Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Karst und Höhlen im und um den Rakov Skocjan / Rakbachtal, Slowenien


Jörg Obendorf in der Großen Naturbrücke


Im März 2009 hab ich mal im Internet eine kleine Recherche gemacht, was dort alles unter dem Stichwort "Rakov Skocjan" alles zu finden war. Der dominante kommerzielle Hintergrund der ganzen Veranstaltung Internet zeigte sich auch hier. Fast ausschließlich wurde für ein Hotel geworben, das diesen Namen trägt und inmitten dieser herrlichen Landschaft seinem Gewerbe nachgeht.

Eine Seite, die sogar was Inhaltliches bietet, präsentierte unter anderem folgenden Text: "Der Fluss Rak taucht an einer Stelle im Land auf, Veschwindet wieder unterirdisch, um einige hundert Meter weiter in einem weiteren Felsendom aufzutauchen. Dieses Schauspiel wiederholt sich einige male mit den verschiedensten Varianten. Mal als Flussaue mit erstaunlicher Vegetation, mal als reissender Bach in einer tiefen Schlucht um dann endgülltig irgend wo in der Nähe von Lubljana wieder im Untergrund abzutauchen. Bisslang weis noch niemand wohin."

Das "bisslang weis noch niemand wohin", das ist natürlich der journalistische Aufhänger! Da wird man doch direkt dorthin gezogen, um endlich dieses ungelöste Rätsel endlich aus der Welt zu räumen! Das muß doch mit den heutigen Mitteln zu machen sein! Das ist die Wirklichkeit, das was "wirkt", bei denen, die nichts anderes kennen.

Die Realität ist eine andere. Der Verlauf der unterirdischen Gewässer ist inzwischen schon sehr gut bekannt. Bei Hydrologen, Geologen, Speläologen. Mehrere Jahrhunderte dauert schon die Arbeit, die für die Klärung der Zusammenhänge erbracht worden ist. Da rein - da raus. Nicht immer alles, das fließt auch was mal "daneben", in eine ganz andere Richtung, nicht zur Donau, sondern auch mal nach Süden, zur Adria...

Ich habe dann noch ein wenig tiefer gegraben bei den verfügbaren Links und bin dann auf folgenden Text gestoßen:

"Souteska Rakova Škocjan finden, 6 km westlich von der Stadt Cerknica. Im Jahre 1949 wurde ein Naturschutzgebiet Schlucht. Souteska Form Rak Fluss und zwei natürliche Brücken. Brücken links zrícených Höhle Decken. Im Sommer ist der Fluss trocken und Krebse kann man die Schlucht. Mali ist der natürliche Dlouhá 30 mA 4 m breite Brücke erhebt sich über der Wasseroberfläche in einer Höhe von 50 m. Veliki natürliche Brücke ist eine lange 48 mA breite 23 M. Die meisten sind in einer Höhe von 19 m über dem Wasser. Südlicher Richtung erhebt sich aus den Schluchten Veliki Javornik Gipfel (1269 m)"

Der kommt mir so vor, als habe ein Übersetzungscomputer eingegriffen und etwas hervorgebracht. Trotzdem, auch daraus erfährt man was.

Stark finde ich den Link, der mir für 6,99€ den Zugang zum Text einer Diplomarbeit bietet, wo auch vom Rakov Skocjan auf 6 Seiten Informationen zu holen sind. "Karst in Slowenien" von Verena Peters.

http://www.grin.com/e-book/65654/karst-in-slowenien.


"Am nördlichen Fuß des Javorniki-Massivs, ungefähr in der Mitte zwischen den Poljen von Planinsco und Cerknice liegt in einer Höhe von 500-510 m eine besondere Art von Karstdepression (Karstsenke), das Rakbachtal. Es stellt eine Art Uvala dar mit über 1,5 km Länge und 200 m Breite." So hat Herbert Griesinger, der leider schon verstorbene Höhlenforscher von der Schwäbischen Alb, in seiner Beschreibung des slowenischen Karstes den Rakov Skocjan sehr treffend charakterisiert. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gebiet der Öffentlichkeit besser bekannt, vorher war sie weggesperrt als privates Jagdgebiet.

