Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und künstliche Höhlen in Kappadokien, Türkei


 

Göreme lhara
Mazi Ballonfahrt bei Göreme
Uchisar mit White Valley und Love Valleyl  

Kappadokien (von pers. Katpatuka, "Land der schönen Pferde") liegt in der Herzgegend der Türkei und großer Teil davon, besonders im Dreieck Nevsehir-Avanos-Ürgüp, gilt als eine der reizvollsten Landschaften der Erde. Ursache dafür sind die zuerst einmal die Ergüsse der drei Hauptvulkane der Region, des Erciyes Dagi (3916m), des Hasan Dagi (3253m), des Melandiz Dagi (2963m) und zahlreicher kleiner Vulkane. Eine Schicht von 100 bis 150 m Dicke und unterschiedlichster Härte lagerte sich ab, die unterschiedlichste Gesteine enthält: "Tuffit, Basalt, Vulkanasche, Sandstein, Sandkleie, Bimsstein, Ignimbrit (obsidianähnliches Gestein in glasiger Grundmasse), Lahar (Lavaschelf- und Schlammgemisch) und Mergelagglomerat" (Gülyaz). Das heutige Landschaftsbild entstand, als vor etwa 1,5 Millionen Jahren die verschütteten Flüsse und Seen begannen, die Tuffsteinschicht wieder zu durchbrechen und sich neue Betten zu graben.

Typischste Felsform sind die kegelförmigen Gebilde, in der Literatur meist als "Feenkamine" bezeichnet, engl. "hoodoo", türk. "peri bacalari". Der Kegelkörper besteht aus Tuff, Tuffit oder Vulkanasche, der Hut aus Lahar und Ignimbrit. In diese Gebilde hat der Mensch oft Räume hineingeschlagen und für unterschiedlichst Zwecke benutzt: vom Taubenschlag über den Wohnraum bis zur Kirche.

Durch Funde ist bereits eine Besiedlung des Gebiets bis zurück zum Neolithikum belegt. In der Hethiterzeit gehörte es zum Stammland dieses Reiches. In hellenistischer Zeit gab es dort ein Kappadokisches Königreich, die römische Provinz Caesarea Cappadokia lag dort, bereits im 2. Jhdt. n. Chr. gab es dort schon christliche Gemeinden, die über Jahrhunderte hinweg dort ihr Leben verbrachten. Nach dem Siegeszug des Islam wurde Kappadokien Zufluchtsgebiet vieler Christen aus dem Nahen Osten. Im 13./14. Jahrhundert flohen viele Armenier in dieser Region. Unter osmanischer Herrschaft wurden die Klöster aufgelöst und die Wohnungen bzw. Ställe umgewandelt. 1923 mußten die letzten Höhlenbewohner gehen. Heute ist ein großer Teil des Gebiets UNESCO-Schutzzone.

Göreme war einst nur ein kleines Bauerndorf in Anatolien. Dann wurde es "entdeckt" von den Touristen, gilt schon fast als Synonym für ganz Kappadokien und steuert immer neue Touristenrekorde an. Die zauberhafte Landschaft, die Kunstschätze in den Höhlenkirchen die vielen möglichen Freizeitaktivitäten, nichtzuletzt das Ballonfahren, eine gute touristische Infrastruktur, machen es lohnend, wenigstens ein paar Tage dort Station zu machen. In der Umgebung locken weitere Orte, wie Cavusin, Zelve, Avanos,Ürgüp, Uschisar. Die meisten Besucher statten auch einer der unterirdischen Städte einen Besuch ab, allen voran heute Derinkuyu oder Kaymakli, die ziemlich einzigartig auf der Erde sind. Halt, 2013 wurde beim Bau einer neuen Großsiedlung in Nevsehir eine unterirdische Anlage entdeckt, die noch viel größer als alle bisherigen ist. Vor Überraschungen ist man offenbar in Anatoliens Erde nicht wirklich sicher!

 



 

Es gibt nur ganz wenige Naturhöhlen in Kappadokien. Nürnberger Höhlenforscher haben in der Umgebung von Üchisar in zwei Tälern Höhlen entdeckt und vermessen - im Kasi Bucak vadisi (Tal der runden Ecken) und im Ask vadisi (Liebestal). Mit 101 m Gesamtganglänge ist die Ask Vadisi Magarasi II die bedeutendste Höhle dort. Eine italienische Forschergruppe hat mit der Degirmenlihöhle eine Karsthöhle mitten im gleichnamigen Dorf gleich neben der Moschee erforscht und vermessen. Der Zugang zu ihr war mit einem der in der Gegend sehr bekannten Rollsteine verschlossen.


Literatur allgemein:

Bussmann, Michael, Tröger, Gabriele Türkei, Michael-Müller-Verlag, 3. Auflage, Erlangen 2009
Gülyaz, Murat Ertugrul Das Welterbe Kappadokien, Digital Dünyasi, Istanbul 2013
MERIAN Kappadokien - Das Herz Anatoliens,
Zaptcioglu, Dilek, Gottschlich, Jürgen Kappadokien, MERIAN live! München 2014

Literatur speläologisch / archäologisch:

Bixio, Roberto KAPADOKYA YERALTINDA 1991, Speleologia 25, 1991, p 8ff.
Bixio, Roberto TURCHIO: ANCORA CAPPADOCIA, Speleologia 27, 1992, p 11ff.
Bixio, Roberto, Castellani, Vittorio, Succhaiarelli, Claudio Investigation of the ancient settlements of Subterranean Cappadocia, The International Caver (17) 1996 p3ff.
Bixio, Roberto CAPPADOCIA, UN RITORNO, Speleologia 35-1996, p 97ff.
Bonnett, Alastair Die seltsamsten Orte der Welt, C.H.Beck, München 2015
Dal Cin, Francesco, Bixio, Roberto, Traverso, Mauro, Caloi, Vittoria GROTTE NATURALI E GROTTE ARTIFICIALI IN CAPPADOCIA, Speleologia 40-1999, p 81ff.
Fitch, Chris Subterranea, München 2021
Müller, Anton Bericht über Türkeiexkursion, DER SCHLAZ 1-1970, S. 3ff.
Triolet, J. u. L. Les Villes souterraines de Cappadoce", 1993
Triolet, J. u. L. Unterirdische Städte in Kappadokien, Der Erdstall 20 (1994)
Urban, Martin Geschichte unter der Erde - Das Rätsel der unterirdischen Anlagen Kappadokiens, Der Erdstall 12-1986, S. 72ff.
Westerholz, S. Michael Das Unterirdische Mittelanatolien, Der Erdstall 21-1995 S. 94

YOU-TUBE-FILME:

▶ Underground Cities. Cappadocia. Turkey - YouTube
▶ Derinkuyu/Kapadokya-Cappadocia - YouTube
▶ Kapadokya Balloons - YouTube

Links:


Kappadokien in der Türkei: Vulkanlandschaft von Anatolien - SPIEGEL ONLINE
Höhlenhotel Kappadokien Türkei | ASMALI CAVE HOUSE | Kleines Höhlenhotel
Kappadokien.de  -  
Wilkommen bei Kirchen in Kappadokien; Höhlenkirchen; Türkei; Olaf Gerhard
Vergessene Weltwunder - Unterirdische Städte Kappadokiens - Teil 7 | Helles Köpfchen
Unterirdische Städte in Kappadokien
Göreme National Park and the Rock Sites of Cappadocia - UNESCO World Heritage Centre
http://whc.unesco.org/en/list/357/video
Massive Underground City Found in Cappadocia Region of Turkey

Türkei, Landschaft und Höhlen in der


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