Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Ein Erdstall?


Woran erkennt man einen echten "Erdstall"? Das ist die Kernfrage der Erdstallforschung! Vor Jahren waren wir mal in Roding in einem unterirdischen Objekt, das zwar in den Verzeichnissen als "Erdstall" auftauchte, aber sich dann eindeutig als Karsthöhle herausstellte. Dabei ist es bei einem unterirdischen Objekt in der Umgebung von "Roding" überhaupt nicht von irgend woher geholt, wenn es sich da tatsächlich um einen echten "Erdstall" handeln würde. In dem Fall war es aber anders, das war ein echtes Karstobjekt in einer winzig kleinen isolierten Kalklinse.

Gibt es auch Erdställe im Sandstein? Das Material eignet sich vergleichsweise gut zur Bearbeitung im Vergleich zu anderen Gesteinen. In der Nähe von Simbach im Tal der Weißen Laaber gibt ein Objekt, das zuerst einmal mit der Bezeichnung "Templerhöhle" und der Katasternummer H7 in das Verzeichnis der Höhlen dort oben aufgenommen worden ist. Um eine echte "Höhle" handelt es sich bei diesem Objekt schon mal gar nicht, weil die Spuren menschlichen Eingreifens zum Entstehen eines Hohlraums einfach zu dominant sind. Aber was ist das, das sich im sandsteinigen Untergrund befindet. Walter Scharf beschreibt sein Fragen, welchem Zweck dieses unterirdische Objekt gedient hat, so: "Der Zweck für die Anlage bleibt auch uns verborgen.

Der Name des Objekts klingt natürlich geheimnisumwabert. Vielleicht wurde die Templerhöhle gar als Versteck benützt, vielleicht für einen Menschen oder mehrere oder vielleicht für Wertgegenstände des Ortes, den Kirchenschatz o.ä. damals als es noch keine Lohnsteuern, Mehrwertsteuern, Solidaritätszuschläge, Rentenversicherungen, Arbeitslosenversicherungen, Krankenversicherungen, Vergnügungssteuern, Getränkesteuern, Gebühren, Abgaben und Pflichtspenden gab, sondern andere böse Menschen, die klauten, was ihnen nicht gehörte."

Tatsächlich ist die Existens so einer Anlage wohl jedem, der in einem solchen Ort und in der Umgebung lebt, wohl nicht vorzuenthalten. Jeder weiß davon. Sie liegt nicht weit vom Ortkern von Simbach. Wer weiß, wo sie liegt, der findet sie sofort. Wer nicht - wo sollte er suchen? Stichwort "Hohlweg".

Ich war da am 7. Juni 2008 mal unterwegs. Der Artikel von Walter Scharf hatte mich hellhörig gemacht. Ein "Erdstall" im Weißen Laabertal? Ich finde es richtig spannend, mangels exakter Daten, ein mir noch unbekanntes Objekt aufzuspüren. Wo liegt es? Es heißt die Landschaft lesen, Vermutungen machen, Entscheidungen zu fällen - und Leute zu treffen. Auch hier war mir das Glück hold in Form eines Bauern, der gerade am Waldrand seinen Traktor abstellte. Ich grüßte ihn, sagte, daß er sich sicherlich gut hier auskennen würde, und fragte, ob er die "Templerhöhle" kennen würde. Volltreffer. Ich bekam eine pfeilgenaue Auskunft und keine 5 Minuten später stand ich vor dem Eingang, bzw. den Eingängen. Es sind ja zwei.

Es hieß Hineinzukriechen in die Erde, aber durch den Laubboden war das alles eine Leichtigkeit. Wer baut bloß und warum, solche unbequemen Erdinnengänge - aus unserer heutigen verwöhnten Lebensansicht? Wer kriecht schon gerne auf allen Vieren in den Berg? Kinder vielleicht - oder Tiere. Aber Menschen, die BMW oder MERCEDES fahren? Haben die die "falschen" Gene? Nach ein paar Metern Kriechstrecke erweitert sich das alles auf einmal. Dann darf jeder Mensch wieder wirklich stehen - sofern er halt kein "Riese" ist. Auffallend ist hier die Mittelsäule, um die man herumgehen kann.

Warum das ein Erdstall ist? Man muß sich nur umschauen auf dem Boden. Da geht nämlich an der Nordseite des kleinen Raumes ein leicht absteigbarer Schacht in die Tiefe und an dessen Boden setzt wieder einer dieser sehr herausfordernden Horizontalschlufe an, die jenseits davon wieder in einer Kammer führen, die etwas größer ist. Das haben Menschen gemacht! Warum? Das dauert! Wozu? Warum schlägt jemand enge Löcher in die Erde nach einem uns noch vollkommen unbekannten System und hört dann auch wieder auf?

Wer sich nur verstecken will, der braucht nicht den Schacht nach dem Mittelsäulenraum in die Erde treiben - und gestaltet den unteren Durchkriechraum in perfekter Weise bis zu nächsten Erweiterung, die eine absolute Sackgasse ist.

Seltsam ist hier auch die zweifache Zuführung zum Innenraum. Es gibt zwei Wege zum gemeinsamen Weiterweg nach Innen. Reste eines steinernen Vermählungskults?

 
2022

Literatur:

Edinger, Heinrich Von Hechten, Hexen, Herren und Halunken, Sagen aus der Gemeinde Berching, Michael Laßleben Verlag, 2002
Kaulich, Brigitte, Krautwurst, Renate Das Erdloch bei Simbach, Gem. Berching, ein Erdstall im Eisensandstein an der Weißen Laaber, S. 119ff.
Scharf, Walter Zweiradexkursion 5: Tour durch die Oberpfalz, Höhlengruppe Frankenkarst, Heft 6/Jg. 1996, S. 21ff.

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