Heute kann man von der Straße Postojna-Planina abzweigen und gelangt auf einer geteerten Straße unschwierig in diese Region. Wer nicht aufpaßt, der einfach vorbei an den größten Naturschönheiten, die nur wenig eigene Anstrengungen erst einmal erfordern, aber höchst lohnend sind. Die Straße führt nämlich z.B. zuerst über eine Felsbrücke, die man als solche zuerst einmal gar nicht wahrnimmt. Es gilt schon anzuhalten und zu den Aussichtsplätzen direkt oberhalb des oft in der Tiefe rauschenden Flusses zu gehen. Auf der einen Seite verschwindet er und auf der anderen kommt er, keine 50 m weiter, wieder heraus. Eine Schlucht zeigt sich da, die gleich darauf schon wieder zu Ende ist, ein großes schwarzes Portal ist da schon wieder zu sehen, der Eingang in die Tkalca Jama. Zu einem weiteren Eingang in dieses oft ziemlich schauerliche Loch kann man 100 m weiter weiterwandern. Es geht steil in die Tiefe und man kann von dort von innen heraus wieder nach draussen blicken. Je nach Wasserstand kann man sogar hineingehen in den dann freien Tunnel. Der Weg wird nicht unbedingt "frei" sein, denn er ist oft blockiert von den eingeschwemmten Baumstämmen, die sich irgendwo verkeilt haben. Der Höhlengang endet nach einigen hundert Metern an einem Siphon, der inzwischen durchtaucht worden ist. Insgesamt hat die Höhle heute eine Länge von 2.885 m und einen Gesamthöhenunterschied von 71 m. Jenseits des Siphons geht es in sehr groß dimensionierten Gängen in nordwestlicher Richtung weiter. Das Wasser kommt dann in Rakbachteil der Planiska Jama wieder zum Vorschein, was eine unbekannte Strecke von ca. 2 km bedeutet. Es wird angeraten, bei Hochwasser sehr vorsichtig zu sein, wenn man die Höhle besucht, denn, was ist los, wenn man hineinfallen würde in diesen brodelnden Wasserstrom, der in einem schwarzen Loch verschwindet. Es soll passiert sein, allerdings habe ich noch keinen konkreten Bericht darüber gefunden. Es genügt schon die grauslige Vorstellung... Die Höhle kann höchstens um die 30 m³/s aufnehmen. Ist das Wasserangebot noch größer, dann ist sie nicht mehr in der Lage, alles zu schlucken. Dann gibt es einen Rückstau, und der zeigt sich schnell in der Umgebung. Der kann sich dort, wo sonst nur Wiesen und viel Gras ist, ein gewaltiger See bilden. Der Grund ist dann bis zu 10 m tiefer unten. Wenn nur wenig Wasser hereinfließt, dann versickert der Bach schon vor der Naturbrücke und der Tunnel darunter ist trockenen Fußes zu durchwandern.


Die Große Naturbrücke, auf slowenisch "Veliki Naravni Most", ist am besten zu sehen, wenn man sein Gefährt verläßt, sich zu Fuß auf den Weg macht und hinabsteigt in die Talaue. Da ist ein sich schlängendes Bächlein, meistens, manchmal ist da ja auch ein ziemlich stark strömendes Gewässer, dem man sich nicht ausliefern möchte, das dann unter einem hohen Torbogen verschwindet. Es gibt da durchaus Leute, die wollen den Bogen von oben machen, hängen sich an ein Seil und kommen mit dem Petzl von oben. Je nach Verhältnissen muß man sie zur Seite ziehen, um sie vor einem kalten Bad zu bewahren, oder sie marschieren trockenen Fußes selber an der Auftreffstelle weiter. Wenn nur wenig Wasser im Bach ist, versickert es schon vor der Naturbrücke und diese ist einfach zu durchwandern.

