Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

HÖREPSY 2008
bei der Dechenhöhle im Sauerland

1. bis 4. Mai


Veledahöhle
Dechenhöhle
Kluterthöhle
Höhlenkunstausstellung in der Kluterthöhle
Neandertal


Klangsteinspielen in der Dechenhöhle: http://www.youtube.com/watch?v=lwdukOtWw8s


Wann war der Höhepunkt des 2008er Treffens unserer Arbeitsgemeinschaft "Höhle-Religion-Psyche"? Die Frage überhaupt zu stellen, das provoziert vollkommen unterschiedliche Antworten, und ist, schon von Natur aus, auf keinen gemeinsamen Nenner zu bringen. Denn viele Leute haben ganz unterschiedliche "Zipfel" dieses Ereignisses "in der Hand gehalten", sprich, "alle" haben auf ihre ganz spezielle Weise daran teilgenommen. Insgesamt sind es 30 Personen gewesen, die den einen oder anderen Teil der Gesamtveranstaltung erlebt haben.

Ich greife sicherlich nicht daneben, wenn ich das Spielen des Klangsteins in der Dechenhöhle als den absoluten Höhepunkt für viele bezeichne. Ein Klangstein in der Dechenhöhle? Wenn man unter "Klangstein" ein Objekt aus Stein versteht, das beweglich ist und von draußen kommt und dort zum "Tönen" bestimmt ist, dann ist das vorher nur einmal der Fall gewesen. Prof. Klaus Feßmann hat schon einmal ein Klangsteinkonzert dort gegeben, zusammen mit dem "Lokalmatador" Günter Müller. Günter war sehr dankenswerterweise auch bei unserem Treffen bereit gewesen, zu kommen und für uns eine Stunde lang mal auf seinen Instrumenten zu spielen, für uns, die Arbeitsgemeinschaft "Höhle-Religion-Psyche". Elmar hatte genug Werbung für das Ereignis gemacht und so saßen mehr als 20 Personen in der Kanzelgrotte am Freitagabend nach 18 Uhr auf Plastikstühlen und lauschten den Klängen aus der Shakuhachi, dem Didgeridoo und einem halben Dutzend weiterer Flöten und anderer Instrumente. Danke Günter.
Vor dem Konzert hatte eine lange Reise ein vorläufiges Ende, die Reise des Klangsteins. Er stammt nämlich aus Indien, kam dann über das Tonstudio von Klaus Feßmann in der Nähe von Tübingen zu mir nach Gröbenzell, dort spiele ich seit einem Monat auf ihm, dann kam er wieder in seine hölzerne indische Kiste, wurde vorher in Kokosmatten gewickelt, hineingelassen und mit einem Holzdeckel mit 6 Eisenschrauben zugemacht, ins Auto gehievt, was keine leichte Geschichte ist, weil er über 30 kg wiegt, nach Iserlohn gefahren, auf einen Schubkarren verladen, über eine steinerne Treppe an der Bahnlinie hochgeschoben und in der Höhle dann über den Schotterweg bis in die Konzerthalle gefahren. Am Ende lifteten wir das schwere Stück noch hoch aufs Podium und da stand er dann, stumm wie alle andern Steine rundum. Schwarz und fremd und aufgesägt. War das nicht völlig verrückt, sich soviel Arbeit zu machen, um...wozu eigentlich? Gar nicht mehr so selten habe ich das Gefühl, daß es besser ist, diese Sinnfrage erst einmal nicht zu stellen. Sondern einfach mal zu machen, was einem die "gut feelings", so nennen es die Engländer, sagen. So manches davon geht schief, aber so manches schickt einen "hoch", "higher and higher and higher". Wohin? Das ist die gute Frage. Da werden dann die Bereiche berührt, die lange Zeit durch die "Religion" besetzt waren oder oft auch noch sind. Wenn man religiös ist, dann taucht da das Wort "Gott" auf und je nach Religionsgemeinschaft, der man angehört, sind damit verschiedene Assoziationen damit verknüpft: der alte Mann auf dem Thron, Ganeesha, der Gott mit dem Elephantenrüssel, Allah...
Ich habe mich einfach auf die Holzkiste gesetzt, meine Finger mit dem Wasser aus dem "Feenteich", der größten Wasseransammlung der Höhle, benetzt und habe angefangen, über die Seitenflanken des Steins zu streichen. Klaus hat in seinem Buch "KlangSteine" geschrieben: "Der Stein als Speicher des Klangs der Welt kann sich uns öffnen, kann - ohne Druck, dem er über Jahrmillionen im Innern der Erde ausgesetzt war.." Würde sich der "Speicher" öffnen? Gespannt war ich schon. Er tat es, für mich, und wohl auch für so manchen andern, der zugehört hat, was ich da diesem an sich stummen Objekt "entlockt" habe. Anfangs spielte er ein paar Improvisationen zu meinen Steinklängen, dann hab ich ihm das Feld natürlich überlassen. Das war eine Abenteuerreise ganz einfach, aber um Abenteuer zu erleben, das ist doch eine unserer Hauptmotivationen dafür, um unter die Erde zu gehen - oder? Aber wo gibt es heutzutage noch wirkliche "Abenteuer"? Ist das Buchen einer "Schatzsuche" an der Schauhöhlenkasse durch die Eltern von Kindern wirklich so etwas? Im strengen Sinne des Wortes ist dieses Erlebnis es sicherlich nicht. Da wird geschauspielert, das werden "Erlebnisse" inszeniert, Erfolge letztlich nur inszeniert, instrumentiert, aber wirklich "gehabt"? Kann man sich das "Glück" kaufen? Ich darf nicht zu kritisch schreiben, denn letztlich leben viele Schauhöhlenbetreiber heute von der Schaffung solcher "Kunstwelten" inmitten der "Natur", was immer das heute noch ist.
Nachdem ich ein paar Klänge "erzeugt" hatte, versucht habe, was Klaus so beschreiben hat, "Der..(Stein) erklärt sich erst zum Klang bereit, wenn man gelernt hat, den Klang nur in der vollständigen Resonanz zwischen Händen und Stein zu bewegen - absichtslos, ohne Kraft, aber mit Klarheit." Im Originaltext steht "Serpentinit" und das Zitat steht auch in einem ganz anderen Zusammenhang", aber es paßt sehr gut zu dem, was sich nach der "Freigabe" für das Publikum abgespielt hat. Es ist wunderbar, wenn man mal so etwas erleben hat dürfen. Echte Wurzelbegeisterung. Ein paar Impulse zwischenzeitlich. "Den Klangstein kann man auch zu zweit spielen.." Elmar kam dazu....

