Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Snaefellsnes, Island


"..und nie zuvor habe ich den Snaefellsjäkull, als einen der magischen Geheimnisberge der Erde, weit draußen im Westen am Ende der Halbinsel Snaefellsnes, in so klaren Umrissen gesehen, der gerundete Gletscher oben, schwarzblau der Rest des Berges... Dass nicht nur manche Bewohner von Snaefellsnes diesen Gletscherberg als das Zentrum des Universums betrachten, kam mir in diesem Moment gar nicht seltsam vor." Böldl 18

"Der Sneffels..ein fünftausend Fuß hoher Ber, einer der bemerkenswertesten der Insel und bestimmt der berühmteste der ganzen Welt, wenn sein Krater zum Mittelpunkt der Erde führt....Aber das ist doch unmöglich.." Verne, Mittelpunkt 51


Gullborgarhraun

Purkholahraun


Westlich von Borgarfjördur in Westisland liegt die Halbinsel Snaefellsnes. Sie wurde schon das "Miniaturisland" genannt, weil sie auf kleinstem Raum eine große Anzahl der größten Naturschönheiten dieser Insel beherbert, einen schneedeckten Vulkangipfel, steile Küstenabschnitte, weite leere Grasflächen, Höhlen.... Inzwischen ist ein wesentlicher Teil des Gebiets zum Nationalpark erklärt worden und steht unter entsprechender Betreuung und Schutz.

Man kann um die ganze Halbinsel mit dem Auto herumfahren auf einer aussichtsreichen Küstenstraße. Ein Punkt ist bei gutem Wetter sehr häufig zu sehen, den höchste Punkt, der Snaefells, der "Schneeberg" mit seinen 1.446 m. Es gibt schon Geschichten aus dem Mittelalter, daß jemand hinaufgestiegen sei, aber die erste nachweisbare Besteigung fand 1753 durch die Isländer Bjarni Pálsson und Eggert Ólafsson statt. Zu ihrer Ausrüstung gehörte ein Kompass, ein Thermometer und ein Essigfläschchen, für den Fall, daß die Luft knapp würde. Literarisch gewürdigt der Berg vor allem in dem Werk "Am Gletscher" von dem Literaturnobelpreisträger Haldor Laxness, aber vor allem durch Jules Verne. Dort steigt nämlich Professor Lindenbrock und seine Gehilfen ein, um das den Mittelpunkt der Erde zu erreichen, ein Thema das auch unglaubliche Verfilmungen erlebt hat.

Alle paar Kilometer ist, wie an einer Perlenschnur aufgereit, ein Platz schöner als der andere, das Kirchlein von Budir und der Sandstrand in der Nähe, die Schlucht von Raudfeldgja, die Küstenfelsen von Lamatti, die Vegamannahellir.

Damit sind wir bei den Höhlen. Es gibt eine ganze Menge davon auf der Halbinsel. Einige davon sind relativ leicht zu finden, weil z.B. schon an der Straße ein großes Hinweisschild darauf hinweist, z.B. im Falle der Borgarhellir. Ganz praktisch ist es im Falle der Vegamannahellir, die, wie der Name schon andeutet, von Straßenbauarbeitern beim Bau der Straße gefunden worden ist, und damit schon darauf deutet, wo sie liegt, nämlich gleich neben der Straße. Ursprünglich gab es ganz andere Pläne mit der Höhle, nämlich so eine Art "Schulhöhle" daraus zu machen, wo die Kinder und Jugendlichen lernen könnten, was "Höhlen" bedeuten, aber in einem Coup wurde das Projekt über den Haufen geworfen, bei dem sich viele isländische Höhlenforscher freiwillig sehr engagiert hatten, und momentan wird sie als Schauhöhle betrieben. Immer mehr Autos halten am Straßenrand, Busse liefern ihre Menschenfracht an, das Geschäft scheint zu blühen (2015). Andere Höhle sind schwer bis gar nicht in dem flachen, überhaupt keine Anhaltspunkte bietenden Gelände zu finden. Einige Tourismusfirmen haben auch dieses Gebiet im Angebot und man kann sich führen lassen. Für Geld mag man sich so ein Höhlenerlebnis kaufen können, aber es wird nie die Qualität gewinnen, wenn man selber sich auf die Suche macht, tatsächlich so ein Felsloch findet und vorsichtig hineinschaut. Nur ganz wenige sind ganz einfach. Meistens sind mühsame Strecken zu überwinden, kriecht man durch Engstellen, wetzt sich die Knie wund, muß man aufpassen, daß man nicht ausrutscht, daß man das Gleichgewicht nicht verliert, daß man sich den Kopf nicht anhaut usw., die ganze Palette der echten Höhlenschikanen. Kein Wunder, daß man auch als alter Höhlenhase oft froh ist, wieder draußen zu sein und die schöne Aussicht über die Wollgraswiesen auf den schneebedeckten isländischen "Schneeberg" zu haben. Dazu paßt dann auch die Geschichte, daß ein Jäger am Berg einmal eine tiefe Spalte entdeckt habe, in die er einen Stein geworfen hat, den er nicht mehr aufschlagen gehört hat. Wo ist sie bloß? Hatte Jules Verne vielleicht doch recht?

Snaefells
     
Budir
     
 
     
 
     
Raudfelsgja
     
 
     
Malariff
     
   

 

Literatur:

Böldl, Klaus Die fernen Inseln, S. Fischer, Frankfurt am Main 2003
Parnell, Fran, Presser, Brandon ICELAND, lonely planet, London 2010
Verne, Jules Reise zum Mittelpunkt der Erde, Diogenes, Zürich 1976

Links:

https://www.yourfriendinreykjavik.com/singing-in-the-cave-of-singing/ Sönghellir
Snaefellsjökull National Park | english.ust.is
Paths and Tracks | english.ust.is
Puplic transport to Snæfellsnes
The Magical Snæfellsnes peninsula - part I
Baklingur_Snaefellsnes_almennur_DEprent18des.pdf
Voyage au centre de la terre (55e édition) / Jules Verne ; vignettes par Riou


Landschaft und Höhlen auf Island


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]