Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

22. bis 24. September 2000

Erdstalltreffen im Kloster Strahlfeld bei Roding

Der zweite Eingang in den Erdstall von "Eidengrub". Peter Forster inspiziert ihn gerade, wegen der speziellen Fotographenperspektive, etwas schief


Ein weiterer ausführlicher Bericht von Monika Löffelmann ist unter erdstall.de im Internet.


Bis zu 50 Teilnehmer waren beim alljährlichen Treffen der Erdstallforscher diesmal dabei. Roding ist eines der Stammgebiete dieser sehr merkwürdigen Bauform, die sich bislang niemand wirklich schlüssig erklären kann. Dem Rätsel der Erdställe näher zu kommen, das ist ja die Kernaufgabe des Arbeitskreises für Erdstallforschung, der nicht zufällig dort seinen Sitz hat, lebt doch einer der Pioniere der Forschung dort, Karl Schwarzfischer, und die erste Vorsitzende, Regine Glatthaar. Und rundherum gibt es klassische Erdställe, die leicht und schnell erreichbar sind.

Die Tagung fand in den Räumen des Klosters Strahlfeld statt, einem schönen und ruhigen Fleckchen Erde, das in mir starke Erinnerungen an die 1996er Tagung von Höhle-Religion-Psyche wach rief, die damals von Michael Laentzsch und Peter und Gabi Hoffmann dort organisiert worden war. Es war noch immer alles in einem tadellosen Zustand, sauber gepflegt und fein geordnet. Sogar den selben Tagungsraum hatten wir wieder.


2 Tage lang ging es in Vorträgen, Diskussionen und Exkursionen um die "Erdställe". Durch den Vorstoß von Herbert Wimmer mit einer "Regional-Typisierung der Erdställe" kam eine starke neue Lebendigkeit in die ganze Diskussion 4 Grundtypen der Erdställe unterschied er: Typ A, B, C und D. Wer mehr darüber wissen will, der muß sich seinen Beitrag im 2000er Heft des Erdstalls anschauen. Herr Haschner führte seine Ideen über die "Kulttheorie der Erdställe" weiter. Diesmal mit Bezügen zu Katakomben und Krypten, ein bemerkenswerter Aspekt, der noch ganz fruchtbar werden kann.

Heftige Diskussionen vor dem "Großen Schaubild"
Edith Bednarik bei ihrem Vortrag über die Erdställe in Niederösterreich

Am Samstag vormittag führte eine Busexkursion nach Schwandorf. Dort wurden wir von dem Fachmann für die Felsenkeller sehr fachkundig durch diese Räume geführt. Anfangs hatte ich das Gefühl, daß das eine langweilige Sache werden könnte, aber es war dann doch durchaus spannend, dort unten rumzulaufen. Zuviel Geschichte ist dort in den Fels geschlagen. Kleine Bierkeller, große Bierkeller, Kriegsbunker, eine Synagoge, sogar die Spuren von einheimischen Dieben, die sich durch das Labyrinth gearbeitet hatten, um aus den Lagerräumen Alkoholika zu klauen. Es wurde zu einer kurzweiligen Führung.

Ein Blick aus dem Bus in Schwandorf vor unserer unfreiwilligen "Bergtour"
- der Fahrer konnte den 1. Gang nicht mehr hineinkriegen.
Nachdem alle ausgestiegen waren, da ging es erst wieder weiter.
In den Schwandorfer Bierkellern
Vor einem alten Brauerzeichen, das in die Wand gemeißelt worden ist

Nachmittags spaltete sich die große Gruppe. Ein kleiner Teil ging zu den Erdställen bei der Rabmühle und in Wulfing, der große Troß besuchte den einzigen komplett erhaltenen Erdstall von Eidengrub

 
Der Eigentümer von Eidengrub erzählt uns da
gerade die Entdeckungsgeschichte des Erdstalls.
Einer der beiden Eingänge liegt hinter ihm im Stadel.
 
