Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Lippoldshöhle


"Die Lippoldshöhle, ein alter Erdstall in Niedersachsen, birgt eine düstere Vergangenheit..." Kreiszeitung.de https://www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen/alte-raeuberhoehle-in-niedersachsen-ist-heute-ein-beliebtes-ausflugsziel-93428864.html


Kostenlos und immer offen und keiner verbietet einem das Photographieren. In einer "Höhle"? Dieses unterirdische Objekt liegt an einer Grenzlinie. Hat der Mensch nur von Natur aus vorhanden gewesene Felsöffnungen und Spalten mit seinen Tunneln verbunden und zu einem System verknüpft? Oder sind die natürlichen Hohlraumanteile im Grund vernachlässigbar und die menschlichen "Produkte" ausschlaggebend. Handelt es sich vielleicht gar um einen "Erdstall", ein umstrittener Begriff für eine Art von menschengemachten "Höhlen", deren Sinn und Zweck man bis heute nicht wirklich versteht und die räumlich viel weiter im Süden, vor allem in Ober- und Niederösterreich und Südbayern, verortet wird. In einer Ausgabe der "KREISZEITUNG" wird das jedenfalls so frei herausgeschrieben, ohne daß dafür Stichhaltiges geliefert wird.

Was wir da heute noch sehen, das sah vor einem Jahrhundert wohl noch ganz anders aus. Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts war aus "Sicherheitsgründen" ein großer Teil der Felswand weggesprengt worden, besonders im oberen Teil. 

Sollte man besser den Zusatz "Höhle" für dieses unterirdische Objekt streichen, um nicht weiter die Leute in die Irre zu führen? Es liegt im Glenebachtal zwischen dem Reuberg und dem Duinger Berg nahe dem Ort Brunkensen. An der Straße steht ein Hinweisschild und es gibt einen geräumigen Parkplatz. Von ihm aus sieht man auf der anderen Bachseite eine Felswand, in der etliche schwarze Löcher nicht zu übersehen sind. Zu einem führt eine eiserne Treppe hinauf zu einer Art Balkon mit Geländer. 

Wohl nur die wenigsten Besucher dieser Örtlichkeit sehen sie vollständig. Es gibt drei Tagöffnungen, wobei die natürliche Felsspalte zwischen den beiden anderen liegt und über kleine Felsstufen erkletterbar ist. Dahinter öffnet sich eine kleine Kammer, die sich nach rechts in einem künstlichen schmalen und niedrigen Tunnel fortsetzt. Nach oben geht es auch weiter. Da ermöglicht eine fixe Eisenleiter einen Aufstieg in den Gang, der oben horizontal eng und niedrig zum "Gefängnis" führt. Viel Platz hat man hier nicht und wer Platzangst hat, braucht sich hier nicht umtun. Der nach unten leitende Gang zum "Pferdestall" oder auch "Küche" genannt, dem geräumigsten Teil des Hohlraumsystems, ist nicht ganz einfach zu meistern, da der Grund wohl einmal gestuft war, aber nun durch die viele Benutzung ziemlich glatt abgeschliffen. Kommt das nur durch die häufige und langzeitige Normalbenutzung oder steckt vielleicht gar eine Art "Kultrutschbahn" dahinter. In Südtirol habe ich solche Stellen an einigen Ort so etwas gesehen. In der "Küche" gibt es eine quadratische Vertiefung im Boden, auch "Brunnen" genannt, in den man aber wohl erst das Wasser von Bach herauch tragen hätte müssen. Wer genau hinschaut findet an den Wänden der überwiegend herausgehauenen Kammern einige Gravierungen. Einige runenartige Formen waren im April 2025 mit "Reste eines Germanenheiligtums 14000 Jahre" markiert. Wieso "14000" und nicht "15000" oder eine andere imaginäre Zeitangabe?

Wem der Aufstieg über die Leiter und das Kriechen durch die Fortsetzung oberhalb der Felsspalte zu mühsam ist, der kann von außen über die Eisentreppe zum anderen Ende des künstlichen Felsgangs hinaufklimmen. Im April 2025 war nicht zu übersehen, daß da gerade wohl "die Post abgegangen ist". In roter und schwarzer Farbe waren die Wände massiv bepinselt worden - Kunst mag ich das nicht nennen. Von der Plattform geht es nach links wieder in ein Gänglein, das allenfalls gebückt von Erwachsenen begangen werden kann. Es führt in die "Stube", den angenehmsten Raum des unterirdischen Anlage. Falls da jemals Menschen gelebt haben, dann hier. Die Raumhöhe ist so, daß man nun stehen kann. Der Boden ist angenehm eben. Hier kann man sich aufhalten. Durch ein Felsfenster kommt Licht herein. Allerdings hatte jemand die Kammer als Toilette benutzt und seine Hinterlassenschaften samt Papier hier deponiert. Ein Grund, gleich wieder diese Stätte zu verlassen. Eine kleine Seltsamkeit gibt es noch bei der Ausmündung des Verbindungsganges auf die Plattform. Da zweigt nämlich nach links ein Gänglein ab, sehr schmal, kurz und auch wohl künstlich. Mit Sinn? Danach fragen wir Heutigen gerne. 

Aus dem Jahr 1466 stammt die älteste noch erhaltene schriftliche Nachricht, wo ein Hildesheimer Bischof mit seinen Mannen "vor dat Lippoldshohl" gezogen war, um die Straße zu sperren. Ein Räuber habe damals dort sein "Unwesen" getrieben, fand Eingang in die Welt der Sagen, und es wird noch heute mit einem Traditionsritt an diese Zeit erinnert.

Im umfangreichen Schrifttum läßt noch vieles zu diesem Objekt finden. Und nach einem Besuch gewinnt es erst recht seinen Wert.

Lag am Eingang: Ein Schachtel für den Genuß von "Flachs/Hanf"

 

Literatur:

Ahlborn, Dieter (2007): Räuberhöhle oder Erdstall? - Die Lippoldshöhle bei Alfeld in Niedersachsen, Der Erdstall, Band 33, 2007, S. 1-8

Dürkop Walter (1979): Die Lippoldshöhle bei Alfeld (Leine) – Ortsteil Brunkensen. In: Unser Hildesheimer Land. Hrsg. von Hans Meyer-Roscher, Bd. 3, Hildesheim 1979.

Links:

https://www.alfeld.de/kultur-tourismus/sehenswuerdigkeiten/lippoldshoehle

https://www.brunkensen.de/sehenswuerdigkeiten/index.htm

https://www.brunkensen.de/sehenswuerdigkeiten/index.htm

https://www.alfeld.de/kultur-tourismus/alfeld-entdecken/gebaeude-spannende-orte/lippoldshoehle

https://leinebergland-tourismus.de/de/poi/hoehle/lippoldshoehle/43789924/

http://www.godeweg.de/03_2_leinebergland/Lippoldshoehle_Dieter_Ahlborn.html

https://www.hoefingen.net/suentel/umgelipp.htm

Höhlen in Niedersachsen

 

 


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