Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Silberbergwerk in Schwaz


Der Gedanke ist uralt, daß sich im Innern der Berge Schätze befinden würden. Im Falle von Schwaz traf das tatsächlich zu. 

Einer Sage nach hütete eine Magd, die Kandlerin, eines Tages das Vieh. Da geschah etwas Seltsames: Ein Stier wurde wild und begann mit seinen Hörnern die Grasnarbe aufzureißen. Hervor kam ein dunkler, glänzender Stein. Nach solchen Steinen begannen Erzsucher nach Metall zu schürfen und entdeckten tatsächlich, was sie suchten.

Tatsächlich haben schon vor Jahrtausenden Menschen hier nach Erzen geschürft, wie archäologische Untersuchungen in den Wänden des Inntales vor einigen Jahren bestätigt haben. 

1491 wurde der Sigmund-Erbstollen angeschlagen und sie brauchten 26 Jahre, bis sie 2,1 km tief im Berg waren. Von dort aus trieb man Stollen auf der Suche nach Silber und Kupfer noch weiter in den Berg. Die Schwierigkeiten wurden immer größer, besonders das Wasser machte zu schaffen. Eine Zeitlang mußten 600 Wasserschöpfer Tag und Nacht das Wasser aus den Abbauen holen, um ein weiteres Arbeiten zu ermöglichen. Mit dem Bau eines großen unterirdischen Wasserrades 1554 durch den Werkmeister Wolfgang Loyscher aus dem Salzburgischen wurde vieles erleichtert - aber es fielen halt auch viele Arbeitsplätze weg!

Am Ende des Mittelalters war in Schwaz der größte und ertragreichste Silberbergwerk der Welt. 85 % des weltweit gehandelten Silbers kam für einige Jahre von dort. Es war einmal die zweitgrößte Stadt des Habsburger Reiches, nur Wien war noch größer - kaum glaublich heutzutage, wo man in wenigen Minuten auf der Landstraße entlang des Inns im Inntal daran vorbeifährt.

Seit den 1990er Jahren ist das Bergwerk für Besucher geöffnet. Mit einer Grubenbahn fährt man in abenteuerlicher Fahrt durch den engen Stollen 800 m in den Berg. Dann steigt man ab und läuft auf einem gut ausgebauten Rundweg durch einen ganz kleinen Teil der gesamten Streckensysteme im Berg, die immerhin um die 500 km Länge haben. Die Dauer der Führung beträgt etwa 90 Minuten. 

Die Leistung läßt man sich fürstlich vergüten. Immerhin wollen die Betreiber 17 Euro (2016) für den Besuch!

Im September 2016 war ich selber einmal dort. Früher führte die Straße unmittelbar am Stolleneingang vorbei, heute muß man von der Hauptstraße erst abbiegen und erst auf einer Straße durchs Industriegebiet bis zum Bergfuß fahren, wo die großen Parkplätze für die Besucher sind. Eine Attraktion reicht heute oft nicht mehr - so hat man gleich daneben ein großes Planetarium geschaffen, das aber zum Zeitpunkt meines Besuches verwaist dastand. Der Besucherstrom floß nur sehr dünn: Außer mir war nur noch ein Paar aus den neuen Bundesländern da. Wir bekamen eine ziemlich exklusive Führung, die unser junger Guide, der das wohl als Ferienjob machte, prima hinbekam. Nur auf der Fahrt mit der Bahn war das Photographieren, wohl aus Sicherheitsgründen, nicht erlaubt, ansonsten konnte man soviele Bilder machen, wie man wollte. Offenbar ist das Bergwerk ein beliebtes Ziel für Busreisen, denn vor uns und nach uns kamen jeweils ganze Busladungen voller Besucher, die dann im Empfangshaus des Bergwerks mit Plastikhelmen und roten und silbernen Schutzjacken ausgestattet werden. 

Ein etwas teures, aber wer es sich leisten kann, durchaus lohnendes Hineintauchen in den Berg und seine Vergangenheit.

 

     M
     

Literatur:

Erich, Egg Schwaz, aller Bergwerke Mutter. In: Erich Egg, Meinrad Pizzinini (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte Tirols. Festgabe des Landes Tirol zum 11. Österreichischen Historikertag in Innsbruck vom 5. bis 8. Oktober. Tyrolia, Innsbruck 1971
Gert Amman (Hrsg.) Silber, Erz und weißes Gold. Bergbau in Tirol. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 1990. (Ausstellungskatalog. Tiroler Landesausstellung in Schwaz, Franziskanerkloster und Silberbergwerk, 20. Mai bis 28. Oktober 1990

Links:

http://www.silberbergwerk.at/

Landschaft und Höhlen in Tirol, A


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