Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Jettenhöhle im Hainholz, Harz


Die Jettenhöhle im Hainholz im Südharz ist die größte und längste Höhle des Gebietes. Bekannt war sie schon immer, was archäologische Funde belegen. Die erste urkundliche Erwähnung geschah schon im Jahre 1308 in einer Katlenburger Urkunde als "Gettenhelle". "Helle" gilt als alte Form von "Höhle". Was "Getten" bedeutet, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Oft wurde er abgeleitet von einem "Frauenzimmer namens Jette, die einst in Kriegszeiten in dieser Höhle niederkam (Sternal 13). Andere deuten den Namen in Richtung auf "Riesenhöhle", "Hünengrab", "Höhle bei den Erdlöchern" oder auch "Geißenhöhle.

Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurden schon Pläne geschmiedet, Anlagen der Rüstungsindustrie in die Höhle zu verlegen, um sie "bombensicher" zu machen. Das unter dem Tarnnamen "Ör" vorbereitete Projekt kam allerdings über das Planungsstadium nicht mehr hinaus. Heute wird schon vor dem Betreten der Höhle gewarnt, weil sie sich im Gips befindet und deshalb immer Steinschlaggefahr herrsche! 

Drei Eingänge hat die Höhle: der Haupteingang mit Exposition in Richtung Westen, ein 15 m hoher Schlot und ein 60 m langer Schluf, der die Kleine und die Große Jettenhöhle verbindet. Insgesamt ist das System ca. 750 m lang. Ein großer Teil der Höhle ist einfach zu befahren. In einem weiten hohen Tunnel geht es weitgehend horizional ca. 150 m bis in zum Kreuzdom, in wo aus verschiedene Höhlenteile abzweigen.

So mancher spätere "Höhlenforscher" hat dort seine erste Höhlentour erlebt und wurde so zu einem Mitglied der "Höhlenforschergemeinde", womit sich die große Bedeutung für die Gewinnung von "Nachwuchs" zeigt. 

In einem Email von Ortskundigen wurde ich noch ein spezielles Thema aufmerksam gemacht: 

"Auch noch eine kleine Bemerkung zur Verbruchgefahr der der Jettenhöhle, bzw. generell zur Standfestigkeit der Gipshöhlen. Es kommen tatsächlich in der Jettenstube der Jettenhöhle im Schnitt alle drei Jahre Blöcke von teils vielen Tonnen Gewicht runter. Eine Platte von 6m x 3m x 1m kam z.B. 2015 runter und 2 Jahre zuvor ein Block von gut der dreifachen Masse. Der Hinweis am Eingang ist also auch nicht ganz sinnlos."

Allerdings: Von oben kommt vieles, heutzutage noch viel mehr. Anfang 2018 wurde in der Süddeutschen Zeitung von dem tonnenschweren Weltraumschrott der chinesischen Raumstation berichtet, den wir demnächst irgendwo auf diesem Erdball wieder erwarten dürfen.  Was kann man dagegen tun? Nicht mehr das Haus verlassen?

     
     

Literatur:

 

Hartmann, Rainer Die Höhlenfauna des Gipskarstgebietes Hainholz/Harz - ein erster Überblick, KARST UND HÖHLE 1978/79, S. 1-16
Hartmann, Rainer Nematodenuntersuchung in der Jettenhöhle im Hainholz/Harz, Mitteilungen Verband Deutscher Höhlen- und Karstforser Jg. 22, Nr. 3, München 1.9.1976, S. 107-109
Kempe, S. et al. Die Jettenhöhle bei Düna und ihre Umgebung. Ein Führer durch den Gipskarst von Düna und seine Höhlen, Abh. Karst- und Höhlenkunde A 6
Sternal, Bernd, und Lisa Berg Sagen Harz Band 3, Books on Demand, 2. Auflage, 2011
Strahlendorf, Jörg Oberflächenexcursion C: Südharzer Gipskarst - Hainholz und Beierstein, in: ABHANDLUNGEN der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V. Neue Folge Heft 8, Exkursionsunterlagen VdHK-Jahrestagung 2016 in Rübeland/Harz, S. 13ff.
Tomasek, Tomas Die Namengebung der Jettenhöhle, in: KARST UND HÖHLE 1978/79, S. 54ff.

Links:

http://www.karstwanderweg.de/hainholz/h_holz8.htm

http://untertage-übertage.de/Oer.html

Landschaft und Höhlen im Hainholz, Harz


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]