Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Försterhöhle bei Zeubach


Bei Waischenfeld mündet der Zeubach in die Wiesent. Seine Länge wird von Joseph Heller mit "kaum einer Strecke von 3 Stunden" angegeben. Das ist mal was anderes, zu Längenangaben Zeitmessungen zu verwenden. Das Tal zwischen Zeubach und Waischenfeld nennt er "sehr romantisch, und hat auf beiden Seiten schöne Felsenparthien", noch in schöner alter Rechtschreibung mit "th". Tut man nichts, dann wäre alles längst verwaldet und von den Felspartien würde man kaum mehr etwas sehen. Da wird heute wieder abgeholzt, so daß man einige prachtvolle Steinklötze auch wieder zu sehen bekommt. Außerdem ist es ja gut für einen sonnenliebende Vegetation, die ja ansonsten wieder verschwinden würde. Wo dann wieder der Wald und das Jungholz dominieren, da liegen die darin verborgenen Eingänge in die Förstershöhle. Von ihr schreibt Heller, daß sie zu den "vorzüglichsten Höhlen der Muggendorfer Gegend" gehöre. Lange war der Zugang nicht so einfach möglich, weil ein Schacht in die Tiefe führte. Dann ließ der damalige Besitzer Förster für 300 Gulden, "eine große Aufopferung für das Allgemeine", durch Bergleute einen Zugangsstollen schlagen. Durch den kam wohl wirklich jeder hinein. Man zeigte die Höhle "gegen eine kleine Gabe" gerne. Auf Verlangen beleuchtete man alles mit Lichtern, "und wodurch man in den Stand gesetzt ist, in dieser schönen Höhle all deres genau betrachten und zu untersuchen". Wovon nicht die Rede ist, daß es beim Betrachten oft nicht geblieben ist, sondern der Mensch sich gern ein "Souvenir" mitnahm. Das führte schnell zum weitgehenden Untergang der Schönheit unter der Erde.

Esper war wohl der erste, der die Höhle wissenschaftlich untersuchte und darüber einen Bericht der Baireuther Regierung 1778 vorlegte. Um hineinzukommen, mußte man am Seil 60 Fuß am Seil hinabgelassen werden. Gefunden hat er zwei vollständiger Menschengerippe, sowie Knochen von Wölfen, Hunden und Schweinen (Walter 211). Bei Walther lesen wir eine uns heute ziemlich unverständliche Charakterisierung der Höhle: " Bei voller Beleuchtung nimmt sich diese Grotte zauberhaft aus: "einen diamantenen Feenpalast scheint hier die Natur gebildet zu haben." 

Neischl und Reger nahmen 1902 die Daten der Höhle auf (..auf einer Fläche von 55 m Länge, 31 m Breite verbreiten sich die Räume der Höhle, die Höhe der Höhle erreicht 20 m., S. 81.) und der von Reger gezeichnete Plan wurde als Tafel XX dem Höhlenbuch von Neischl beigefügt. Der Beschreibung der Höhle ist zu entnehmen, daß sich die Gehilfen von Neischl, Reger und Deinlein, sich mit Hammer und Meißel etwa 18 m noch weitere 18 m aufwärts vorgearbeitet haben. Neischl ordnet die Höhle dem Typus der "Spaltenhöhlen" zu.

Als ich im Juli 2012 mal wieder vorbei schaute, da war alles vergittert und verschlossen. Der ursprüngliche Eingang ist massiv mit einem Eisengitter überdeckt, das sich wohl nur noch mit Schweißbrenner wieder aufmachen ließe. Am künstlichen Eingang ist auch eine Gittertüre und dahinter ist ein Schild angebracht, daß man aus "artenschutzrechtlichen Gründen" die Höhle verschlossen habe und man nur in begründeten Ausnahmefällen im Gasthaus "Rotes Roß " den Schlüssel bekäme. Das Haus gibt es zwar noch, aber das Gasthaus war damals nicht in Betrieb.

Es ist schon ein Kreuz mit diesen Höhlenverschlüssen. Manchmal sind sie ja tatsächlich notwendig, aber dann gehört ein gescheites Zugangssystem her. Das funktioniert meistens nur, wenn engagierte Personen dahinter stehen. Es gibt da ja ein paar leuchtende Beispiele aus der Vergangenheit und Gegenwart, aber das sind ganz wenige.
Und den "Artenschutz" als glaubhaften Grund für den Verschluß einer Höhle anzugeben, das ist passé angesichts staatlicher Genehmigungen für fragwürdigste Riesenprojekte, wo so etwas überhaupt nicht zählt, siehe STUTTGART 21 oder die Isentalautobahn (die dritte Startbahn für den Münchner Flughafen hat man ja der Volksentscheid hoffentlich für immer gekippt).

