Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Wimsener Höhle, Schwäbische Alb


Die Wimsener Höhle ist die einzige Schauhöhle der Schwäbischen Alb, die man mit dem Boot befährt, zwar nur kurz, aber immerhin . Die Besucher werden portioniert, ihnen wird geraten, die Köpfe einzuziehen und los geht es. Vorne und hinten einen Führer, die Ziehen und Schubsen das Boot durch die niedrige Halle und den engen Kanal und schon nach 60 m heißt es wieder umkehren. Natürlich bekommt man die ganze Geschichte der Höhlen präsentiert, die erste schriftliche Erwähnung in einem Gebietsstreit aus dem Jahre 1447 zwischen dem Kloster Zweifalten und dem Besitzer des Schlosses Ehrenfels. An einen "hohen Besuch" im Jahre 1803 erinnert eine Marmortafel am Eingang, der Kurfürst Friedrich von Württemberg gab sich mal dort die Ehre. Die modernen Kapitel schrieben Höhlentaucher, die immer weiter in die sich auch in die Tiefe weiter fortsetzende Höhle eindringen. Die größte erreichte Tauchtiefe im "Narkodrom" liegt bei - 60 m und die Gesamtlänge wird heute mit über 900 m angegeben. 65 % der Höhlengänge befinden sich bei Normalumständen unter Wasser, bei großen Schüttungen, die bis zu 6.240 Liter pro Sekunde erreichen können (der Normalwert ist 580 Liter/Sek.), werden weitere Höhlenteile geflutet. Die Wassertemperatur liegt bei ca. 9 °C, was der Jahresmitteltemperatur der Region entspricht.

In einem Gedicht von Max Rieple heißt es über die Höhle:

"..man will die Stille nicht hören,
die hinter dem nahen klaffenden
Felsspalt wohnt,
die heilige Stille der Erde,
von der ein glasklarer Bach,
dem Berge entquellend,
ein wenig läßt ahnen,
eh uns der Kahn
ins unterirdische Reich trägt.."

Es dabei um "angeheiterte Männer, die Strohhüte schief auf den Köpfen", die von einem Autobus ausgespien werden.

In dem Gedicht "WIMSEN", geschrieben vom "Aufsichtslehrer J.N. Scheel" aus Zwiefalten, veröffentlicht in den Blättern des Schwäbischen Albvereins, steht über die Höhle folgendes:

"..Wimsen ist's, das schöne Wimsen,
...Wo die Ach entströmt der Höhle,
Die mit Nachen wird befahren,
Und Gesang aus frohen Kehlen
Tönt von Drossel, Fink und Staren.
...Fort von deinen Aktentischen,
Reine Luft, Naturschönheiten
Werden Leib und Geist erfrischen."

Aus den neueren Untersuchungen auch der Geschichte der Höhle kam zum Vorschein, daß es früher gar keinen See im Eingangsbereich gegeben hat. Der entstand erst durch das Eingreifen des Menschen, weil vor dem Eingang ein Stauwehr errichtet wurde, um eine größere Fallhöhe für die Wassernutzung mit den Mühlen zu bekommen. Die Höhlenteile "Labyrinthsiphon" und "Schatzkammer" waren schon für den Menschen der Bronzezeit zugänglich und aufgrund der Funde, die man gemacht hat, wissenschaftlich auch bestätigt. Menschliche Knochenreste, datiert auf ein Alter von 1400 bis 1300 v. Chr (späte Bronzezeit) und zahlreiche Keramikfunde vom 17. und 18. Jahrhundert bis zurück in die Urnenfelderkultur brachten wertvolle Erkenntnisse. In der Schatzkammer wurden fest eingesinterte Knochenstücke und Holzkohlestücke geborgen und datiert (späte Bronzezeit). Warum sie dort waren, diese Frage konnte nicht beantwortet werden. War es ein Unfall, eine Leichenbestattung, ein kultisches Opfer?

In dem Buch "Württemberg - wie es war und ist" findet sich eine seltsame Geschichte. Sie handelt von einem Einsiedler, der in der Umgebung der Höhle lebt und vom Abt vom Kloster Zwiefalten verlangt, daß dieser durch einen Excorzismus die bösen Geister aus der Höhlen vertreiben soll. "Im Namen des Dreieinigen Gottes, hebe dich hinweg, Satanas!" heißt es da, als er "Weihwasser gegen die Höhle sprengte". Das blieb nicht ohne Folgen, "blaue Flämmchen sprühten empor und verrauchten prasselnd in der Luft" (Weitbrecht 478). Die Quelle beginnt zu brodeln, ihre Wasser heben sich und schwallen "mehr und mehr über das Bette empor". "Alles nahm die Flucht; mit gesträutem Haar aber stand der Einsiedler hart am Eingang der Höhle" (Weitbrecht 479). Das Wasser "schäumte wie eine zischende Schlange aus der dunklen Wölbung emport..", man sieht schon, der Verfasser dieses Textes liebt die Bildhaftigkeit - ein schönes Dokument für die Rezetionsgeschichte des Höhlenphänomens.

Die do's und don'ts
Die Tafel über dem Höhleneingang, angebracht anläßlich des Besuchs von König Friedrich im Jahre 1803
Anläßlich des HÖREPSY 2014 -  wir nahmen nur Bilder mit und hinterließen keine Marmortafeln
 
Gemälde von der Höhle im Museum im Mühlengebäude
Darstellung der Wimsener Höhle auf einem Bild im Gasthof Hirschen, Großes Lautertal, 2014
Fundstücke aus der Höhle im Museum in der Mühle
Im Museum - der Höhlenplan
Im Museum - Höhlentaucher
Unterwegs in der Höhle
Christstollen beim Reifen

Literatur:

Binder, Hans Höhlenführer Schwäbische Alb, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1977
Busche, Salvatore Ergebnisse der Tauchforschungen in der Wimsener Höhle durch die Höhlenforschungsgruppe Ostalb/Kirchheim von 1995-2002, Mitt. Verb. dt. Höhlen- u. Kastforsch. 50 (1) S. 10-14, München 2004
Freier, Ute und Peter Wanderungen auf der Schwäbischen Alb, Bruckmann-Verlag München 1994
Geiger, Siegfried Neue Tauchforschungen in der Wimsener Höhle (7722/01), Schwäbische Alb, Laichinger Höhlenfreund 32, Laichingen 1997, S. 33-44
Herrmann, Friedrich Lautertal - Zwiefalter Alb - Laucherttal, Stuttgart 1985
Luz, Hans Martin Die Höhlen des Kartenblattes 7722 Zwiefalten, Laichinger Höhlenfreund 36-2001, S. 23-60
Rieple, Max Wimsener Höhle - ein Höhlengedicht, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Heft 14, 1977, S. 26
Straub, Rainer Die Wimsener Höhle - Expedition in die tiefste Unterwasserhöhle Deutschlands, Thorbecke-Verlag, Ostfildern 2013
Weitbrecht, Carl, herausgegeben von  Württemberg - wie es war und ist, 11. Auflage, Stuttgart, mit Originalzeichnungen von R. Federer

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