" offen sei. "Eintritt frei". Ich habe es noch nicht probiert.
Aus dem Internet:
"Adresse
Loschgestr. 3
91054 Erlangen
Anfahrt: Bus bis Altstadtmarkt
Öffnungszeiten & Eintritt
Öffnungszeiten: außen tägl. 8-16, Juni-Aug tägl. 8-17.30 Uhr; innen Di-So 9.30-15.30 Uhr, Neischl-Höhle jeden 1. So im Monat 11-15 Uhr. Eintritt frei
Kontaktinformationen
Tel. 09131-852 26 69, Fax 09131-852 27 46"
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28. Juni 2020 Nachmittags / Versuch, die Grotte zu besuchen / scheitert, weil geschlossen (wohl wegen Corona)1. Juni 2025 Endlich fand ich einmal Zeit, an einem Sonntagnachmittag zwischen 14 und 16 Uhr im Botanischen Garten in Erlangen zu sein. Erst einmal fand ich die Grotte gar nicht, irrte ein wenig herum zwischen den Pflanzen und Bäumen, weil da, wo ich gerade befand, nirgends irgendein Hinweis auf sie war. Den entscheidenen Tip bekam ich dann von einem Mann, der mit einem Gartenschlauch herumlief und den ich damit als Beschäftigten hier identifizierte. Der deutete genau in die Richtung, in der schon einmal unterwegs gewesen war, aber dann aufgab. Ein paar Meter weiter und schon war der überwachsene Hügel auszumachen, in dem sich die Grotte befindet.
Ein ältere Dame saß am Eingang. Die Eintritt koste zwar nichts, aber eine Spende zur Erhaltung der Grotte sei doch willkommen. Ich bekam ein freundliches Lächeln zurück, als ich 2 € in die Blechschachtel warf.
Vor mir war schon eine Familie drinnen mit zwei etwa 10jährigen Kindern. Da schallte mir schon entgegen: "Ist das langweilig!" und doch blieben der Junge und das Mädchen dann doch noch länger drin als ihre Eltern, krabbelten in jedes sich öffnende Loch, und, wo es möglich war, kletterten auch hinauf auf jede Sinterfigur, die glücklicherweise die Attacke überlebten.
Die Grundanlage ist u-förmig, führt durch einen schmalen Gang in einen größeren Raum mit einer großen Sinterfigur, zu deren Füßen sich zahlreiche Sinterbecken befinden, die stark an die Becken von St. Kanzian in Slowenien erinnern. In einer Seitenkammer spiegelt sich die künstliche Sinterpracht in einem kleinen Seelein. An mehreren Stellen liegen Knochen und Schädel herum, die an die Urzeit erinnern sollen. Was sofort auffällt, das ist der Temperaturunterschied zwischen den unterirdischen Räumen und draußen, mal ins Kühle hinein und dann wieder in die Wärme draußen. Mehr als 5 Minuten braucht man als Aufenthaltszeit nicht vorsehen.
1. Juni 2025
Literatur:
Jost, Kilian | Vom Topos zur Naturwahrheit - Künstliche Grotten des 19. Jahrhunderts, 2019 file:///C:/Users/hoehl/Downloads/74996-Artikeltext-207641-1-10-20200820.pdf |
Lindenmayr, Franz | Adalbert Neischl - ein Pionier der fränkischen Höhlenforschung, in: Der Fränkische Höhlenspiegel 63-2020, S. 44ff. |
Lindenmayr, Franz | Neischl update, Der Fränkische Höhlenspiegel 64-2021, S. 85-89 |
Weiß, Walter, Kress, Hubert | Die Neischl-Höhle im botanischen Garten. Ein verstecktes Juwel erhält neuen Glanz, Rasen, Rosen und Rabatten. Historische Gärten und Parks. Tag des offenen Denkmals in Erlangen, 10. September 2006. Hrsg. von Stadt Erlangen, Erlangen 2006, S. 18-24 |
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