Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

60-Jahr-Feier der FHKF in Streitberg

 


Ausflug in die Teufelshöhle


Denke ich zurück an "Streitberg 2024", dann kommt erst einmal in mir ein ganz anderer Gedanke hoch. Eigentlich wäre heuer der 70te Geburtstag des VHM, des Vereins für Höhlenkunde in München, zu feiern gewesen, aber da ging nichts mehr zusammen. Er fiel sang- und klanglos aus.

Den Franken geht es offenbar besser, wobei ich sagen muß, daß die 60-Jahr-Feiern! des VHM in Herrsching und München/Moosach wirklich auch gelungen waren. Aber 10 Jahre sind eine lange Zeit, manchmal, und keiner weiß, wie zum Beispiel die Welt 2034 wirklich aussehen wird.

Die Beziehungen der Höhlenforscher aus "München" und "Nürnberg" sind "uralt", und die zwischen der FHKF und dem VHM halten schon mehr als ein halbes Menschenleben an. Man muß nur an die Forschungen auf dem Zugspitzplatt denken, denn da tauchen die Namen Leja, Hager, Teschner und Süß auch schon auf.(MHG 1, S. 61). Später: gemeinsame Sardinienfahrten, Almberg, Schwarzmooskogel..." Eine Erfolgsgeschichte. 

Am Samstag, 12. Oktober 2024, sollte gefeiert werden. Ab 13 Uhr wurden Exkursionen angeboten (Muschelquelle, Binghöhle, Teufelshöhle), später sollte es ein Festmahl und große Vorträge geben. Wir durften gespannt sein.

Gegen 12.30 Uhr traf ich beim Bürgerhaus in Streitberg ein und einige andere waren auch schon da. Der große Parkplatz auf der Wiese davor wurde schon beobachtet, aber war noch weit weg vom Gefülltsein. Ein Fahnenbanner mit FHKF-Aufschrift spannte sich über den Haupteingang und markierte so den Zugang. Der Empfang war schon besetzt und man konnte dort gleich seine 10 Euro Teilnahmegebühr für das Abendessen abliefern. Man bekam auch gleich den neuen dicken Höhlenspiegel Nr. 66 in die Hand gedrückt - und wer wollte, der konnte gleich den rechtzeitig zur Geburtstagsfeier fertig gewordenen Prachtband über die Zoolithenhöhle mitnehmen.

Der Saal war noch weitgehend leer bis auf Klaus Gross, der schon eifrig damit beschäftigt war, seine Bildwerfanlagen perfekt im Raum zu plazieren für die großen Abendvorträge. Sogar ein kleines Fernglas lag da auf dem Tisch, um es bei Bedarf tatsächlich einzusetzen und damit jeglicher eventueller Unschärfe rechtzeitig entgegenzutreten.

Ich hatte mich bei der Gruppe, die die Sonderführung in die Teufelshöhle unternehmen wollte, angemeldet. Bernhard Nerreter war unser Guide und wir hätten keinen Besseren dafür bekommen können. In zwei Autos ging es Richtung Gößweinstein, und dann auf zwei verschiedenen Wegen weiter Richtung Pottenstein. Die Straße im Tal war gerade bei Tüchersfeld gesperrt. Kurz vor dem Parkplatz trafen wir uns dann wieder.

Bernhard plauderte mit dem Kassier am Schauhöhlenhaus und machte klar, daß wir uns außerhalb der normalen Führungen in der ganzen Höhle bewegen konnten. Die Tür ging auf und wir konnten uns alles gründlich ansehen und bekamen Bernhards fachkundigen Kommentar auch noch dazu. 

Anschließend ging es dann noch zum Höhlenlabor, von dessen Existenz nur die wenigsten Besucher der Schauhöhle etwas mitbekommen - was auch gut so ist. 1974 war ich auch schon einmal dort gewesen, damals mit Wilfried Lorenz, und vielen Münchner Höhlenforschern. Ein Photo ist dabei entstanden, "Forscher", die mit einer Lampe in ein weißes Plastikbecken leuchten, veröffentlicht im HB-Bildatlas HÖHLEN - das Becken gibt es heute noch und steht man neben zwei anderen, einfach am Rand des Höhlengangs. Wie schnell doch die Zeit "vergehen" kann und wie sehr sie dann auch wiederum in einzelnen Gegenständen "eingefroren" scheint. Damals hatte man versucht aus Jugoslawien Niphargen anzusiedeln, die mit heimischen Exemplaren zusammengebracht wurden. Ein halbes Jahr hat das Unternehmen gedauert, dann waren alle Tiere tot.

Inzwischen ist hier ja ein ansehnliches Gebäudeensemble entstanden, in dem manch richtig einen Hauch von Wissenschaftlichkeit durchwehen spürt. Messgeräte stehen herum, Glaskolben, Chemikalien. Ein wenig scheint es, als habe schon viele naheliegende Themen bearbeitet, es fehlte allerdings an neuen Ideen. Mich hat immer beeindruckt, als ich aus den Ergebnisberichten vergangener Untersuchungen erfuhr, daß man feststellen konnte, daß die Fallgeschwindigkeit von Wassertropfen keineswegs immer gleich ist, sondern auch von momentan Stand des Mondes abhängt! Das hat man hier gemessen!

