Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Druiden und Druidinnen und Höhlen


"Nach uralten Sagen war sie in der Heidenzeit Sitz der Druidinnen und Alrunen, welche hier mit fliegenden Haaren und feurigen Augen aus dem Blute und den Eingeweiden der Geschlachteten wahrsagten und über der Höhle einen, dem Wotan geweihten Tempel mit einer großen steinernen Säule hatten." Wen läßt ein solcher Text kalt? Ich kann mir das nicht vorstellen. Hier wurde Stimmung gemacht, wurden Erwartungen geweckt und wohl auch erfüllt - für den, der für so etwas zu haben ist.

Die Druiden....

Erstaunlich, wie viele "Druidenhöhlen" es gibt.

In der Rezension von Hofers Buch über "Höhlen als frühe Observatorien" finden sich folgende Zeilen dazu: "Wie H. G. Hofer zu seinen Vermutungen kommt, sei am Beispiel des Großen Schulerlochs im Altmühltal aufgezeigt, wo ich auf einer Exkursion im Frühjahr 1996 seinen Erkenntniszuwachs unmittelbar miterleben konnte. Angesichts des oberhalb der Höhle liegenden "Tempels der Natur", der einst von einem Freimaurer zu Ehren der Göttin Isis als Pavillon errichtet worden war, und aufgrund der Sage von einer Druidenschule war für ihn klar, daß der kuppelartige "Druidensaal" des Schulerlochs himmelskundlichen Beobachtungen gedient haben muß. Daß keine Öffnungen "in Richtung Südosten" vorhanden sind, stört Hofer in seiner Publikation nicht - sie könnten ja noch gefunden werden. Daß angeblich Ergebnisse der alten Ausgrabungen, die vor allem die altsteinzeitlichen Kulturschichten betrafen, noch nicht veröffentlicht sind, wertet Hofer als Bestätigung seiner Theorie - und kreidet gleichzeitig der Exkursionsleiterin an, daß sie "auf Bedeutsames" nicht eingegangen sei. Ganz ähnlich war es zuvor schon meinem Stuttgarter Kollegen Dr. Manfred Warth ergangen, dessen Ausführungen zur menschlichen Höhlennutzung in Warth (1980) von Hofer als unqualifiziert abgetan wurden, weil ein Hinweis auf die von ihm angenommene Eignung der Höhlen zur Himmelsbeobachtung fehle (Hofer 1993)

Woher kommt die Idee, daß es einmal "Druiden" gegeben hätte und daß sie sich so verhalten hätten? Es hat wohl einmal eine Zeit gegeben, da man ziemlich selbstverständlich "Druiden" und "Höhle" zusammen gedacht hat. Ein Beispiel dafür ist Analyse des Menschenknochenfundes durch Esper durch Zittel, 1871 erschienen. Da heißt es: "Haben beide Stücke aber einem Druiden, oder einem Antediluvianer oder einem Erdenbürger neuerer Zeit gehört? Da sie unter denen Thiergerippen, mit welchen die Gailenreuther Höhlen ausgefüllt sind, da sie sich in der nach aller Wahrscheinlichkeit ursprünglichen Schicht gefunden, so muthmasse ich wohl nicht ohne zureichenden Grund, dass diese menschlichen Glieder auch gleichen Alters mit den übrigen Thierverhärtungen sind." (S. 326)

Und die Druidinnen..

In dem 1868 erschienenen Text "Urwohungung und Funde aus der Steinzeit" von Joh. Engelhardt, der Priester von Beruf war, finden wir eine sehr persönliche Interpretation der Vergangenheit. Er hat ja die verschiedenen kleinen Höhlen im Norden der Fränkischen Schweiz im Aufseß- und Wiesenttal daraufhin untersucht, ob sie früher als Wohnstätte gedient hatten. Als Seelsorger wußte er, daß der Mensch nicht nur vom Brot lebt und solo sein Leben gerne verbringt. Deshalb schaut er auch immer, wo ein möglicher "Versammlungsplatz" gewesen sein könnte. Bei der Wohnung Nr. 5 im Aufseesthal, wie es noch bei ihm heißt, nimmt er an, sie habe "augenscheinlich zu Versammlungen gedient". Die Bewohner des Wiesentthales hätten nur 3/4 Stunde gehabt, "wenn man überhaupt von gemeinsamen Kult reden darf." Das weiß natürlich niemand genau, aber seine Sternchenanmerkung dazu ist von einer seltenen Offenheit: 

"Es wird mir immer warm um das Herz, wenn ich bei meinen geistlichen Functionen oder sonst hier sinnend mir die Jahrhunderte zurücksuch, vor welchen die damaligen Bewohner im Urzustande vielleicht von hier aus die geahnte Gottheit nach ihrer Weise ehrten und die Priesterinnen, Druidinnen das ewige Feuer unterhielten. Diese in Wildhäute gehüllten zur ewigen Keuschheit bestimmten Jungfrauen möchten vielleicht dem heutigen Geschlechte, das sich des Lichtes und der Gnade rühmt, als wahre Heilige voranstehen!"
Geht es noch "höher", "erhabener", "abgehobener"?