   

Nach der Naturbrücke beginnt eine Talaue, der man entlang des Baches aufwärts folgen kann. Seitlich treten weitere Quellen mit zum Teil beachtlichen Schüttungen. Wie hydrologische Untersuchungen ergeben haben, treten auch hier teilweise Wasser aus dem Zirknitzer See wieder an die Oberfläche. Am anderen Ende der Karstsenke, ca. 2 km entfernt beginnt eine andere spektakuläre Karsterscheinung. Aus einem großen Höhlenportal ergießt sich ein je nach Wasserangebot sehr starker Bach über eine Sohlschwelle ins Tal. Hier sind die letzten Reste einer Mühle, die früher dieses Energieangebot genutzt hat. Bei geringem Wasserstand kann man hier schon in die Höhle einsteigen, ansonsten muß man etwa 100 m in die Höhe steigen, um zu den anderen Eingängen ins System zu kommen. Die Höhlendecke ist an mehreren Stellen eingebrochen und es schaurige Blicke hinunter auf den Höhlenfluß möglich. An einer Stelle ist der Abstieg unschwierig über Treppenstufen möglich. Unten kann man sowohl flußabwärts bis zur Mundöffnung wandern, wobei an einer Stelle eine alte Steinbrücke die Querung erleichtern kann, flußaufwärts gelangt man schließlich an einen breiten Höhlensee, dessen Befahrung nur noch mittels Booten oder mit Neoprenanzug gegen die Strömung möglich ist, dem Vodni rov. 20 m breit ist der Gang und 20 m hoch, äußerst eindrucksvoll wegen der gewaltigen Dimensionen. Man kann ihm etwa 1 km folgen, dann beginnt ein Siphon. Er ist längst schon durchtaucht worden und die weitere Fortsetzung der Höhle führt in Richtung auf die Karlovicahöhle bis auf ca. 100 m Abstand inzwischen heran. Es gibt auch noch zwei höher liegende trockene Teile der Höhle, die bis zu einem Kilometer lang sind. Insgesamt wird heute als Länge für das Zelske jame-System 4742 m genannt bei einem Gesamthöhenunterschied von 45.

     
     
   

Das Wasser für die Zelske Jama fließt vorher durch die Karlovice, deren Eingang direkt am Rande des Zirknitzer Sees liegt. Dort versickert das Wasser in der Tiefe und kommt Kilometer davon entfernt im Rakbachtal wieder heraus. Der Cerknisko jezero ist der größte Karstsee Sloweniens und einer der größten dieser Art weltweit. Zweimal jährlich verschwindet das Wasser und kommt dann wieder. Bis zu 10 km lang ist er, wenn er da ist, nicht sehr tief und eine Fläche von bis zu 28 km² bedeckend. Wenn kein Wasser da ist, dann kann auf den Wiesen das Vieh weiden.

Um den Abfluß des Wassers in die Ponore besser steuern zu können, wurden an einer der Versickungsstellen ein künstlicher Abfluß betoniert. Er ermöglicht es, angeschwemmtes Material, das möglicherweise die Gänge verstopfen könnten und zu einem Rückstau des Wassers vielleicht führt, abzufangen und wegzuschaffen. Wer tiefer in das Höhlensystem der Karlovice eindringen will, der kann, sofern er offen ist, durch einen freigelassen Schacht hinabsteigen in das künstliche Bauwerk. Ansonsten gibt es noch 2 natürliche Zugänge. Es folgt eine Höhle, deren Aussehen stärkstens von der Gewalt des Wassers geprägt worden ist. Da gibt es Teile, die sind fast aufgefüllt bis zur Decke mit all dem Einschwemmaterial aus dem Gebiet des Sees, und da gibt es andere, da strömt das Wasser nur so. 2 Teile werden unterschieden, die Mala Karlovica, die "Kleine Karlovica", und die "Velika Karlovica", die "Große". Über 8 km Länge sind heute schon bekannt und die bekannten Endteile sind nur noch ca. 100 m von der Zelske Jama entfernt.

 


Eine Illustration aus dem 18. Jahrhundert zeigt zwei Kirche neben der großen Naturbrücke

 


Literatur:

Griesinger, Helmut Im slowenischen Karst, Das Jahresheft 1993 der Arge Grabenstetten, Grabenstetten 1994
Stratford, Tim The Pivka-Rak Triangle, The International Caver (14) 1995, S. 3ff.
Gospodaric, Rado Hydrogeology and karst springs in Rakov Skocjan; Acta carsologica, XI, (1982), Llubljana, 1983
Gospodaric, Rado Raziskovanja Velike in Male Karlovice, Nase Jame 10/1968, S. 61ff.
Schmidl, A. Beitrag zur Höhlenkunde des Karstes. Mitth. Geogr. Ges., 464-479, Wien 1851

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