Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlenmärchen


"Märchen bieten im Grunde nur einen Fluchtweg für unsere unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte, die jeder Märchenerzähler in der Beschränktheit seiner ererbten Vorstellungen in Bilder faßte." Hedayat, Die blinde Eule 64

"Das Märchen ist auf die Möglichkeit gebaut, dass jemand von Grund auf ein anderer werden könnte." Breithaupt, das narrative Gehirn96


Märchen sind ...

Ein Thema, das noch seiner Bearbeitung harrt....

Die wilden Schwäne, Hans Christian Andersen  
Der Bärensohn (Baskische Märchen) Und einmal war da ein armes Mädchen, dem waren Vater und Mutter gestorben. Da es nun sich selbst vernähren mußte, suchte das Mädchen Arbeit, und weil es keine andere Arbeit fand, wurde es Waldarbeiterin. Einmal , es war bereits spät im Jahr, kam ein Unwetter, und da der Wald ziemlich hoch im Gebirge lag, warf es auch eine Menge Schnee herunter, und das Mädchen konnte sich nicht mehr durch den Schnee hindurchwühlen, um ihre Arbeitsgruppe zu treffen, sonder sie mußte sich gegen das Unwetter in einer Höhle bergen, die dort war. So schlüpfte sie in die Höhle, die man nur gebückt betreten konnte, denn der Eingang war sehr niedrig. Die junge Frau war sehr erschöpft, und so wickelte sie sich in ihren Umhang und schlief bald ein.
Später merkt sie, daß nicht alleine ist, ein "großer, großer Bär" ist auch da. Sie verbringt den ganzen Winter dort und als sie im Frühjahr ihn verläßt, ist sie schwanger. Sie soll ihn "Bärensohn" nennen, was sie auch tut. Er übertrifft alle anderen Leute an Stärke und Überlegtheit.
Am Ende kehrt er zurück nach sieben Jahre Kampf gegen die Mauren. Er fand sein eigenes Haus nicht mehr und die Mutter sei schon gestorben, so die Nachbarn. Am Ende zieht er sich zurück in den Wald und suchte die Höhle, in der seine Mutter einen Winter lang gelebt hatte. "Man sagt auch, er habe seinen Vater suchen wollen, aber ob er ihn gefunden hat, weiß man nicht."
Der brave Prinz und die böse Prinzessin (Baskische Märchen) Ein König und eine Königin hatten ein wunderschönes Töchterchen. Durch falsche Erziehung wurde sie zu einer "eitlen und hoffärtigen Person". So geriet sie an den falschen Mann, der sich als der Teufel persönlich herausstellte. In der Hochzeitsnacht raubt er sie und entführt sie in die Hölle.
Zur Rettung holt der König den angewiesenen Prinzen aus dem Nachbarreich. Der holt sich Rat bei seinem Lehrer, einem alten Klausner. Der schickt ihn auf die Fußreise für 7 Tage und 7 Nächte, ohne zu rasten. Dann ist er bei einem hohen Gebirge und zu Füßen des Gebirges sei eine Klause, wo der alte Lehrer des Lehres lebt - in einer Höhle. Der Prinz findet ihn, erzählt ihm seine Geschichte und wird weitergeschickt, "weiter ins Gebirge hinauf", wieder zum Lehrer dieses Lehrers, wieder in einer Höhle. Dieser war eigentlich gerade gestorben und ein Engel war da, um die Seele "zum Himmel zu führen". Der Steinalte kommt noch einmal zurück und bittet den Engel zu helfen. Der erlaubt den Abstieg in die Hölle und das Zurückholen der Prinzessin. Als Preis für die Verfehlungen muß das erste der Kinder ins Kloster, ein Mädchen, das dann Nonne wird.
Ali Baba und die 40 Räuber
Aladin und die Wunderlampe  
Goethe, Das Märchen http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3633/1
Märchen vom Regenbogenkönig Verfaßt von Fanny Lewald, veröffentlicht in der Reisebeschreibung "Italienisches Bilderbuch", veröffentlicht 1847
Anlaß dazu war der Besuch der Blauen Grotte auf Capri.
in: Negendank 110 / http://larholt.co.uk/3954722607/italienisches-bilderbuch.html
Die Höhle bei Lofen "Und eines Tages also führte der Bettler Bübchen und Mädchen zum Eingang der Höhle von Lofen...als Bübchen und Mädchen nahe genug herantraten, sanken die Wasser ab, und der Höhleneingang wurde frei.." Köhlmeier 221
Das Goldloch bei Mautern "..er hat ihm im Traum gezeigt, wo die Höhle ist, das Goldloch, in der das Gold und die Scheine vom Kajetan Kauz verborgen waren...Er fand die Höhle im Kalvarienberg, stieg hinab, und am Ende der Höhle sah er die Schatztruhe stehen. Aber auf der Schatztruhe drauf saß ein schwarzer Hund.." Köhlmeier 300
Gevatter Tod, Gebrüder Grimm "...aber diesmal ist er derjenige, dem die kalte Knochenhand ans goldene Händchen greift; nur einen Wunsch noch hat er frei. Da möchte er doch gerne einmal sehen, wie der Tod mit den Lebenslichtern umgeht und wird in die Höhle geführt, wo sie brennen, für jeden Menschen eines, und nicht immer entspricht die mutmaßliche Lebensdauer der realen. Als der Arzt sein eigenes Licht nur noch schwach zucken sieht..." Muschg 295
Ein wunderbares morgenländisches Mährchen von einem nackten Heiligen Wilhelm Heinrich Wackenroder

 

Literatur:

  Märchen aus 1001 Nacht. Erzählt von Vladimir Hulpach, erschienen in der Reihe "Märchen der Welt" im Verlag Werner Bausien, Hanau/M. 1982
  Die Erzählungen aus den Tausendundein Nächten. Aus dem arabischen Urtext übersetzt von Enno Littmann, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1928, Bd. 4, S. 791-859
Breithaupt, Fritz Das narrative Gehirm - Was unsere Neuronen erzählen, Suhrkamp, Berlin 2022
Goethe, J.W.v. Das Märchen, in: Gesammelte Werke, Band 6, Romane und Novellen, S. 209ff.
Hedayat, Sadeq Die blinde Eule, Eichborn Verlag, Frankfurt a.M. 1990
Karlinger, Felix, Laserer, Erentrudis Baskische Märchen, Eugen Diederichs Verlag, München 1990
Kast, Verena Ali Baba und die 40 Räuber - oder wie man wirklich reich wird, Kreuz Verlag, Stuttgart Zürich 2001
Köhlmeier, Michael Das Sonntagskind - Märchen und Sagen aus Österreich, Deuticke, Wien 2011
Muschg, Adolf "Gevatter Tod", in: Im Erlebensfall - Versuche und Reden 2002-2013, C.H.Beck, München 2014
Negendanck, Ruth, Pese, Claus Zauberinsel Capri - Auf den Spuren deutschsprachiger Künstler, Wienand, Köln 2018
Schulz, Berndt, herausgegeben von Märchen aus dem Elsaß, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1979
Schwab, Gustav Die deutschen Volksbücher, Erster Teil, insel taschenbuch 1978
Uhlich, Veronika Das Haus unter der Erde - Höhlen in Kultur und Märchen, Märchenforum Nr. 79, Herbsst 2018, Mutabor Verlag, 34-36
Wackenroder, Wilhelm Heinrich Ein wunderbares morgenländisches Mährchen von einem nackten Heiligen, in: Sämtliche Werke und Briefe Band 1, Carl Winter, Universitätsverlag Heidelberg 1991

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