Wer etwas über die Höhle lesen will, der kann das z.B. in einem Werk aus dem Jahre 1891 tun, dem "Gümbel": "Goldfuß sagt von dieser Höhle, dass sie den hohen Dom der Rosenmüllerhöhle mit den erhabenen Parthien der Schönstein, den bequem zu besteigenden Hallen der Oswaldhöhle und den herrlichen Stalaktiten der Wunderhöhle vereinigt." (Gümbel 499).

Heute sieht das alles ganz anders aus - was irgendwo zum Abschlagen war, das ist weg. Es ist so wie überall auf dieser Welt: Die Nachgeborenen bekommen gerade noch das, was die ihnen Vorangegangenen übrig gelassen haben. "Après nous le déluge" - Madame Pompadour.

Inzwischen soll es wieder möglich sein, die Höhle in den Sommermonaten zu betreten.

1987   
     

Längsschnitt der Höhle, gez. Jos. Reger, aufgenommen von Neischl und Reger, Quelle: Neischl, Die Höhlen Tafel XX
Kupferstich von v. Brandenstein

1814


Aus: Wilde Silvesterfeiern in Fledermaushöhlen 1990/91

..in der Försterhöhle sei eine Silvesterfeier im Gange. In der Höhle brenne ein großes Feuer, aus dem oberen Eingange dringe eine mächtige Qualmwolke und Funkenflug. ...Am Neujahrstag sahen wir uns die Bescherung an. Gleich nach dem Eingang traten wir auf die verkohlten Reste des Fledermausschutz-Schildes, in der Haupthalle fanden wir eine enorme Feuerstelle vor, daneben ein Haufenb unverbrannten Holzes (vermutlich Abfälle einer Schreinerei), auußerdem die Reste von zahlreichen Knallkörpern. Der Rauchgeruch  hielt sich aufgrund des Schachteingangs in Grenzen, als wir jedoch in die höherliegenden Höhlenteile gingen, nahm der Qualm stark zu. Am oberen Ende der Treppenhalle mußt wir wegen Atemschwierigkeiten und Nullsicht umkehren. Kein gemütliches Heim mehr für rund zwanzig Fledermäuse..." 


Literatur:

Arndt, E. M. Bruchstücke aus einer Reise von Baireuth bis Wien, Leipzig 1801, S. 41
Brandenstein S. 43, mit Abbildung
Buckland, William Reliquiae Diluvianae; or observations on the organic remains contained in caves, fissures, and diluvial gravel, and on other geological phenomena, attesting the action of an universal deluge, London 1823
Cammerer, Anselm Andreas Caspar Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832
Esper, Johann Ausführliche Nachricht von neuentdeckten Zoolithen unbekannter vierfüssiger Tiere. Nach der Original-ausgabe von G. Knorrs-Erben, Nürnberg, 1774 with an introduction by A. Geus. Wiesbaden 1978
Goldfuß, August Die Umgebungen von Muggendorf. Ein Taschenbuch für Freunde der Natur und Alterthumskunde, Erlangen 1810 https://bavarica.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10430857_00001.html?prox=true&context=goldfuss+georg+august&ngram=true&hl=scan&fulltext=goldfuss+georg+august&mode=simple
Heller, Joseph Muggendorf und seine Umgebungen oder die Fränkische Schweiz, Nachdruck der 1. Auflage aus dem Jahre 1829, Palm & Enke, Erlangen 1979
Lang, Stephan Höhlen in Franken, Verlag Hans Carl, Nürnberg 2000
Lehmann, Friedrich Die Königshöhle - sonst Förstershöhle genannt, bei Waischenfeld, in: Die Fränkische Schweiz, 1831 / Nr. 12.1928
Neischl, Adalbert Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler, Nürnberg 1904
Reiselsberger, J. Die kleine Schweiz, Waischenfeld 1820
Rosenmüller, J. Chr. Die Merkwürdigkeiten der Gegenden um Muggendorf, Berlin 1804, S. 80
Sieghardt, A. Fränkische Schweiz, 3. Auflage, Nürnberg 1971
T.F. (Tom Fürtig) Wilde Silvesterfeiern in Fledermaushöhlen, Gut Schluf 21-1991, 33
Walther, Friedrich Wilhelm Topische Geographie von Bayern, 1844

Links:

http://www.lhk-bayern.de/hoehlenofr/b28foersterhoehle.php

http://www.loewisch.com/reini/heimatkunde/Waischenfeld_in_Prosa_und_Poesie_neu.pdf

https://www.umweltatlas.bayern.de/mapapps/resources/reports/geotope/generateBericht.pdf?additionallayerfieldvalue=472H007

https://www.zobodat.at/pdf/Hoehle_021_0090-0105.pdf

Landschaft und Höhlen der Fränkischen Schweiz


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