Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
2001 - Höhlenweihnachtsfeier
des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg in der Gutortenbrandhöhle
Die originalen Weihnachtsmänner - endlich entdeckt
Für den Freitag abend ab 18 Uhr hatte der Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg seine diesjährige Höhlenweihnachtsfeier angesetzt. Tage zuvor hatte man sich auch schon im Vereinsheim in Schloß Schönbrunn zusammengefunden. Plötzlich war da ein Email in meinem elektronischen Postkastl, das mir diese frohe Kunde zubrachte, genauso wie all den andern, die auf dem Verteiler waren.
Datum: 09.12.01 19:57:51 (MEZ) Mitteleuropäische
Zeit<BR>
From: gzehentner@yahoo.de (Gerhard Zehentner)<BR>
To: zihlarz.gruener@aon.at (Rudi Zilharz),
walter.klappacher@utanet.at (Walter Klappacher),
stefanvegh@aon.at (Stefan Végh), Stefan.Sassenrath@bnro.de
(Stefan Sassenrath), speleo@utanet.at (Sabine Bittner),
scherer@icg.tu-graz.ac.at (Stefan Scherer), pointner.peter@gmx.at
(Peter Pointner), octopus53@yahoo.de (Franz-Josef Rieser),
mueller-a-m@t-online.de (Martin Müller),
michaela_wieser@yahoo.de (Michaela Wieser),
meyer@step.iapg.verm.tu-muenchen.de (Ulrich Meyer),
M.Wagner.BGL@t-online.de (Martin Wagner), Lindenmayr@aol.com,
kris_speleo@yahoo.de (Höhne Kris), karlheinz.aichinger@rvs.at
(Charly Achinger Arbeit), hubka.walter@telering.at (walter
Hubka), hecht.kopierservice@netway.at (Kopiersevice hecht),
hannes.kafka@awd.at (Hannes Kafka), h.burian@sbg.at (Herbert
Burian), gadermayr@salzburg.co.at (Wolfgang Gadermayr),
franzkafka45@hotmail.com (Franz Kafka), eisriesenwelt@aon.at
(Fritz Eisriesenwelt Ödel), edwin.fritz@sbg.at (Edwin Fritz),
edlinger@ubavie.gv.at (Walter Edlinger),
Dryjanski@pop-d.netway.at, christian.schaffer@gmx.at (Cristian
dahoam Schaffer), charly.a@netway.at (Charly Aichinger/dahoam),
bruckbauer.christian@fronius.com (Christian Bruckbauer),
anke.Oertel@gmx.at (Anke Oertel), AndreaWalchshofer@gmx.at
(Andrea Walchshofer)<BR>
am mittwoch den 19.12.01 we4ihnachtsfeier im vereinsheim ab
20.00<BR>
<BR>
saqmstah den 21.12.01 dann traditionell in der gutortenbrand
höhle ab 18.00<BR>
bitte weitergsagen.<BR>
gruß speik<BR>
Noch nie hatte ich so etwas mitgemacht, obwohl die Höhlenweihnachtsfeiern der "Salzburger" schon eine lange Tradition haben. Schon in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg hatte man z.B. alljährlich in der Eisriesenwelt eine solche Veranstaltung mit prachtvollem Tannenbaum abgehalten.
Diesmal wollte ich auch dabei sein. Otto Schedel meldete sich auch bei mir und kam mit. Was da genau auf uns wartete, das wußte ich selber nicht, weshalb ich ihn auch gar nicht informieren konnte, wie er sich hätte ausrüsten hätte müssen. Er kam einfach mit seinem normalen Gwand aus der Arbeit und machte trotzdem alles mit, und das war allerhand. Ich hatte immerhin einen Schlaz, die Bergschuhe und den Helm dabei. Beleuchtung schon, aber da funktionierte vor Ort überhaupt nichts mehr, so daß ich lichtmäßig mitschmarzotzen mußte.
Viel Verkehr war angesagt und als im Radio die Meldung kam, daß es da kilometerlange Staus um Holzkirchen und am Irschenberg schon gab, beschloß ich über Ebersberg und Rosenheim zu fahren. Da lief auf nicht immer alles zügig, aber vielleicht doch ein bißchen besser. Auf Salzburg zu nahm der Schnee immer mehr zu, hinter Vigaum massiv. Als es Richtung Rengerberg/Tauglschlucht hinaufging, da wäre ohne Winterreifen gar nichts mehr gegangen, mit ihnen ging es ganz gut. Nur, wohin sollte ich eigentlich denn genau fahren? Ich war vor 10 Jahren mal schon dort gewesen, aber war nicht Winter gewesen. Ich fuhr hinauf bis zum Hausllehen, da war "die Welt zu Ende". Ich drehte wieder um, telefonierte mit Stefan Vegh, machte mit ihm aus, daß wir ihn eventuell unterwegs bei einer Wirtschaft am Berg wieder treffen würde, oder, auch nicht. Nämlich dann, wenn wir auf andere Höfos stoßen würden.