Gegen 17 Uhr waren wir wieder zurück und trafen auf eine sehr angewachsene Menge an Besuchern. Es hieß, daß sich über 150 Personen gemeldet hätten. Etwa die Hälfte hatte ich wohl schon einmal gesehen, aber viele unbekannte Gesichter waren auch da. Der Vortragssaal füllte sich allmählich, der sehr liebevoll dekortiert worden war. Lange rote Papierstreifen mit 60-Jahre-Jubiläumsaufdruck lagen auf den Tischen, kleine Snackteller mit Blätterteiggebäck, auch in Fledermausgestalt, luden zum Genuß ein, auch einige Teelichter waren auszumachen.

Gegen 19 Uhr begann dann das offizielle Programm. Bernhard Nerreter stellte sich ans Rednerpult, im Hintergrund ein Bildständer mit FHKF-Aufdruck und einem Foto aus dem AHS-System. Treffend, humorvoll und kurz führte er den Abend ein, und übergab gleich zu Dieter Preu, dem die Begrüßung der Ehrengäste übertragen wurde. Der machte aus der Aufgabe gleich ein Thema, das er so einführte, daß gleich der erste Lacher garantiert war. In welcher Reihenfolge sollte er sie denn begrüßen? Nach Größe, Bedeutung? Die Lösung: Nach dem Alphabet. Da konnte sich keiner beleidigt später fühlen. Der Landrat von Forchheim, der Naturschutzbehörde, der Grundbesitzer..... Dabei erfuhren wir ein ganz wichtiges Detail: Die Forschungsgruppe Höhlen und Karst Franken hat in ihrem nun 60jährigen Bestehen gerade einmal 2 Vorsitzende gebraucht, um so alt zu werden, wohl ein sozialer Rekord!

Anschließend erfolgten noch Ehrungen verdienter Personen, die mitgewirkt haben, daß wir uns hier getroffen haben. Da war das Heute etwa in Gestalt von Biggi Hoffmann, die einen Blumenstrauß überreicht bekam, weil sie sich so sehr um die Vereinspublikationen kümmert, und die 4 Urgesteine der FHKF, die noch am Leben sind.

Bernhard begann den Reigen der Vorträge mit einer Powerpointshow über die Geschichte der FHKF. Er folgte nicht einfach einem Zeitstrahl, sondern ordnete das gewaltige vergangene Geschehen nach Rubiken: Forschung, Auslandsfahrten... Humor. Ich fand, daß die FHKF hier einfach unschlagbar ist. Sie haben in einer besonders kreativen Phase sogar kurze Filme gedreht, die einfach Höhlenfilmklassiker sind, ähnlich wie im Filmbereich, Charlie Chaplin oder die Marx-Brothers. Wir haben keine dieser Komikmeisterwerke gesehen, aber sie existieren hoffentlich immer noch. "Die Schlacht um die Ohrenbacher Linie..." Wem fällt so etwa überhaupt ein? Auch im Höhlenspiegel finden sich Texte, die nicht mehr zu überbieten sind, z.B. die Beschreibung einer Fahrt mit  der Nürnberger U-Bahn aus der Sicht eines Höhlenforschers von Wilfried Lorenz.

5 Minuten Pause. Dann gab es einen großen Vortrag von Hardy Schabdach über die Zoolithenhöhle, "die bedeutendste Knochenhöhle" und danach noch die Höhlenphotoschau von Klaus Gross in 3D mit vielen Kurzfilmen drinnen. So sieht der "cutting edge" der Höhlenphotographie heute aus.

Cut.

Bürgerhaus in Streitberg

 

Das Büffet
Nachmittags: Führung durch die Teufelshöhle mit Bernhard Nerreter
Bei der Eröffnungsansprache:

Bernhard Nerreter

FHKF-Urgestein

v.l.n.r.: Preu, Hager, Teschner, Fluhrer

"...und sich gegenseitig bestätigt haben, dass sie die Größten und Schönsten sind.… und ganz ehrlich und ohne Übertreibung - sie sind es auch!" Aus einer satirischen Aufarbeitung der Feier im FHKF-Blitzlicht 92
Ist das noch Satire? Ironie? oder schon unheilbarer Narzissmus?


Literatur:

Hoffmann, Biggi (2024): Wer sind wir, und wie viele?, Der Fränkische Höhlenspiegel 66-2024, S. 127

Nerreter, Bernhard (2024): Die Zukunft liegt vor uns, Der Fränkische Höhlenspiegel 66-2024, S. 

Preu, Dieter (2024): 60 Jahre FHKF-Ein Blick zurück, in: Der Fränkische Höhlenspiegel 66-2024, S. 4

Triller, Adolf (Schriftleitung) (1982): Münchner Höhlengeschichte, München 

Links:

https://www.fhkf.de/

ver/ver/2004/2004fhkf/2004fhkf.htm Über die 40-Jahr-Feier habe ich auch schon einmal eine Webseite gestaltet!


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