Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotte im Schloß Neuburg an der Donau, Bayern


In der Eisgrotte, Juli 2006


Wer momentan (Juli 2006) im Internet etwas Offizielles über die "Grotte" im Schloß Neuburg lesen will, der tut sich schwer. Auf der Webseite des Verwalters, der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung, wird man vergeblich danach suchen. Dabei wurde das Objekt ja vor einigen Jahren erst mit 1,1 Millionen Steuergeldern wieder in einen glänzenden Zustand versetzt, nachdem es über die Jahre sehr heruntergekommen war. In den Kriegs- und Nachkriegszeiten war das Schloß ja Militärdepot, Flüchtlingslager oder Unterkunft für diverse Kleinbetriebe.

Die Grotte wurde 1667 durch einen Baumeister aus Augsburg angelegt. Sein Auftraggeber war Pfalzgraf Philipp-Wilhelm, der als "Schwiegervater Europas" sich damals einen besonderen Namen gemacht hatte, nachdem er eifrig darauf schaute, seine 17 Kinder querbeet in Europas Adelsfamilien einzubringen. Dazu gehörte wohl auch eine entsprechende Residenz. Dazu wurde das nach 1500 erbaute Schloß erweitert und um einige besondere Anlagen bereichert. Ähnlich wie in Hellbrunn bei Salzburg sollte eine Grottenanlage entstehen, die, ähnlich wie in Salzburg, mit einer Sprenkelanlage versehen wurde, mit der unvorbereiteten Besuchern eine feuchte Überraschung bereitet werden konnte.

Dieses fürstliche Spielzeug wurde nicht mehr erneuert. Die Renovierer gestalteten nur die Räume nach den alten Vorbildern. Da gibt es die große Grottenhalle mit Architekturornamenten an der Decke und viel Tuffstein an den Wänden. Ganz in blau gehalten ist die "Höhle des Cosmos", wobei es ganz natürlich bei der Raumgestaltung ist, daß man frägt, was ein blaues Zimmer noch mit einer Höhle zu tun hat. Daneben ist ein in bräunlichen Tönen gehaltene "Höhle des Pan". Überall findet man in den Nischen nach einige Figuren, bizarre Muschelwesen, Pane, einen Hirschen. Am besten gelungen ist die "Eisgrotte". Sie ist über zwei Türen zugänglich und eine offene Pforte. Bei den Türen wird das kulissenhaft-künstliche am stärksten zu sehen. Draußen braune Borke, sprich Baumrinden, innen weiße Tünche mit Glaszäpfchen. In der Eisgrotte hängen hunderte von kleinen Glasröhrchen dicht von Decke und Wänden, was schon an Höhlenräume voller Sinterröhrchen erinnert. Auf einem Podest stand einstmals eine Statue des Göttervaters aufgestellt gewesen sein soll. Das offene Portal zur Grotte ist mit dornigem Gestrüpp versehen, was wohl seine Verstecktheit und ein bißchen Unzugänglichkeit symbolisieren soll. Am Boden sind Kieselsteine mit Mustern eingelassen.

Um die Grotte wieder herzurichten sollen 35 Flußmuscheln aus der Donau herangeschafft worden sein und 13 Tonnen Tuffstein. Nach draußen öffnet sich die Grotte mit großen vertuffsteinten Arkadenbögen, durch man gut auf Neuburg vor einem und in der Ferne bis zu den ersten Hängen der Fränkischen Alb hinüberschauen kann.

Wer selber die Grotte besuchen will, der muß eine Karte für das Schloß und die Museen lösen, die 2006 5 € gekostet hat. Ein stolzer Preis.

Blick aus der Grotte ins Donautal
Große Grottenhalle

Höhle des Cosmos

Höhle des Pan
Eisgrotte

Bodenmotiv

Literatur:

Seitz, Helmut Schaubergwerke, Höhlen und Kavernen in Bayern - Ein Ausflugsführer in die Unterwelt, rosenheimer, Rosenheim 1993

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