Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen im Erawan-Nationalpark, Kanchanaburi, Thailand


Der Erawan-Nationalpark ist der meist besuchte Nationalpark Thailands und gilt als einer der schönsten. 550 km² ist er groß und die zur Hauptsache aus Kalkstein bestehenden Erhebungen, die in ihm liegen, erreichen eine Höhe zwischen 165 und 996 Metern. Bedeutende Flüsse haben hier ihren Ursprung und fließen dann durch das Gebiet. Oberhalb des Erawan-Wasserfalls vereinigen sich der Mong Lai und der Omtala und sorgen für den Wasserzufluß zum absoluten Highlight und Touristenmagneten des Nationalparks.

Die Menschen kommen hauptsächlich wegen dieses 7-stufigen Wasserfalls. Unterhalb des Falls befinden sich dann meist begeh-, beschwimmbare Becken, und in die "stürzen" sich dann die Menschen. 700 m vom Besucherzentrum ist der erste Wasserfall, 2 km sind es bis zum obersten Pool. "Good walking boots or sneakers" empfiehlt der Lonely Planet Führer, aber täglich wird die Flip-Flop-Probe von Tausenden von Menschen gemacht - und sie bestehen sie! (The trail can be steep, slippery and non-existent" - alles wahr, aber offenbar "ignorable") Es geht auch ohne Wanderschuhe und sonstigen Vorsichtsmaßnahmen.

Wer es etwas ruhiger haben will, der sollte ganz in der Frühe kommen, so wie ich im März 2011. Ein Fernsehteam war zwar da auch schon da und deswegen war der dritte Fall gesperrt für das Publikum, aber als ich eine Stunde später wieder zurückkam - buslandungsweise kamen mir da Menschen entgegen, alle im Schwimmkostüm unterwegs - wenn die alle in die paar vorhandenen Wasserbecken gleichzeitig wollten, dann war für das Wasser wohl kein Platz mehr!

Sai Yok Yai - Wasserfall
Höhlenmuseumsraum im visitor center

Vom Februar bis zum April sollen die Temperaturen ziemlich hoch sein, vom November bis Januar seit die kühle Jahreszeit und es sei recht angenehm dann dort. Nun, ich war im März da. Die Temperatur war so, daß ich gerne wieder an Bayern dachte, wo ja gerade erst das Frühjahr im Kommen war und damit wesentlich niedrigere Temperaturen herrschten als dort, wo schon das Tragen eines Hemdes nur dazu führte, daß man schon nach der kleinsten Anstrengung völlig durchnäßt zu sein.

Und anstrengend wurde es noch. Der Lonely Planet Guide nennt zwei Höhlen, die im Nationalpark besuchbar seien. Es gibt zwar viel mehr, aber ohne zugängliche Informationen kommt man halt nicht viel weiter. Immerhin gab es diese.

Am Vortag hatte ich schon die Tham Wang Badan besucht. Geplant war das vorher nicht, weil realistische "Planungen" auch richtigen Backpackreisen kaum möglich sind. Das macht aber auch nichts, weil der Überraschungsfaktor oft so groß ist, daß da Dinge passieren, die alle eigenen Vorstellungen und Phantasien weit übertreffen.

Die Tham Wang Badan hab ich nur besucht, weil ich am Rückweg vom Sai Yok National Park noch ein wenig Zeit hatte und dann aus dem Bus, der mich direkt zurückgebracht hätte zum Quartier in Kanchanaburi, noch einmal ausgestiegen bin. Da gab es doch noch einen Wasserfall, Sai Yok Yai. Den schaute ich mir auch noch an. Am Weg dorthin kam ich an dem River Kwai Bahn vorbei, an einem Krüppel, der um Almosen bat, an einem Mopedfahrer, der seine Transportdienste bis zur Höhle anbot, an zahlreichen Wasserverkäufern, zahlreichen Japanern, die auch aus der Richtung kamen, in die ich wollte, an einigen Thais, die in dem herrlich klaren Wasser badeten, das aus der klassischen Karstquelle kam, bei der nur ein paar Felsblöcke oben herum sind.

Wer nicht da war, das war der Mann oder die Frau an der Schranke, die in den Nationalpark Erawan führte. Aufwendig ist das alles inszeniert, Häuschen, Schlagbaum, bloß kein Mensch. Beim dem knappen Zeitkontingent, das mir zur Verfügung stand, denn irgendwann war der letzte Bus Richtung Kanchaburi ja weg, riskierte ich es und ging weiter. Ein Weg, ungeteert, naturbelassen, führte mich weiter durch Bambusdickichte durch die Karstlandschaft. Irgendwann war ein trockenes Bachbett zu durchqueren. Jenseits davon stand eine Tafel, auf Thai, absolut unleserlich für mich. Es konnte nur zur Höhle hinaufgehen.

