Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die "Steinbruchhöhle"


Langsame Zerstörung - Lehmbatzen breiten sich auf den weißen Sinterflächen immer mehr aus


 Als "Höhlenforscher" kann ich die Aktivitäten des Menschen, die für unser Leben mehr oder weniger notwendigen Materialien, darunter halt auch die Steine, der Erde zu entnehmen und sie ihr dann in mehr oder weniger veränderter Form wieder auf- bzw. einzupflanzen, nur mit einem lachenden und weinenden Auge betrachten.

Wie viele Höhlen sind überhaupt nur entdeckt worden, weil der Mensch "künstlich", sofern man den Menschen als etwas sieht, das kein Teil der Natur ist, in die Erde Löcher gegraben, gebohrt oder gesprengt hat! So manche spektakuläre Höhle wurde dadurch bekannt, ist aber gelegentlich auch dadurch wieder verschwunden.

Deutschland hat auch so seine Höhlensteinbruchgeschichte..... Ein ziemlich unrühmliches Kapitel wurde mal mit der Ortenberger Basalthöhle in Hessen zum Beispiel geschrieben, die es heute schon gar nicht mehr gibt. Eine andere Geschichte ist gerade im Gange.

Da gibt es einen großen Steinbruch, der Gewinn, Arbeit und Brot abwirft, weil er Kalkstein liefert. Der wird gebraucht, als Baumaterial vor allem. Irgendwoher muß man ihn ja holen. Und beim Abbau findet man gelegentlich auch den Eingang zu einer Höhle. Beim Nachschauen kam man drauf, daß das gar keine so kleine war, eher das Gegenteil war der Fall. 

Eine der größten und schönsten und auch wissenschaftlich erheblichsten. Stück für Stück ist sie inzwischen wieder verschwunden, abgebaut, der "Glaspalast" zum Beispiel. Den Namen hatte er von den glasklaren Tropfsteinen, die die Räume schmückten. Es gibt ihn nicht mehr. Und der Abbau geht weiter. In ein paar Jahren soll alles weg sein, verarbeitet vielleicht zu Zement, zu Schotter und was weiß ich noch alles.

Die Höhlenforscher nehmen alles exakt auf, fotographieren es, und forschen weiter. Finden neue Räume hinter den bekannten, dringen hinter immer tiefer vor, während vorne der Abbau weiter vor sich geht. Das Dilemma von Höhlenschutz und Broterwerb.

Mit dem Abbau des Berges kommt auch die "Höhlenforschung" voran. Was vorher noch keinen Zugang bot, das war plötzlich offen. Die Höhlenforscher fanden neue Teile, die noch "relativ" gut erhalten sind. Rücksichtnahme, meistens wenigstens (was soll eine "3", wohl ein Meßpunkt, auf einem Tropfstein?), auf das, was sich im Berg zeigte, mit Bändern markierte Wege, die dazu motivierten, die vielen Bodenformen zu schützen. Aber auch schon moderne Vandalen waren da, heimlich, mit ihren Hämmern, Mineraliensucher, illegal eingedrungen, und abhackend und mitnehmend, was nur grad herging. Auch die Sprengungen, um an das Felsgestein zu kommen, bringen die Stabilität des ganzen unterirdischen Gebildes durcheinander. 
Biologisch wird da ebenfalls geforscht. Köderfallen, gefüttert mit schlecht gewordenem Hackfleisch, locken die Höhlentiere an, die dann ihrem sicheren Tod in den weißen Plastikbechern entgegen laufen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind spannend, können aber wohl das Verschwinden dieses Geobiotops auch nicht verhindern.

Irgendwie schräg kam mir die Aufforderung vor, die Höhle nur mit Elektrolicht zu betreten - aus Höhlenschutzgründen. Irgendwie paßte das nicht. Minutiöse Schutzanstrengen gepaart mit großangelegter flächenhafter Zerstörungsplanung. So vieles paßt in dieser Welt nicht mehr, auch das nicht. Eine aus allen Fugen geratende Welt...... Eine Welt mit "Zukunft" sieht für mich anders aus.

Steinbruch

Tropfsteine, nicht mehr in der Erde, sondern im Freien

 
   
 
 
Ein Blick auf den Boden - ein Gummistiefel im Lehm  
Tropflöcher im Lehm bei "Xylophon"
Noch ist an vielen Stellen
auch der Höhlenboden intakt

Lehmbäumchen und Tropflöcher

Höhlentierfalle  
Ein Höhlenmeßpunkt

oder?

 
Versauter Stalagmit  
Abgeschlagener Stalagmit

Ein Kommentar zu dieser Seite erreichte mich am 22. September 2003 per Mail:

Sehr geehrter Hr. Lindenmayr,

Ihre Seiten finde ich sehr sympatisch aufgebaut. Ich fand vorallem eine Anmerkung ansprechend, die ich bei der Steinbruchhöhle fand, ähnliche gab's jedoch auch im Text zur ICE Neubau-Strecke:

..."Irgendwie schräg kam mir die Aufforderung vor, die Höhle nur mit Elektrolicht zu betreten - aus Höhlenschutzgründen. Irgendwie paßte das nicht. Minutiöse Schutzanstrengen gepaart mit großangelegter flächenhafter Zerstörungsplanung."...

Mein Kommentar: Es tut gut zu lesen, dass es tatsächlich noch andere Menschen gibt, die so denken. Man fühlt sich dann nicht so verloren.

Ich wünsche ein gutes Gelingen für weitere Vorhaben!

Mit freundlichem Gruß
S. Zeitler

Wer auch noch seine Meinung dazu äußern will, der kann das ja auch per Mail tun. Ich werde sie dann hier anfügen. Leider ist das mit richtigen Gästebüchern so eine Sache. Da schreibt dann wieder einer hinein: "Der Lindenmayr ist ein Arschloch" und ich weiß dann nicht mal, wie ich das wieder herauslöschen könnte. Lieber mache ich das dann so auf meine Weise.

 


Literatur:

Correa, Matthias Lopez Zaininger Höhle (7523/12) - Eine kleine Entdeckungsgeschichte, Arbeitsgemeinschaft Höhlen und Karst Grabenstetten e.V., Jahresheft 1999, S. 8ff.
Eszterhás, Istvan, Bubics, István Die Ortenberger Basalthöhle, Jahresbericht der Höhlenforschergruppe Rhein-Main, 15, 1993, Frankfurt 1994, S. 13-33

Links:

https://hoehle.roger-schuster.de/schatzkammerhoehle-akut-gefaehrdet/

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