Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Zigeunerloch


Kinder als unser Maßstab 27.12.1983


Das Wellheimer Trockental und seine Höhlen


1983 In einer Jahreszeit, wo ein rechter Fledermausschützer zuhause bleibt und damit diese Raubtiere (sie wurden uns schließlich schon als richtige "Insektenstaubsauger" anempfohlen - typisch anthropozentrische Weltsicht!) schützt, da war ich wieder einmal unterwegs. Ziel war eine Höhle, die schon früher Zufluchtsort verfehmter Menschheitsteile war, mindestens der Folklore nach. Aber wer weiß schon, was da früher schon los gewesen ist. Vielleicht hat da früher schon jemand soviel Angst gehabt, daß er "Todesschweiß" gerochen hat, weil er ihn selber ausgestoßen hat? 

 

2020 - ein kurzer Abstecher hinauf zum Zigeunerloch. Der Weg ist bestens ausgeschildert und ausgetreten. Während ich dort war, da kamen noch 2 weitere Gruppen vorbei. Mein Auftauchen aus der Höhle wurde von einer Frau so kommentiert: "Haben Sie einen Schatz gefunden?" Ich zögerte etwas, sie hatte gesehen, daß ich mit dem Fotozeug herausgekrochen kam aus dem Bückloch, da gab sie sich gleich selber die Antwort: "Schöne Bilder sind doch auch ein Schatz." Da hatte sie recht, aber mit dem Begriff des "Schatzes" hat das nichts zu tun. Den Schatz bekomme ich von außen und muß ihn nicht selber schaffen. Egal. Mühsam ist es schon, allein da herumzukriechen und hin und her zu schlupfen und nichts umzuwerfen und draufzutreten oder was es da sonst noch alles am Gemeinheiten gibt. Daß sich vielleicht plötzlich wieder einmal ein Stein von oben löst und herunterknallt und alles zerstört. Egal, das war hier nicht der Fall. Alles lief glatt und so sind sie hier, die kleinen "Schätzchen".

Januar 2020

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts haben hier wohl einmal "Zigeuner" gehaust - genauso wie an vielen anderen Orten. Der Name "Zigeunerloch" wurde nicht nur einmal vergeben in Europa. Die Felsengruppe, in der die kleine Höhle liegt, lag an der Grenze zwischen dem Fürstbistum Eichstätt und dem Fürstentum Pfalz-Neuburg. Solche Zwischenregionen sind sehr beliebt bei allen Menschen, die keinen festen Wohnsitz haben oder ihn gerade verloren haben, weil es z.B. gerade wieder Krieg gibt. Schnell ist man, wenn es brenzlig wird, über die Grenze ins Nachbarland ausgewichen...
1699 sollen Zigeuner an einem Kunstraub im Neuburger Schloß beteiligt gewesen sein. Ihren Anführer ertappte man bei frischer Tat und hing ihn dafür am Galgen auf. Daraufhin sei auch die Zigeunersippe aus der Gegend verschwunden. So kam die Gegend zu ihrem Namen.


Literatur:

Zecherle, Karl, Murböck, Toni sehenswerte Natur im Kreis Eichstätt, Landkreis Eichstätt 1982

Links:

https://www.naturpark-altmuehltal.de/sehenswertes/zigeunerloch_bei_wellheim-2320/

https://www.ingolstadt.de/stadtmuseum/scheuerer/region/zigeunlo.htm

http://www.urlaub-im-altmuehltal.de/markt-wellheim/wanderweg-zigeunerloch.htm

https://www.donaukurier.de/lokales/eichstaett/Ein-geheimnisvoller-Ort;art575,3771856

http://www.kraftvolle-orte.de/uebersicht-der-kraftvollen-orte/steine-und-felsen/zigeunerloch/

Das Wellheimer Trockental und seine Höhlen


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