Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Arrikrutz und Umgebung
Guipuzcoa


Euskadi

Aitzgorri


"Arri" heißt auf Baskisch "Stein" und "Krutz" "Kreuz". Was hat aber ein "Steinkreuz" mit einer Höhle zu tun? Die junge, hübsche, liebe und kompetente Führerin bei unserem Besuch im Juni 2011 dieser Höhle konnte es uns erklären. Die Höhleneingänge waren der Bevölkerung ja längst schon bekannt gewesen, ehe das Christentum dort auch eindrang. Vorher hatte in ihrem Glaubenssystem die Erde als die Mutter gegolten, die Sonne und der Mond waren bei ihnen früher die Kinder der Erdmutter. Da wäre man wohl nicht so rabiat mit ihr umgegangen wie das später im Christentum üblich wurde, als sie sich einem Untertan machte.

Bekehrungen zu einer neuen Religion sind schwierig. Mit Rückfällen ist zu rechnen. Deshalb versuchten die neuen Religionsherren die alten Zugänge zu den als heilig geltenden Stätten unschädlich zu machen. Man legte steinerne Kreuze an die Eingänge, um die unheimlichen "Geister" drinnen zu halten. Ein Beispiel dafür findet man im heutigen Schauhöhlengebäude.

Die Höhle hat viele Eingänge. Den am besten zu sehenden kann man schon von der Straße Onati - Arantzazu aus ausmachen. Man muß nur ins Tal hinab schauen und sieht dann das riesige Portal in der Felswand noch immer. In ein paar Jahren wachsen davor vielleicht die Bäume noch höher, dann wird es dahinter verschwinden. Als Guesaltza ist die Höhle schon lange bekannt gewesen. Fließt kein Wasser im meist trockenen Flußbett, dann kann man unschwierig auf einem kleinen Pfad bis zum Eingang wandern. Dann tut sich allerdings ein 10 m tiefer Felsabsatz vor einem auf, der nur mehr schwierig für Nichthöhlenforscher zu bewältigen ist. Rechts an der Wand spannt sich (2011) ein doppeltes Stahlseil entlang der Felswand à la Lamprechtsofen, von dem dann ein Halteseil auf der anderen Seil nach unten führt. Solche Akrobatenstücke sind nun wirklich nicht für jedermann, so daß hier für 99,9 % der Erdbevölkerung hier Schluß ist. Unten würde es weitergehen...

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Viel einfacher kommt man natürlich heutzutage in das inzwischen auf 14 km erforschte Gesamtsystem, wenn man den Schauhöhlenzugang wählt. Den gibt es seit 2007. Man hat einen künstlichen Eingang geschaffen, um nicht durch den ehemals bestehenden natürlichen Höhlengang hinein zu müssen. Den hat man geschont, um künftigen Ausgrabungen nicht zuvorzukommen.

Das Schauhöhleneingangsgebäude, 2011
Ein Foto der Ersterforscher im Höhlenmuseum

- im Hintergrund das Transportvehikel: ein Citroen!

Schüler nach einer Höhlentour bei der Tastsinnsweckung: ein aufgeschnittener Tropfstein wird herumgereicht
Eine Baumhöhle auf dem Weg zum Schauhöhleneingang
Der moderne Schauhöhleneingang
Der geschonte natürliche Eingang
 

Der natürliche Eingang in die Arrikrutzhöhle

 
 
 
 
 
 
   

Man hat sich viel Mühe mit den Schauhöhlenausbau gegeben. Da auch hier leider ein Höhlenfotographierverbot, das mich wie immer ärgert, besteht, schreibe ich nichts über das, was jenseits der Eingangstüre zu sehen ist.

Geht man vom Eingangshäuschen nach links auf einem ausgetretenen Pfad, dann man hinaufsteigen bis zu einem Sattel. Von sieht man schon hinunter in eine Felsschlucht, die unter die Felswand führt. Dort ist der seit Urzeiten bekannte ursprüngliche Eingang in die Arrikrutz. Hier wird es etwas felsig und der mit einem Gitter verschlossene Eingang ist nur mittels leichter Handanlegung an den Felsen erreichbar. Es lohnt sich trotzdem, hier hinunter zu steigen. Je nach Wetterlage wird hier wohl ein Rinnsal oder ein kleiner Fluß hineinströmen, hinein in einen Felskessel voller Farnen, Bäumen, Büschen.

Es gibt noch mehr Eingänge in das Höhlensystem, die Cueva de los Osos und die Quellhöhle von Jaturabe, wo das Wasser wieder aus dem Berg kommt. Es landet dann gleich in einem Stausee, mit dem elektrische Energie erzeugt wird.

Auf der anderen Seite der Schlucht, in die der Staudamm gebaut wurde, befindet sich in der Felswand, nicht weit oberhalb der Fahrstraße und ganz leicht zugänglich über einen ehemaligen Fahrweg, die Höhlenkirche von Sa. Neben der Höhlenkirche befindet sich noch ein großes Gebäude unter dem weiten Felsdach. Steigt man hinauf zur Kirche, dann kommt man vorbei an einer steinernen Felswanne, in die immer von oben Wasser sich ergießt. Dies ist wohl die besondere Stelle, zu der viele Menschen kamen und kommen und sich Heilung von Krankheiten und Schwierigkeiten erhoffen. Das Wasser soll bei Augenproblemen helfen und bei Unfruchtbarkeit. Sich einmal hineinsetzen in die steinerne Wanne - und vielleicht war dann die Frau in der Lage, schwanger zu werden? Als Höhlenforscher schaut man noch ein wenig genauer hin und entdeckt, daß sich hinter der Kultstätte noch eine richtige Höhle tiefer in der Berg erstreckt. Es geht in einen großen horizontalen Tunnel hinein, der aber bald von viel Sinter verschlossen wird. An ein paar Stellen kann man mühsam noch ein wenig weiter in kleinen sintergeschmückte und vom Menschen entsprechend vandaliserte Räume hinein, eh dann ganz Schluß ist.

 
 
 
 
 
 
 

Noch eine große Naturerscheinung sei erwähnt - Aitzulo. Es handelt sich um einen letzten Höhlenrest, der schon von weitem in den Felswänden sichtbar ist, wenn man von Onati Richtung Arrikrutz fährt. Auf dem großen Rundwanderweg, der in Araotz beginnt und nach 13 km Fußmarsch auch wieder endet, kommt man daran vorbei und soll hineinkönnen. Ich hab mirs nur aus der Ferne angesehen.

 
 

 

Literatur:

Michelin, Der Grüne Reiseführer Baskenland, 1. Auflage 2009
Puch, Carlos EL TOPO LOCO LAS GRANDES CAVIDADES ESPANOLAS, N° 3/5 - Julio, 1981

Links:

http://www.oinati.org/natura-kirola/arrikrutz

Die besten Wandern Routen in Araotz, Basque Country (Spain) : Wikiloc

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