Genau dies war der Fall. Inzwischen war Speik, der Vorsitzende des Landesvereins, mit Familie, sprich Frau und 3 Kindern, schon da und noch ein weiterer Höfo mit Auto. Zwei Fackeln brannten bereits in der nur spärlich vom Sternenlicht erhellten Nacht. Wir waren schon richtig gefahren, hatten es aber gar nicht gewußt. Kalt wars draußen. Es galt sich umzuziehen, die Lampen herzurichten, den Schleifsack zu packen. Dann gingen wir schon voraus, denn auf die anderen erwarteten Teilnehmer an der Weihnachtsfeier unter solch "harten" Umständen draußen zu warten, wäre schon Menschenschinderei gewesen. Durch den halben Meter tiefen Schnee galt es hinaufzuwaten auf einem Ziehweg hinein in den Wald. Nach vielleicht 50 Metern tat sich linkerhand der nicht zu übersehende Schachteingang auf. Eine Holzleiter führte hinab.
Speik kletterte voraus über die verschneiten
Sprossen hinunter. Kalt war es hier unten und zugig. Der starke
Luftzug spricht dafür, daß es sich da um eine gewaltige Höhle
handelt, aber zum höhlenweihnachtsfeiern war das keine sehr
förderliche Bedingung. Auf den nächsten Metern kamen gleich
mehrere schöne Eiskeulen, was Zeugnis von der niedrigen
Durchschnittstemperatur hier ablegte. Einen Spalt galt es nun
hinabzurutschen, dann ging es noch eine weitere Leiter hinunter.
Auch ein Schluf war tatsächlich noch zu überwinden, der zur
vollen Bauchlage zwang. Noch eine paar Eisplatten waren zu
überrutschen, dann spürte man, daß es langsam ein kleines
bißchen "wärmer" wurde. Dort in der ersten richtigen
Raumerweiterung war er dann schon, der "Festsaal". Auf
ein paar schrägen Felsplatten war ein Sitzen möglich. Wir
ließen uns nieder. Speik holte gleich den Kocher hervor, warf
ihn an und los ging die "Orgie" mit Würstl und
Glühwein. Eine Flasche hatte den Transport nicht überstanden
und sein Inhalt war leider damit auch unbrauchbar geworden.
Langsam tauten wir wieder auf. Die Kinder suchten nach
Betätigung und fanden einen Christbaumrest vom letzten Jahr. Er
wurde in den Lehm gesteckt und mit Kerzen in Kerzenhaltern
"behängt". Die dürren Zweiglein hielten so eine
Zwangsbekerzung nicht aus und schnell war das Ganze ein Raub der
Flammen. Die Zeit verging, der Glühwein tat seine Wirkung,
allein da fehlte noch ein großer Teil der Festgesellschaft.
Ich ging mit den Kindern einstweilen in den hinteren Teil der
Höhle bis zu den früher sehr spektakulär gewesenen
Wurzelvorhängen. Die Kinder waren eindeutig im Vorteil, denn ihr
kleiner Körperbau ermöglichte ihnen hier einfach ein viel
leichteres Durchkommen. Breit und flach ist hier der Gang und wo
ich mich auf Knieen schinden mußte, liefen die einfach aufrecht
durch. Als wir wieder zurückkamen, da war schon von weitem der
gehobene Geräuschpegel vernehmbar. Die echten Weihnachtsmänner
waren eingetroffen, alle standesgemäß mit weiß-roten
Weihnachtsmützen versehen. Auch einen richtigen Nadelbaum hatten
sie mitgebracht und ganze Glühweinladungen. So stieg die
Stimmung und zwischen den Plätzchen, Lebkuchen und sonstigen
Weihnachtsfressalien hatte auch kräftiges Lachen seinen Platz.
Die Zeit verging schnell. 10 Uhr wars bald, da zog es die meisten
wieder hinaus, bis auf die Weihnachtsmänner. Die blieben noch
ein bißchen länger, denn ihre Unterkunft war nicht weit weg -
eine Hütte, nicht weit von der Höhle entfernt.
Ein schönes Ritual, das gut in eine Höhle paßt, denn dort ist wegen der völligen Lichtlosigkeit der Kontrast mit der hellen, warmen Flamme noch ein bißchen stärker zu spüren.
Draußen in der Schneenacht | |
Am Eingang | |
Otto beim Abstieg | |
Die ersten Eiskeulen | |
Das Festmahl | |
Die Festgesellschaft | |
Der erste "Christbaum" | |
Der "richtige" Christbaum | |
Kein Christbaum |
Sternwerfer und Glühwein - alles für das Herz des Höhlenweihnachtsmanns
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