Davor war auch schon einiges gewesen. Unsere südbayerische Truppe, bestehend aus Alfred, Willi und mir, war am Donnerstag abend gerade noch rechtzeitig zur Eröffnung zum 19 Uhr bei Haus vor der Dechenhöhle eingetroffen. Elmar erwartete uns schon und wir kamen erst einmal langsam dort an, wo wir waren. Er zeigte uns den Raum, wo die Vorträge stattfinden sollten, der im ersten Stock lag. Das ganze mitgebrachte Material wurde hinauf geschafft, Beamer, Laptop, Leinwand war schon da. Da hätte es langsam losgehen können. Es sah aber so aus, als käme niemand sonst mehr. Das Glück war uns aber hold in Gestalt einer belgischen Höhlenforschergruppe, die gerade da war. Sie besuchten mit Höhlenforschern der Lethmater Gruppe einige der speläologischen Highlights der Umgebung. Als sie endlich aus ihren Schlazen sich geschält hatten, waren sie hungrig. Würste wurden gebraten auf dem Holzkohlengrill, Bier stand in ausreichendem Maße zur Verfügung, auch Wein aus dem Kanister war vorhanden. Die Konversation fand nun überwiegend auf Englisch statt, aber das war ja kein Problem. Interessante Leute waren da, Berufskollegen. Siebenhengste, Père Noel - einige Reizworte für Kenner der Speläoszene aus unseren Gesprächen.
Elmar begann das Vortragsprogramm mit einer Präsentation der Höhlenregion als Powerpointpräsentation. Die Belgier war auch mitgekommen und einige Lethmater Höhlenforscher waren nun auch dabei. Lupenrein war der Vortrag, und schnell hielt man Begriffe wie "B7", "Atta" oder "Hüttenbläser" nicht mehr für Waschmittelmarken oder ähnliches, sondern sah, daß sich damit ästhetische Highlights des Untergrunds damit verbinden.
Die Zeit schritt voran. Ich wollte ein wenig einstimmen auf die Welt der Höhlen mit schönen Höhlenbildern. 100 6x6 Dias hätten es eigentlich sein sollen, geworden sind es weniger. Bilder holte ich aus dem Archiv, die ich praktisch nie zeige, aber hier mal doch wieder das Licht der Öffentlichkeit erblickt haben. Schließlich geht eine größere Anzahl immer mehr leider den Weg, den Engländer mit "going down the drain" bezeichnen. Sie lösen sich allmählich auf. Dann schauen wir sie halt vorher wenigstens noch ein an! Den Abschluß bildete eine kurze Präsentation von meinen Digitalbildern von zwei Tagen im Karst von Waitomo/Neuseeland. Das war Antipodenprogramm - und doch. Auch auf der anderen Seite der Erde sind die Höhlen noch immer die gleichen wie hier bei uns. Es war 11 Uhr geworden und wir zogen von dannen zum Haus Gerdes. Ein besonderes Gerücherl (Raucher) gibt es schon in dieser Schlafstätte unterhalb der Kreuzhöhle, die oberhalb liegt, weshalb die ganze Nacht über das Fenster offen blieb.

