Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Dargilan, Causse Noir, F


"Die rosa Grotte" - so lautet der Werbeslogan für diese um ihre Reputation recht bemühte Höhle. In einer alten Höhlenpublikation heißt es: "Dargilan est une des plus jolies cavernes du monde, à cause de ses trois merveilleux groupes de stalagmites du Clocher, du Minaret et du Tombeau, hauts de 16 à 20 m" (Dargilan ist eine der allerschönsten Höhlen der Erde wegen seiner drei sehr schönen Stalagmitengruppen, dem Glockenturm, dem Minarett und dem Grabstein mit ihren Höhen zwischen 16 und 20 Metern). Nun es sind ein paar Jahre ins Land gegangen, seitdem diese Zeilen von Eduard Martel verfaßt wurden. Aber wer vermag heute schon wirklich so ein Urteil zeitgemäß zu fällen, müßte er doch um die ganze Welt reisen und wohl alleine schon ungefähr 1000 Schönhöhlen rund um den Erdball erst einmal selber gesehen haben, um dann wirklich kompetent zu dieser Aussage zu stehen.

Ansehnlich ist sie und einen Besuch verdient sie allemal, aber alleine schon der Besuch des Aven Armand auf dem Causse Méjean nebenan macht deutlich, was wirklich großkalibrig ist, der "Armand" nämlich.

Als Entdeckungsjahr wird 1880 angegeben, als der Schäfer Jean Sahuguet einen Fuchs verfolgt habe und dabei auf das Loch gestoßen sei. 1888 kam Eduard Martel und seine Mannschaft vorbei und man erforschte die Hauptteile der Höhle. Zwei Jahre später richtete man sie bereits für den Besuch durch Touristen ein.

Im Kern besteht die Höhle aus zwei Teilen. Das obere Stockwerk besteht aus dem Grande Salle (140 x 50 x 25 m) mit sehr ansehnlichen Tropfsteinformen, z.B. der "Spindel", und das untere aus dem ehemaligen Flußbett. Dort unten wird einem was gezeigt, daß der Führer als einen Weltrekord anpreist: der "Versteinerte Wasserfall" mit seiner Länge von 100 m und einer Höhe von 20 m habe auf der Welt nicht seinesgleichen! Das mag bei Touristen für Ehrfurcht sorgen, ansonsten ist es peinlich.

Die Gesamtlänge der Höhle liegt bei etwas mehr als 2 km, wobei etwa die Hälfte für die Besucher erschlossen ist. Seit 1991 besteht ein zweiter Ausgang, was wohl die Führungen bei großen Besucherandrang sehr erleichtert.

Für alle an Höhlenfotographie Interessierten ist positiv anzumerken, daß dort das Fotographieren einfach E R L A U B T ist! Leider gibt es um den Erdball unendlich viele negative Gegenbeispiele. Selbst wenn man das Fotographieren für störend empfindet, was es ja manchmal auch wirklich ist, dann kann man sich arrangieren! Das war allerdings nicht immer so. In einem älteren Prospekt der Höhle habe ich noch den Hinweis gefunden, daß sich das Fotographieren einfach nicht mit der Höhlenumgebung vertrage! Glücklicherweise haben sie die Verwalter heute (2009) eines Besseren besonnen.

Auf dem Weg zur Höhle durchquert man eine kleine Ansiedlung mit einigen Häusern aus Naturstein, teils verfallen, teils erhalten. Der Formenschatz des Karstes ist gut vertreten und es lohnt sich durchaus, ein wenig herumzuwandern. So wird man wohl auch schnell am Grunde der nicht zu übersehenden Doline auf den Eingang zum Aven du Dargilan stoßen. Der Eingangsschacht ist 15 m tief und es geht weiter. Offenbar ist der Schacht schon in das Befahrungsprogramm professioneller Anbieter von Höhlentouren eingebunden. In der Literatur finden sich Hinweise, wer "wild" den über 100 m tiefen Schacht mit Zwischenstufen besuchen will, der solle sein Vorhaben den Betreibern der Schauhöhle kundtun.

 

  Blick vom causse Méjean über die Jonteschlucht
in Richtung auf die Dargilanhöhle
  Das Schauhöhlengebäude
  Die Ehrentafel am Eingang
 
 
 
 
 
 
Spiegelung im Höhlenteich
 
     

Bevor man zur Schauhöhle kommt, durchquert man einen kleinen Weiler mit dem selben Namen, Dargilan. Dort sieht man auch eine typische Karstlandschaft mit isoliert herausragenden Felspartien, einer schüsselförmigen Doline und am tiefen Punkt, einen richtigen Schacht. Es heißt, daß man bei der Absicht, ihn befahren zu wollen, vorher die Schauhöhlenverwalter informieren sollte.

 

   
 
   
     

 

 

Literatur:

André, Daniel Lozère des Ténèbres, éditeur: Speleo-Club de la Lozere, Marvejols 1992
Minvielle, Pierre Guide de la France souterraine, Les Guides Noirs, Tchou, éditeur, 1970
Michelin Causses Cévennes - Bas Languedoc, Clermont-Ferrand 1974

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