Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Boundoulaou, Causse de Larzac, Aveyron, F


Das okzitanische Wort "Boundoulao" bedeutet soviel wie "le Bourdon" (Baß, große Glocke). Es ist ein onomatopoetisches Wort, ein lautmalerisches Wort, mit dem versucht wird, dem nahe zu kommen, was sich manchmal akustisch bei einer Felswand südwestlich von Millau an Rande des Causses de Larzac abspielt. Dann bricht nämlich mit Getöse aus einem schier unerreichbar hoch oben im Gestein ein starker Bach und stürzt zu Tal und die Geräusche aus den Siphon im Innern des Berg dringen nach draußen..

Die Stelle ist leicht zu erreichen. Man folgt der N 592 bis zum kleinen Ort Raujolles in der Gemeinde Creissels. Einer dieser "Cul d'Enfers" liegt vor einem, ein u-förmiges Tal, das nach hinten und an den Seiten ansteigt und dann direkt in die Hochfläche übergeht. Vorbei an einem Zeltzelt, dann ein Sportplatz und am Ende Weiden, Buschwerk, ein Bach. Genau um die Quelle dieses Wassers geht es. Folgt man ihm, dann kommt man dorthin, wohin man will. Der starke Kalkgehalt hat zu starken Tuffbildungen geführt, die in einem zweistufigen Wasserfall ihre Krönung finden. Oberhalb geht es noch ein wenig weiter, dann ist da eine kleine Quelle im Talgrund, aus der normalerweise das Wasser aufsteigt. Nur bei starken Regenfällen staut sich das Wasser zurück und erreicht dann auch bei entsprechenden Bedingungen die großen Höhlenöffnungen, die schon von weitem auf einen herunterschauen.

Wer in die Höhle will, vor dem liegt unter Normalbedingungen erst einmal die Ersteigung einer ca. 15 m hohen Wand vom 4. Schwierigkeitsgrad. Hat dann der Erste mal ein Seil oben befestigt, dann geht es sicherlich für die Nachfolgenden viel leichter. Oben sieht man schon ein massives Eisenteil. Vielleicht gibt es ja auch einen Trick, wie man leichter da hinaufkommt.

Ober angekommen kann man sich in einem schönen Gang in Richtung auf den Hauptgang mit dem temporären Wasserlauf zubewegen. Unterwegs kommt man am Zugang zum großen "salle des Ratapenades" vorbei, von dessen Besuch aber abgeraten wird, weil er die Wohnstätte selten gewordener Fledermausarten ist. Bergwärts endet der Hauptgang in einem großen Siphon.

Als im 19. Jahrhundert der große Eingang scheinbar erstmals erstiegen wurde (1892 durch Bergonié und de Guibert, später dann durch Martel), gab es doch eine große Überraschung. Die Forscher waren nämlich gar nicht ersten dort oben! Schon im Mittelalter scheint die obere Etage als Zufluchtsort der Bevölkerung gedient zu haben, aber noch viel früher war auch schon Menschen hier hinauf gestiegen! Man hat entdeckt, daß dort ein Friedhof aus dem Neolithikum lag. Da frägt man sich, wie es denn die Menschen angestellt haben, die noch heute nicht einfache Strecke hinter sich zu bringen. Aber sie haben es gepackt.

Übrigends sieht man direkt beim Höhleneingang hinüber auf ein modernes Meisterwerk der Technik - die riesige Autobahnhängebrücke über den Tarn.

Dort läßt man sein Gefährt zurück

- das Wasserhäuschen mit höhlenbezogenem Wandschmuck

  Informationstafel auf dem Weg zur Höhle mit Hinweisen
auf die Fledermausbedeutung
Die Tuffälle
  Die Quelle des Bachs
Die Wandlöcher
 
  Blick rüber zur Autobahnbrücke
   
   
   

 

Literatur:

Minvielle, Pierre Guide de la France souterraine, Les Guides Noirs, Tchou, éditeur, 1970
Michelin Causses Cévennes - Bas Languedoc, Clermont-Ferrand 1974
Minvielle, Pierre Grottes et Canyons, DENOEL, Paris 1977

Links:


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]