Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen um Lipizza / Karst / Slowenien


Die Karstlandschaft nördlich von Triest stellt einen Landschaftstypus dar, der einheitlich ist, gleich ob er links oder rechts der italienisch-slowenischen Grenze liegt. Wer über Basovizza Richtung Lokev fährt, der nimmt kaum noch wahr, daß er sich hinter Valico di Basovizza bzw. Mejni prehod Lipiza in einem anderen Land befindet. Die geräumten Zollhäuser stehen noch, dann sind da ein Supermarkt, eine Tankstelle und eine Spielhalle. Ein Wegweiser zeigt die Richtung zum berühmten Gestüt und man fährt nun durch eine parkähnliche Landschaft mit weiten Grasflächen und jahrhundertealten Linden und Eichen. Manchmal gibt es auch ganze Buschinseln und Baumgruppen, die meist dort wachsen, wo es im Boden mehr oder weniger große schüsselförmige Vertiefungen im Boden gibt, die zahlreichen Dolinen.

Seit 1580 werden dort Pferde gezüchtet, Warmblutpferde, die der ältesten Kulturpferdrasse der Welt angehören, den Lipizzanern. Die Natur hat es den Züchtern nicht einfach gemacht hat. Es gab zuerst einmal keine für die Pferde geeigneten Flächen. Hafer als wichtige Futterquelle konnte nicht vor Ort angebaut werden, sondern mußte von weit her herangeschafft werden. Insbesondere mit dem Mangel an Wasser mußte man erst umgehen lernen. Das Oberflächenwasser wurde in Zisternen gesammelt und man legte sog. Tränkelaken auf den Wiesen aus, um den morgendlichen Tau einzufangen. Das ganze Unternehmen wurde jedoch ein großer Erfolg und besteht noch heute. Der Tourismus hat die Örtlichkeit inzwischen auch entdeckt, es gibt regelmäßig Gestütsbesichtigungen, Reitvorstellungen, Kutschfahrten, 2 Hotels, ein Schwimmbad, eine Sauna, ein Restaurant, einen Golfplatz, noch ein Spielcasino usw.

Ein wenig versteckt in einer Doline im karstigen Gelände liegt eine kleine künstliche Grotte, die der Frau von Lourdes gewidmet ist. Die Geschichte dazu ist, daß der Gestütsleiter von 1848 bis 1875, Karel Grunn, schwer erkrankt war. Er suchte Heilung in der Doline, wo er ganze Tage verbracht haben soll, bis zu seiner Genesung. Daraufhin habe er ein Kapellchen in den Felsen schlagen lassen, in dem eine Marienstatue Platz fand. Am Grund der Doline sind einige Bankreihen aufgestellt, wo die Gläubigen sich niederlassen können. Wer sich auskennt, der kann mit dem Wagen bis fast zum Dolinenrand fahren.

 

Lochsteinskulpturen am Weg zum Gestüt

 

Wer die 25.000er Karte "CARSO TRIESTINO E ISONTINO" - Topographische Wanderkarte in die Hand nimmt, der findet jede Menge von Höhlenzeichen eingetragen neben der Verbindungsstraße Lipiza - Sezana. "Lipenska j, Malanca jama, Jama v Partu, Tomakove jame..." und so weiter. Man muß nur an den entsprechenden Stellen seinen Wagen abstellung und ein wenig durch das Gelände streifen, schon kann man mit Sachverstand und etwas Glück auf die entsprechenden Objekte stoßen.

Am bekanntesten ist sicherlich die Grotte Lipiska Jama mit der Katasternummer 311. Früher reichte eine 20-m-Stahlseilleiter, um in den Eingangsschacht abzusteigen und weiter unten ein Seil, um sich einen rutschigen Schräghang hinablassen zu können. Inzwischen ist der Eingangsschacht ausgebaut mit einer fixen Aluleiter, Eisenklammern und einem verschließbaren Gitter. Man wird auf einer Tafel darauf aufmerksam gemacht, daß man sich mit der "Speläologische Gesellschaft Sežana – Jamarsko društvo Sežana, Jaka Jakofcic, Tel. +386(0) 5 734 42 59" in Verbindung zu setzen habe, wenn man die Höhle befahren wolle.
Als vor Jahren eine Gruppe deutscher Höhlenforscher ohne offizielle Erlaubnis die Höhle befuhren, wartete am Eingang eine böse Überraschung auf sie. Draußen warteten einheimische Höhlenforscher auf sie und machten sie darauf aufmerksam, daß die Begehung der Höhle ohne Erlaubnis nicht gestattet sei und daß nun 60 Mark oder Euro? Gebühr nun fällig sei. Sie zahlten. Mehrere große Hallen öffnen sich unten mit gewaltigen Tropfsteinen. Sogar ein "Labirint" gibt es drinnen. Der tiefste Punkt ist bei minus 229 Metern erreicht.

Weitere Höhlen in der Umgebung

 
     

Literatur:

Fischer, Eva-Elisabeth Tanz der weißen Pferde, Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite V2/1, 20. Juni 2000

Links:

http://www.triesteturismo.net/de/cezmejni

Landschaft und Höhlen im Karst


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]