Am nächsten Morgen hatten wir 4 Südbayern bis um 10 Uhr noch ein wenig Zeit. Da ich die Gegend schon ein wenig kannte, ging es los Richtung "Felsenmeer". Wir fanden es tatsächlich, nur war die Zeit ein wenig knapp. Im strammen Schritt ging es rund um das mich sehr an den chinesischen Karst erinnernde Naturschutzgebiet voller ausgewucherter Felsformen. Dann hieß es den richtigen Weg zurück finden, was auch einigermaßen gelang. Jedenfalls fiel die kleine Verspätung kaum auf. Mit drei Autos fuhren wir los zu unserer Tour in die Veledahöhle.

Ereignisreich war sie, erst einmal prima geplant, und dann maximal vor einem schier unmöglich zu lösendem Problem stehend. Alle (da eine Menge Menschen aufgetaucht, die habe ich später leider nicht mehr gesehen) gaben sich äußerste Mühe, aber vor einem Kettenschloß, das vor einem Unbekannten dort angebracht worden war, unabhängig von dem der Naturschutzbehörde, da muß einfach der Normalmensch kapitulieren. Alle Versuche, das "Problem" zu lösen, was bis zu einem, heutzutage völlig üblichen Handygespräch mit Elmar im Baumarkt reichte, "lösten" im Grunde "nichts". Bodenständige Intuition und echte Sachkenntnis brachten die Lösung, und eine zufällig im Wald liegende Eisenstange. Auf einmal war für uns alle, die oft von weither gekommen waren, alles offen. Das Tor öffnete sich für uns. Inzwischen ist es wieder zu, so wie wir es eigentlich erwartet hatten. Zwei stiegen bis zum Grund der Höhle ab, Alfred und ich. Wir hatten zwei Seile dabei, die uns ein Sicherheitsgefühl gaben bei dem Abstieg in den 20 Meter tiefen Schacht, in dem Leitern stehen, die mehr als 100 Jahre alt sind! Es sind bestimmt 10 Leute oben geblieben. Einige Mutige wagten sich bis zu dem Betonpodest, von dem man in die Tiefe zumindest blicken konnte, aber ohne SRT-Ausrüstung war ein Weitergehen wirklich niemandem zu empfehlen. Trotzdem, alle haben eine Menge gesehen, denn im oberen Höhlenteil gibt es einen langen horizontalen Gangteil, der von allen befahren werden konnte. Hier zeigte sich sehr deutlich, daß da ganz unterschiedlich orientierte Leute unterwegs waren. Der eine ging halt einfach durch und verließ dann die unterirdischen Räume wieder, andere machten ihre wissenschaftlich Beobachtungen in Bezug etwa auf die vorhandenen Korallenüberreste. Dann gab es auch Gespräche über das, was in dem Namen "Iserlohn" alles steckt. Ich war auf eine akustische Erfahrung aus und ließ immer wieder ein kräftiges "OM" in den Gang hinaus. Alfred kam da nach und "sang die zweite Stimme". Da gab es wirklich Stellen, da resonierte (von Resonanz) was, ganz kräftig! Zurück zur Dechenhöhle. Elmar hatte uns auch Tim Füßmann mit einem musikalischen Intermezzo angekündigt für die Höhle, das aber dann in der Höhle, angesichts des fremdverursachten Kuddelmuddels nicht mehr in der Höhle, sondern draußen bei den Autos noch stattfand.

