Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlenweihnachtsfeier 2019 


Abseits des Mainstreams, weg von den Moden, dem Gedränge, da gab und gibt es viele "Nischen". In so eine Nische sind wir im Dezember 2019 wieder einmal nächtens gegangen, gekrochen, geklettert. Haben einen Christbaum dabei gehabt, der mit richtigen Kerzen geschmückt wurde, Kugeln kamen an die Zweige, der stand für 2 Stunden im Mittelpunkt und wurde am Ende wieder zusammengebunden und hinausgetragen. Eine Interessentin dafür stand auch schon fest und freute sich darauf, auf diese Weise ein gutes Stück zu bekommen.

Kinderpunsch wurde ausgeschenkt, Plätzchen gegessen, ein paar Lebkuchen verschlungen, zweimal wurde O Tannenbaum gesungen, zeitgemäß gleich mit dem Smartphone aufgezeichnet und später weiterverbreitet. Den Abschluß fand die alternative Weihnachtsfeier beim "Griechen", der uns mit seinen Speisen und Getränken verwöhnte und ein angemessenes Entgelt dann dafür erhielt. Schön, daß es so etwas noch gibt.

Ich wurde an ein paar Buchzeilen erinnert, die ich Tage zuvor in einem Buch von Anselm Grün gelesen hatte. Man muß einfach nur das Wort "Stall" mit "Höhle" vertauschen (was ja im übrigen viel angemessener ist, weil sprach-/übersetzungsgerechter ist, man schaue nur die ganzen Weihnachtsdarstellungen in der Ostkirche an!).
"Jesus wurde im Stall geboren, "weil in der Herberge kein Platz für sie war" (Lukas 2,7).....Für C.G. Jung ist der Stall ein wichtiges Symbol. Er meinte, der Mensch solle immer daran denken, dass es nur der Stall ist, in dem Gott geboren wird, und nicht der Palast, den er Gott gerne anbieten möchte. Dort, wo die Tiere aufgestellt sind, dort findet die Geburt Jesu statt. Wo die Menschen wohnen, wo sie sich daheim fühlen, dort sind die Türen verschlossen. Stall, das steht für den Bereich in uns, in dem die Tiere wohnen, d.h. die Instinkte, die Triebe, die Vitalität, die Sexualität. Diesen "tierischen" Bereich möchten wir am liebsten vor uns selbst und vor den Menschen verstecken. Wir genieren uns davor. Denn diesen Bereich haben wir nicht im Griff. Er ist nicht sauber. Er riecht nicht angenehm. Er ist nicht chemisch gereinigt. Auch wenn er geputzt wird, erinnert der Stall noch an Kot und Urin. Das möchten wir lieber nicht anschauen. Das ist uns peinlich. Aber gerade dort will Gott in uns geboren werden." (Grün, S. 12)

 

     
     

Literatur:

Grün, Anselm Weihnachtlich leben, Herder, Freiburg 2000

Links:

https://www.postojnska-jama.eu/de/hoehle-von-postojna/lebende-weihnachtskrippe-in-der-hoehle-von-postojna/

https://www.harzer-hoehlen.de/veranstaltungen/hoehlentheater-eine-weihnachtsgeschichte.html

http://www.dechenhoehle.de/site.php?site=weihnachten


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