Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen im Peruacu Valley, Brasilien
gruta do
Caboclos + weitere Höhlen und Felsdächer mit Malereien
Sind diese Höhlem "fixe Entitäten" (Weber-Guskar 79)? Eine ziemlich "fixe", weil sich in einem Craton befindend, der schon rund 500 Millionen Jahre alt ist. Aber was ist schon in Wirklichkeit wirklich "fix"? Auch da zeigt sich der berühmte "Zahn der Zeit".
Der Cavernas do Peruacu Nationalpark liegt im nördlichen Teil des Bundesstaates Minas Gerais im südöstlichen Brasilien, über 700 km nördlich von Belo Horizone. Seine Fläche beträgt 56.800 Hektar. In ihm liegen große Canyons, Höhlen, archäologisch bedeutsame Stätten und weitgehend unberühte Natur. Die Region liegt im Kalkstein des San Francisco Cratons und spiegelt alle klimatischen und geologischen Veränderungen seit dem "Plio-Pleistozän". Der Park liegt an der Berührungsstelle von 3 Naturräumen: dem Cerrado, dem Caatinga und der Atlantischen Forst und enthält über 2.000 verschiedene Pflanzen- und Tiergattungen einschließlich vieler, die nur dort vorkommen.
Inzwischen hat man über 500 Höhlen erfaßt. Einige davon sind außergewöhnlicher Größe und Gestalt. Manche Räume erreichen über 100 m Höhe und Breite. In der Janelaohöhle gibt es einen Stalaktiten von 28 Metern Länge, der Perna da Bailarina, vielleicht der längste Stalaktit der Erde.
Der Hauptcanyon ist 17 km lang, der oft, so wird angenommen, durch den Einsturz der Höhlendächer entstanden ist.
Bereits vor 12.000 Jahren v.Chr. sind die Menschen bereits mit dem Canyon in Berührung gekommen und haben dort Spuren hinterlassen - schwerpunktmäßig Wandmalereien. Ausgrabungen haben auch Gräber wieder zu Tage gebracht.
Bekannt waren die Höhlen seitdem Menschen sich dort aufgehalten haben. Ihre Spuren haben sie unübersehbar an den Eingängen der Höhlen angebracht - Zeichnungen, Malereien, Kritzeleien - unverständlich für uns, aber wohl einmal Bedeutung für unsere Vorfahren gehabt habend. Grabungen haben ergeben, daß sie sich dort länger aufgehalten haben und ihre Toten dort begraben haben. Die frühesten Spuren deuten auf eine Zeit vor 12.000 Jahren.
Der erste schriftliche Bericht über die bedeutendste Höhle dort, die gruta do Janelao, stammt aus dem Jahre 1929 von Alvaro da Silveira. 1975 begannen Höhlenforscher der Sociedade Excursionista e Espeleologica (SEE) sich speläologisch für das Gebiet zu interessieren und vermaßen erstmals die Höhle. 1990 wurden die Forschungen intensiv fortgeführt, wobei auch Mitglieder des Speleo-Clubs von Paris mitgewirkt haben. Seitengänge wurden gefunden, die zu einem weiteren Eingang ins System geführt haben. Heute wird die Länge mit 4.740 m angegeben bei einem Gesamthöhenunterschied von 176 m.
Seitdem 1999 ein Nationalpark dort errichtet wurde, wird das Gebiet naturgeschützt. Ein Naturschutzzentrum mit einem kleinen Museum wurde errichtet, Wege wurden angelegt und beschildert, Arbeitsplätze entstanden und führen dazu, daß nun Menschen ihren Lebensunterhalt mit "Naturschutzarbeit" verdienen könnnen, z.B. als Führer oder Waldarbeiter. Einige Unterkünfte für Touristen gibt es schon und es werden sicherlich mehr werden.
Am 17. Juli 2025 wurde der "Peruacu River Canyon" in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. > https://www.unesco.org/archives/multimedia/document-6925 - ein Meilenstein für die brasilianische Höhlenforschung.
Vor dem 19. UIS-Kongress in Belo Horizonte hatte eine 12köpfige Gruppe von Höhlenforschern aus aller Welt die Gelegenheit, die Region zu besuchen und auch Teile zu sehen, die außerhalb der normalen für Touristen zugänglich gemachten Regionen liegen, geführt von Leo Giunco. Ich war einer der Teilnehmer und war wie alle anderen am Ende einfach begeistert von der Tour. Ein paar Worte darüber gibt es meiner Webseite Die pre-congress-Tour beim 19th International Congress of Speleology Brazil 2025 - Speleology and Archaeology in the Peruacu Valley.
Literatur:
Grupo Bambui de Pesquisas Espeleologicas (2003): Atlas do Janelao, Editions Au Pré e Madame Carle, Paris
Lindenmayr, Franz (2025): Der 19. UIS-Kongress 2025 Die Vortour, Der Schlaz 141-2025, S. 18ff.
Ministry of the Environment and Climate Change – MMA Chico Mendes Institute for Biodiversity Conservation - ICMBio
(2024): World Heritage Natural
Site Nomination for UNESCO Cavernas do Peruaçu National Park
Penha, Cyrino, Prous, André (2025): Sedimentation in caves and archaeologic lithic raw materials from the Peruacu River Basin and adjacencies/Brazil, Proceedings 19th International Congress of Speleology, Belo Horizonte 2025, Vol. 1, p 188-191
Pilo, Luis B., Rubbioli, Ezio ( ): Cavernas do Vale do Rio Peruaçu (Januária e Itacarambi), MG Obra-prima de carste brasileiro SIGEP 17
RASTEIRO, M.A.; PEREIRA-FILHO, M. (orgs.): Espeleologia no Vale do Peruaçu. in: CONGRESSO BRASILEIRO DE ESPELEOLOGIA, 24, 1997. Ouro Preto. Anais... Campinas: SBE, 2017. p.77-87
Rubbioli, Ezio, Auler, Augusto, Menin, Daniel, Brandi, Roberto (2019): CAVERNAS - Atlas do Brasil Subterrraneo, ICM Bio, Brasilia
Links:
https://whc.unesco.org/en/tentativelists/1124/
https://www.wwf.org.br/?37302/Peruau-Caves-National-Park-receives-tourism-infrastructure
https://www.worldheritagesite.org/tentative/id/1124
https://www.gov.br/icmbio/pt-br/assuntos/centros-de-pesquisa/cavernas/vivencias3d/vivencias3d
https://www.sigep.eco.br/sitio017/sitio017.pdf
https://www.caminhadamineira.com.br/roteiros/caminhadas-leves/20-cavernas-do-peruacu
https://conhecercavernas.com.br/
2025 ICS Kongress Belo Horizonte/Brasilien
[ Index ] | [ Englisch version ] | [ Höhlen und Höhlengebiete ] | [ Kunst ] |
[ HöRePsy ] | [ Höhlenschutz ] | [ VHM ] | [ Veranstaltungen ] | [ Links ] |