Am Eingang stand ein Schild, daß man auf den Führer warten solle, aber wo war er. Diese wunderbaren "Vorschriften" heutzutage leiden halt oft, aus ökonomischen Gründen, an der "Lieferseite". Wo war er? Nicht da. Ich habe die Seite der Natur angenommen und bin einfach hineingegangen. Am Eingang: ein Schrein. Über Holzeinbauten ging es hinunter. Dann ein großer Raum. Ich ging mit meiner kleinen Chinesenlampe, die ich in Oudomxay in Laos auf dem Markt für 8 Euro erstanden hatte, die PETZL-Hirnbirn für 40 Euro als Reserve natürlich bei mir habend ("schämt" sich da irgend jemand?), so weit es mir für sicherheitstechnisch vertretbar schien. Auf dem Rückweg traf ich auf einmal auf zwei junge Leute mit Führer. Der hatte eine Petroleumlampe dabei und brachte beide auch sicher wieder heraus. Das habe ich mitbekommen, weil sie später auf ihren Mopeds an mir wieder vorbeirauschten.

   

 

Es ist immer eine spannende Sache für mich, wenn ein paar Zeilen aus einem Text in sich aufnimmt, und dann versucht, in der handgreiflichen Welt das in sich aufzunehmen. Da gab es für mich das: "Two limestone caves in the park worth visiting are Tham Phra That (12 km northwest of the vistiors center via a rough road) and....."
Wie ist das, diesen Worten zu folgen? Ein wesentlichet Teil war zum Beispiel der einzige Zahn meines Taxifahrers, der mich dorthin gebracht hat. Auf dem großen Schild, das alle Verhältnisse beschrieben hat, stand, daß der Transport 300 BAHT kosten würde, aber als ich nach dem Preis bei der Touristenpolizei gefragt habe, da hieß es 400 BAHT. Aber ich führe keine Preisverhandlungen über einen solchen Betrag mit einem Mann, in dessen Mund es so aussieht!

Die Straße zur Höhle beginnt wirklich vierspurig. Das könnte fast eine Autobahn sein. Dabei ist kaum Verkehr! Die ersten Kilometer sind so gestaltet, am Rest wird noch gebaut. Das Geld dafür ist aber offenbar vorhanden, sonst würde man nicht so verwenden. Wohin diese Straße mal führen wird? Nach Myanmar hinüber? Ein schmaleres Sträßlein zweigt dann ab und man gelangt über einen Sattel hinein in eine weite schüsselförmige Ebene. Dort ist das Verwaltungsgebäude für die Höhle an Rande einer sehr gepflegten Rasenfläche, die jedem Golfplatz zur Ehre gereichen würde. Der Ranger prüft nur, ob man das Parkticket hat, dann kann man alleine die paar hundert Stufen hinauf zur Höhle laufen. Aufmunternde Schilder unterwegs informieren über die Länge des Wegs, den man noch vor sich hat, wohl um die Anzahl der Abbrecher zu senken.

Ein Geisterhäuschen steht einige Meter vor dem großen (15 m breit, 10 m hoch) Höhlenportal, hat aber wohl einen Bezug dazu. Beim Eingang ruhte sich der Führer gerade in seiner Hängematte aus. Es war ja gerade kein Besucher da. Es gibt zwar in der Höhle Elektrolampen, aber die blieben ausgeschaltet. Mit einer Petroleumlampe wurde ich herumgeführt.
Gleich hinter dem Portal scheint alles durch eine riesige Sinterfigur blockiert. An drei Stellen kann jedoch durch schmale Spalten dann doch auf die andere Seite hinüber. Was dann kommt ist schon verblüffend. Eine Riesenhalle öffnet sich, mindestens 90 m lang, 50 m breit und 40 m hoch. Auf einem hölzernen Steg geht man, teils an den Höhlenwänden entlang, mal mitten im Raum. Riesige Tropfsteinfiguren stehen mitten im Raum, manche liegen auch abgebrochen auf dem Boden. Beim Umkehrpunkt am anderen Ende der Halle stieg der Führer über das Geländer und zeigte mir in einer Bodenvertiefung ein bemerkenswertes Phänomen: Er zündete eine Kerze und führte sie langsam immer weiter nach unten. Auf einmal ging sie aus! CO2 ist der Grund, das am Grunde dieser Felswanne dauernd steht. Etwas sehr Aufregendes gab es dann noch: Mitten in der großen Halle lag auf dem Geländer einer Aussichtsplattform eine lange Schlange! Der Führer versicherte mir, daß sie nicht giftig sei, aber näher hingehen wollte ich dann doch nicht. Sie holt sich hier ihre Nahrung in Form vorbeifliegender Fledermäuse. In Fachkreisen heißt sie "Cave Racer", der wissenschaftliche Name ist Orthriophis taeniurus, in alter Literatur Elaphe taeniura.

 

 

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Auf dem Rückweg nach Kanchanaburi - ein Blick aus dem Busfenster auf die zahlreichen Steingeschäfte an der Straße - Lochsteine massenweise

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Literatur:

Munier, Christopher Sacred Rocks and Buddhist Caves in Thailand, White Lotus Press, Bangkok 1998
Dunkley, John R. The Caves of Thailand. Speleological Research Council Ltd., Sydney 1995

 


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