Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Im Wieslergraben

- die Riedelbachhöhle, Salzburg, A


Die Riedelbachhöhle gehört zu einem Höhlentyp, der öfters in der Taugl und den angrenzenden Gebieten im Salzburger Mittelgebirge vorkommt. Es handelt sich um Quellhöhlen, in denen ein Bach wieder zu Tage tritt. Den Eingang zu finden ist nicht schwierig. Man folgt immer dem Bach aufwärts, bis es an der Oberfläche nicht mehr weitergeht. Ein Höhlenportal tut sich auf und man kann zwischen wenigen Metern und hunderten davon in den Berg vordringen. Wegen des Wassers muß man auf das Wetter achten, denn in den Höhlen sammelt sich der ganze nasse Niederschlag des Berges und einige der Räume und Gänge können binnen kürzester Zeit fluten. 

Bei der altbekannten Riedelbachhöhle ist ganz dieses Phänomen schon lange bekannt. Mehrere hundert Liter pro Sekunde können dem dann dem 6 auf 4 m messenden großen Höhlenportal entströmen und in dem breiten Bachbett über Felskaskaden in die Tiefe stürzen. Zur Höhle kann man sich mühsam von unten einen sehr steilen Grashang hinauf rampfen, bis man von der Seite auf einen kurzen Weg stößt, der in den Abschnitt direkt am Bach führt. Selbst wenige Meter vorher sieht man noch gar nichts vom Eingang, der sich hinter einer Biegung nach links in einer steilwandigen Schlucht verbirgt. 

Die Vorder- und Rückseite des fünften Bandes des Salzburger Höhlenbuches schmücken 2 Photos von Willi Repis aus dem Jahre 1991 und zeigen den Eingang in die Riedelbachhöhle. Heute, 2016, sieht er schon wieder erheblich anders aus. Von oben in ein großer Bergsturz heruntergekommen und hat einen Steinhügel ins Bachbett gesetzt, in dem noch ein großer, inzwischen vertrockneter Baum steckt. 

Heute gehen keine "richtigen Höhlenforscher" mehr zu so einer Höhle, gilt sie doch als "erforscht", es gibt 3 Pläne davon, auch einige Photos, eine Beschreibung von ihr ist im Salzburger Höhlenbuch veröffentlicht. Wozu also noch dorthin laufen, das ist mühsam und liefert einfach keinen Anlaß mehr, daß man sich eines Tages Siegeslorbeeren auf die Ohren setzen darf, weil man so eine hervorragende Forschungsleistung vollbracht hat. Trotzdem - ich finde, daß man alle paar Jahre auch diese Höhlen wieder einmal aufsuchen sollte, einmal um sich selbst ein Bild von der Höhle zu machen, zu sehen, ob der altbekannte Zustand noch mit dem momentanen übereinstimmt oder ob es inzwischen bedeutsame Veränderungen gegeben hat, und vielleicht auch selber neue Photos von der Höhle zu machen, die den heutigen Stand des Sehens wiedergibt und von den technischen Mitteln der Gegenwart Gebrauch macht. Gerade die digitalen Kameras eröffnen ganz großeEnz Möglichkeiten.

So war ich mit Michael an einen Julimontag 2016 mit meinem alten GOLF wieder einmal am Trattberg unterwegs, das Auto wurde auf dem großen Parkplatz am Ende der Mautstraße in 1438 m  zurückgelassen. Auf dem geschotterten Fahrweg ging es dann zu Fuß erst hinauf Richtung Ebenfeld (ca. 1550 m) und dann wieder hinab zur Moosangerlalm. Dann zweigt ein markierter Weg rechts ab in Richtung Seewaldsee-Voglau, führt immer weiter nach unten in den Wieslergraben. Man ist dann schon auf ca. 1170 m unten, da quert man auf einer Brücke einen Bach, der von oben herabschießt. Dort heißt es wieder aufsteigen bis zum Höhleneingang. Beim Rückweg dachten wir, daß wir es klüger anstellen könnten und stiegen nach der Höhle weiter noch oben, wo ein weiterer geschotterter Weg gebaut worden ist. Laut KOMPASS-Karte sollte der unterhalb des Windhaghörndls hinüber zu den Almen beim Feuchten Keller führten sollte. Mir mühten uns redlich, aber gebracht hat es nichts. Irgendwann man Schluß mit Straße. Ein Wendeplatz und das war es. Ein Kuhpfad leitete uns nun auf gleicher Höhe wieder zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Am Ende blieb uns nur noch, senkrecht über steile Wiesen, durchsetzt mit hohem Gras und tiefen Karren, uns bis zum Fahrweg in Richtung Moosangerlalm hochzukämpfen. Erschöpft erreichten wir das Auto wieder, Michael hatte noch die Energie, nachzusehen, wie der Stand des Verschlusses des Feuchten Kellers war, er ist nun, leider, vergittert, mich interessierte nur noch die Enzianalm am Weg nach unten, weil es dort Getränke zum Löschen des Riesendurstes gab. 

 

     
     

Literatur:

Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg Salzburger Höhlenbuch, Band 5, Salzburg 1992

Links:

Landschaft und Höhlen im "Salzburger Mittelgebirge", Salzburger Land, A


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