Der Stadeleingang Der erste Schlupf

Einer der "cornerstones" der Erdstallforschung
im 1. Schlupf - von dem auf dem Bild gar nichts
mehr zu sehen ist - eine richtige "Felsgeburt"
(Josef Weichenberger)

Es geht in den zweiten Schlupf  

Da geht jemand, besser, "jefrau", tatsächlich durch!

Von unten sieht das so aus

Beim Nächsten so ..oder so

Lachen ist auch, noch, möglich

und dann den von Hochbrunn.

Der Hof mit dem Eingang

In den "tight bits"  

In den "geräumigsten" Teilen
des Erdstalls
- wer würde sich dorthin schon
freiwillig "hinflüchten"?

Noch so eine Schlupföffnung  
 
Der Ein- bzw. Ausgang  

Dann ging es zurück nach Roding zu einem Objekt, das vor vielen Jahren einmal als "Erdstall im Imhofpark" beschrieben worden war. Das war nun recht überraschend. Auf einmal war da eine richtige Karsthöhle, kein Erdstall! Auf den ersten Blick ist Nordostbayern ein sehr undankbares Gebiet für die Höhlensuche. Kein Wunder, überall Granit, Gneis und ähnliches, nur kein Kalk. Hier war aber eine kleine Kreidekalklinse, und gleich war auch eine kleine Höhle drinnen. Kleine Ansätze von Sinterbildung, horizontale lange Gänge mit Feinsandfüllung. Würde man alles vermessen, dann käme man sicherlich auf mindestens 20 m Gesamtlänge. Wenn man auch noch graben würde, dann noch auf einiges mehr. Jedenfalls gibt es Geschichten, daß die Gänge früher noch weit länger gewesen seien. (Anmerkung 2009: Die Höhle wird jetzt als "G 21 Höhle(n) im Imhofpark bei Roding" geführt im Fränkischen Höhlenkataster.)

Das ist sicherlich kein Erdstall, sondern eine richtige
Höhle! Carmina Laentzsch ist mit dabei.
 

Bemerkenswerterweise kamen wir am nächsten Tag noch einmal mit Höhlen in Berührung. Höhlen im Granit. Da muß man natürlich mit einem ganz anderen Formenschatz rechnen, aber immerhin. Wir überquerten den Lauberberg bei Falkenstein. In der Gipfelregion gibt einige Objekte, die es wert wären, in einen Höhlenkataster aufgenommen zu werden. Sie ähneln sehr denen im Waldviertel, wo man längst solche Höhlen systematisch erfaßt hat. Eine Aufgabe, die auf den Bearbeiter wartet!

Zwei Granithöhlen am Lauberberg  
Ein "Schalenstein" am Lauberberg
Michael Laentzsch studiert ihn

Zuletzt ging es noch nach Marienstein, wo ein letztes Schmankerl auf uns wartete - eine Kirche mit Durchschlupfbrauch. Das Gebäude ist so knapp an den Granitfels hin gebaut, daß nur noch ein schmaler Spalt freigeblieben ist, durch den man sich nun zwängen kann. An den Wänden sind richtig die Schleifspuren von den vielen Menschen, die dort durchgegangen sind, schon zu bemerken. Wie es heißt, kann man dort seine Sünden "abstreifen". Wer größere Sünden hat, der muß wohl schon ein bißchen hin- und herreiben, daß er alles runterbekommt.

Dorothée Kleinmann vor dem Marienstein-Durchschlupf

Neben dem Parkplatz ist ein herrliches Wirtshaus und an den Holztischen im Freien bei herrlichstem Spätsommerwetter klang die gelungene Tagung allmählich aus.

Drei Damen haben das alles sehr gut organisiert und geführt: Regine Glatthaar, Monika Löffelmann und Hannelore Schulz. Ein kräftiger Schlußapplaus war unser kleiner Dank für soviel Engagement und Leistung.

 


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