Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Steinkammer und Lochstein in den Externsteinen
"Man mag sich drehen und wenden, wie man will, man findet sich wie in einem magischen Kreis gefangen..." J.W. von Goethe beim Besuch der Externsteine
Die Externsteine sind eine bis zu 40 m hohe Felsformation aus kreidezeitlichem Sandstein am Rand des Teutoburger Waldes und zählen heute zu den bekanntesten Natur- und Kulturdenkmälern Deutschlands. Sie werden jährlich von rund einer halben Million Menschen besucht. Zwischen 10 und 18 Uhr sind sie für die Öffentlichkeit geöffnet - warum eigentlich nur in diesem Zeitraum?
Wenn man wie die allermeisten Besucher dorthin kommt, sieht man erst im allerletzten Moment etwas von ihnen. Vorher hat man sich seines Fahrzeugs auf dem Parkplatz entledigt (4 Euro Gebühr), schreitet etwa 400 m auf einer breiten Fußgängerpromenade durch Baumbestand, passiert das Museum, in dem die historische Bedeutung des Platzes sehr informativ gezeigt wird, dann ein großes Restaurant, und dann erst einmal nur Bäume und Bäume. Und dann.... da ist sie, die grau-weiß gezackte Felsgruppe. Man könnte einfach mitten durch gehen und weiter dem Weg Richtung Hermannsdenkmal folgen. Man kann aber auch noch einmal 4 Euro Eintrittsgebühr bei der Dame im Kassencontainer hinlegen (April 2025) und auch die innere Zone betreten.
Bei einem solch nüchternen Vorlauf kann es leicht sein, daß man nichts mehr von "Magie" des Ortes wahrnimmt, wenn man selber einmal dorthin geht.
Menschen haben sich dort von Anbeginn aufgehalten und Spuren davon wurden gefunden. Sie reichen bis in die Zeit um 10000 v. Chr zurück, was gefundene Feuersteingeräte belegen. Weiters hat man mittelalterliche Keramik ausgegraben, die aus dem 10. bis 14. Jahrhundert stammen.
War hier auch ein Kultplatz? Manche haben hier schon vermutet, daß sich die Kelten, die Germanen, die Römer zu welchen auch immer "kultischen Handlungen" zusammengefunden haben. Rudolf Steiner sah in den Externsteinen den "Sitz der deutschen Volksseele". Besonders in der Zeit des Nationalsozialismus war man darauf versessen, hier irgend etwas von einer vorchristlichen Nutzung zu finden. Was man fand, das wurde teilweise unterschlagen, "Beweise" sollen gar gefälscht worden sein, am Ende wurde der Ort einfach für "germanisch" erklärt. Es sollte sich um eine nationale germanische Kultstätte gehandelt haben, um ein altgermanisches Sonnenheiligtum, dein "deutsches Nationaldenkmal".
Immerhin, noch heute sollen sich um die Zeit der Sommersonnenwende hier Leute zusammenfinden, um dieses Ereignis zu feiern, oft aus der esoterischen Ecke, vielleicht auch der "rechten" Richtung..
Zentral dafür ist die sog. "Höhenkammer". Man steigt bald 40 m auf eisernen Treppen und über Steinstufen hinauf und dann über ein Eisenbrückerl hinüber zu dem Raum, dem heute die Decke und eine Seitenwand fehlt. Dominant ist die runde Öffnung in einer Wand über einer Art Altartisch. Zur Zeit der Sommersonnwende fallen die ersten Sonnenstrahlen angeblich hier ein. War das mal einen Art Sternwarte oder Sonnenobservatorium oder ist es der Rest einer alten Kapelle? Die Steine sprechen nicht mit uns, wir sprechen allenfalls über sie. Als ich im Mai 2025 einmal vormittags dort war, standen schon 2 Frauen und 1 Mann da und unterhielten sich über den Ort und ihr Leben. Ob einem da Erkenntnisse über die Welt und einen selbst zu Teil werden, die man anderswo nicht machen könnte? Bei mir war das nicht der Fall.
Drei künstlich geschaffene Hohlräume liegen unten in dem großen Felsen, der in den See hineinreicht. Eine aus dem Felsen gehauene Petrusfigur steht am Eingang zur ersten kleinen Grotte, die ihren Namen von ihr hat, Petrusgrotte. Sie ist durch einen Gang mit der Hauptgrotte verbunden, die 10 x 3 m mißt. Es wird vermutet, daß es sich um eine ehemalige Kapelle handelt. Eine Weiheinschrift aus dem Jahre 1115 findet sich dort, was aber geweiht wurde, das bleibt unbekannt. Es gibt dann noch eine kleinere Nebengrotte, die als "Sakristei" interpretiert worden ist. Müßig fast zu sagen: Der Zugang zu den Grotten ist vergittert.
Gerade war wieder Walpurgisnacht. Deshalb galt für den Zeitraum zwischen dem 30. April und 1. Mai laut dem "Landesverband Lippe, zusammen mit seinen Partnern Stadt Horn-Bad Meinberg, Schutzgemeinschaft Externsteine e. V. und der Kreispolizeibehörde" wieder: "Spirituell inspirierte Besucherinnen und Besucher dürfen die Nacht an den Externsteinen verbringen und friedlich feiern und musizieren." Das Besteigen der Felsen, und das ist eben wichtig für das Erleben des "Sonnenmoments", ist nur während der Öffnungszeiten erlaubt - was ist jetzt, wenn die Sonne zu einem anderen Zeitpunkt einfällt? Kommt es da zu Konflikten? Übertreten da nicht manchmal manche die wohl gut gemeinten Vorschriften? Im Namen "höherer Mächte", die eben für viele nicht erfahrbar,erlebbar sind?
Literatur:
Luczyn, David (1991): Magisch Reisen: Deutschland. Ein Führer zu Orten des Lichts und der Kraft, Goldmann-Verlag
Links:
https://www.externsteine-info.de/
https://www.landesverband-lippe.de/angebote/externsteine/
https://www.teutoburgerwald.de/region/ausflugsziele/externsteine-mythischer-ort-im-teutoburger-wald
https://www.zeilenabstand.net/mythos-externsteine-im-teutoburger-wald/
https://indigo-blau.de/externsteine-kraftplatz
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/69347
https://magic-places.ch/externsteine-teutoburger-wald/
https://www.deutschlandfunkkultur.de/christen-heiden-rechtsextreme-der-glaubenskampf-um-die-100.html
http://www.hiergeblieben.de/pages/textanzeige.php?limit=50&order=datum&richtung=DESC&z=4&id=19534
https://wiki.yoga-vidya.de/Germanischer_Schamanismus
Lochsteine und Durchkriechbräuche
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