Im Internet gibt es eine Webseite, yonascha.de/druidin, auf der es in einem Gedicht unter anderem heißt:

"ein Blick aus unergründlichen Augen,
trifft meine Seele
und gewährt mir Zugang
zu den
Tiefen der Grotten."

Wer mehr darüber lesen will, kann ja selber nachschauen.


Ein moderne Form des Auftauchens der Gestalt des Druidens ist z.B. in einem Computerspiel, wobei schon beachtenswert ist, in welcher Rolle er auftritt: "In der Druidenhöhle im Friedhofssumpf von Alt-Vizima bereiten die Druiden ihren Protestmarsch vor, bei dem sie gegen Abholzung und Ausrottung bedrohter Arten protestieren wollen. Geralt kann von den Druiden alchemistische Zutaten und Bücher kaufen. In der Druidenhöhle haben außerdem einige Flüchtlinge vor den Kämpfen in der Stadt Zuflucht gefunden. Einer der Cousins von Antoniette, Corbin trifft Geralt hier ebenfalls, sowie den königlichen Jägersmann. Bei ihm gibt Geralt das letzte Mal seine beiden Trophäen (die Bruxa Lilly und den Garkin Vesper) ab und erhält die Belohnung für alle zehn abgelieferten Trophäen..." > http://hexer.wikia.com/wiki/Druidenhöhle_im_Sumpf


Woher kommen solche Ideen? Es heißt, daß z.B. der römische Geograph Pomponius Mela überliefert hätte, daß die Vermittlung der druidischen "Weisheiten" an "edle Männer" in einer 20jährigen Lehrzeit an abgeschiedenen und entlegenen Orten geschehen sei, entweder in Höhlen oder in unzugänglichen Wäldern." (Dowd, Green)

...wird fortgesetzt


Literatur:

Cammerer, Anseln Andreas Caspar Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832
Dowd, Dr. Marion The Archeology of Caves in Ireland, It Sligo, 2015
Engelhardt, Joh. Urwohnungen und Funde aus der Steinzeit, in: Achter Bericht der naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg für die Jahre 1866-68, Verlag Bamberg, Reindl 1868
Hofer, Herbert G. Höhlen als frühe Observatorien. Die Entschlüsselung des Labyrinths?, Heimsheim (Josst-Jetter-Verlag, 1996
Hofmann-Montanus, Hans Der Steinbock ob der Altmühl, in: Hofmann-Montanus, Hans, Petritsch, Ernst-Felix, Die Welt ohne Licht, Regensburg 1952, 303ff.
Lindenmayr, Franz Spiritualität, Religion und Höhle, in: Kerriwidens Kessel Feuermond 1999, S. 8ff.
Oldham, Tony and Anne  Discovering Caves - A guide to the show caves of Britain, Shire Publications Ltd., Aylesbury 1972
Preiß, Gerd Bericht zum derzeitigen Stand der Forschung (Vermessung) im Alfelder Windloch (E 11), Der Fränkische Höhlenspiegel 8-1978, 14-15
Rathgeber, Thomas Rezension des Buches von HOFER, HfgB-Homepage vom 5. März 1999
Spöcker, Richard G. Der Mensch und die Höhlen des bayerischen Juras in historischer Zeit, in: Speläologisches Jahrbuch IV. Jg., Wien 1923 p 109-116
Zittel, Prof. Dr. K. A. Die Räuberhöhle am Schelmengraben. Eine prähistorische Höhlenwohnung in der bayerischen Oberpfalz. ( im Archiv. für Anthropologie Bd. V. (1871) S. 325-347) aus der Köln. Zeitung vom 5. Dezember 1871

Links:

http://www.druidryonline.de/

http://www.druiden-orden.de/

http://www.dairalainn.de/site/

http://www.norikum.eu/heute.htm

http://www.yonascha.de/druidin.net/druidin.htm

Höhle-Religion-Psyche


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