Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen im Monte Tiscali, Sardinien


Der Monte Tiscali


Bei TISCALI denken heute viele erst einmal an den Internetanbieter aus Italien. Ja, den gibt es, aber der Name stammt ursprünglich von wonanders her.

Am Ende des Laneittutales erhebt sich ein Berg, der im Vergleich zu denen umliegenden Erdaufstülpungen wie dem Monte Corrasi (1463 m) oder dem Monte Oddeu (1063m) im Supramonemassiv eher wenig auffällt, weil er grade auf etwas 500 m Höhe bringt. Aus Dolomitgestein besteht er und seine wahre Bedeutung birgt er in seinem Innern.

Im MERIAN-Heft 2002 SARDINIEN heißt es: "Ein 2500 Jahres altes Ruinendorf im Supramonte-Massiv unter gigantischen Felsüberhängen. Ausgangspunkt: das in Naturschönheiten und archäologischen Stätten reiche Valle die Laneittu. Anspruchsvolle Wanderung (mind. 3 Stunden), am besten mit einer geführten Gruppe. Die Coop. Turistica Enis aus Oliena bietet so etwas an und verlangt immerhin 73 € (2002) für dieses 6stündige Unternehmen. Wer den sicheren Erfolg sucht, der sollte sich wohl so etwas anschließen, denn wer auf eigene Faust versucht zum Erfolg zu kommen, dem kann durchaus blühen, daß er nach stundenlangem Suchen nichts gefunden hat, zerschunden und völlig ermüdet am Ende dasteht.

Der Monte Tiscali ist ein wilder Berg, messerscharfe Kalkplatten überall, steile Felsabstürze und nur ein einziger schmaler Pfad führt als schmale Spalte durch eine Wand, die dann zu einem Felsband führt, über das dann unschwierig die Hochebene erreichbar ist, in der von außen vollkommen uneinsehbar, die Steilwanddoline (150 auf 60 m Durchmesser) mit dem Steindorf aus der Nuraghenzeit liegt. Nur an einer Stelle ist es möglich, ohne Seilhilfe hinabzusteigen. Noch immer stehen einige der Nuragen, die vor Tausenden vor Jahren erbaut worden sind und wohl auch während der Römerzeit dazu dienten, sich vor ihnen verborgen zu halten.

Nur den Höhlenforschern ist ein weiteres Naturwunder des Monte Tiscali zugänglich, die Voraghine di Tiscali. Der 10 m weite Schachtmund öffnet sich an der Westflanke des Berges, dort wo es zum canyon di Corojos hinuntergeht. 1956 waren es Höhlenforscher der Gruppo Grotte Nuorese, die erstmals in den Schacht, damals noch mit Leitern, die 83 m bis zum Grund hinabstiegen. Unten machten sie einen grausigen Fund. Da lagen die Skelette von 4 Menschen, die vermutlich noch lebendig hinabgestoßen worden waren. Von wem? Von Banditen vielleicht?

Man steht in einem großen hohen Tunnelgang, der sowohl nach Süden als ramo Sud etwa 100 m ziemlich horizontal und mit Schotterboden weiterzieht als auch noch Norden als ramo Nord. Dort geht es in eine riesige Halle mit gewaltigen Tropfsteingebilden, erst ansteigend und langsam dann abfallend bis zum tiefsten Punkt des ganzen Systems bis - 137m. Unterwegs zweigt der ramo Est ab, in dem man weitere 200 m ganz einfach über Sandboden dahinlaufen kann. Dieser endet im Blockversturz. Schon viele haben sich gefragt, wie solche großen Hohlräume denn entstehen und warum sie dann so abrupt auch wieder enden. Dabei ist ja gerade das Dolomitgestein, in dem die Höhle liegt, gar nicht so gut verkarstungsfähig und beträgt nur etwas ein Drittel des Wertes von richtigem Kalkstein.

Noch ein Naturphänomen sei erwähnt. Irgendwann vormittags, genauer läßt sich das nicht angeben, weil es abhängig von der Jahreszeit ist, scheint für kurze Zeit, sofern die Sonne überhaupt scheint, die Sonne bis tief in die Höhle. Ein Lichtstrahl dringt durch den gesamten 100 m hohen Höhlenraum und erleuchtet eine vielleicht 2 m² große Fläche. Das Schauspiel dauert vielleicht eine Viertel Stunde, dann ist alles wieder vorbei.

 

Literatur:

Fureddu, P.A. Voragine di Tiscali, speleogia sarda n. 33, 1980 pg. 17-21, n. 34 pg. 1-7
Furredu, P.A., Maxia C. Grotte della Sardegna, Ediz. Fossataro 1964
Columbu, Michele Nota Speleologica e Archeologica sulla Dolina di Tiscali, Atti VIII Congresso, Como 1958 p 204ff.
Occhipini, P. Carrus, F. La Voragine di Tiscali, Speleologia 13-1985 p 22ff

Links:

Cooperativa Turistica ENIS Monte Maccione Oliena (Nuoro) Sardegna - Ristorante Albergo Pizzeria Turismo Escursioni

Lichtwunder in einer natürlichen Kathedrale: Voragine di Tiscali - pecora nera ~ Sardinien für Reisende und Entdecker

Landschaft und Höhlen im Laneittutal

Landschaft und Höhlen auf Sardinien


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