Frühabends war das Höhlenkonzert angesetzt. Günter Müller hatte sich bereit erklärt, für HÖREPSY zu spielen. Super. Danke. Mit in die Höhle begleitete uns der Klangstein, den wir erst einmal auf einen Schubkarren lupfen mußten, dann wurde er gerollt, auf den Treppen vor dem Eingang halfen Willi und ich mit, damit die obere Plattform erreicht wurde, Elmar schob den Karren dann auf dem Schotterweg bis zum Konzertsaal. Dort galt es dann den schweren Stein aus dem Schubkarren zu bringen, dann stand er auf dem Podium, die Schrauben wurden von der Holzkiste gelöst, die Eichenholzbretter vom Michael Laentzsch wurden untergelegt, die indischen Kokosmatten entfernt, ein wenig geruckelt, und dann stand er da, der Klangstein...

Natürlich gab es auch nachher noch was. Viel. Nur halt in kleinerer Besetzung. Drei Vorträge gab es. Ich habe was über "Drachen und Höhle" erzählt, Rainer Ahrweiler von "Monarchen" (war ein Schmankerl - weil es schon wirklich verblüffend ist, daß die "Höchsten" und die "Niedrigsten" in einenm einzigen Wort vereint sind, in bestimmten Regionen Deutschlands zumindest, aber immerhin) und Wolfgang Brüser, der uns noch Bilder von Kulthöhlen in Griechenland auf gekonnte Weise präsentierte, nur mit Musik, die mündlichen Erläuterungen wollte er am nächsten Abend wegen der fortgeschrittenen Zeit nachliefern. Wir sahen prima Bilder von griechischer Landschaft und vielen Höhlenkirchen. Es wurde schon wieder 11 Uhr abends. Dann düsten wir Südbayern Richtung miefiger Schlafstätte.

Der nächste Morgen war schon wieder maisonnig. Wir hatten uns mit Elmar an der Dechenhöhle verabredet, und, zuverlässig wie er ist, er war da. Vorher hatten wir aber schon 1 Stunde in der Dechenhöhle zugebracht und Klangstein gespielt. Eine seltene Chance, wirklich wahrgenommen
Wir fuhren zu viert in meinem Golf los Richtung Kluterthöhle. Besser hätten wir es nicht vorplanen können. Ausgerechnet in der Zeit, wo wir im Sauerland unser HÖREPSY-Treffen machten, da gab es dort eine Kunstausstellung! Wehmütig denk ich da zurück an Weißenhorn! Das nur der nachvollziehen, der auch dort gewesen ist. Was für ein Höhepunkt. Wo etwas kommt nicht mehr wieder, war ein einmaliges Ereignis und Erlebnis. Schön, daß es gewesen ist. Jeder sah die Höhlentour auf seine Weise, eine platte Aussage, aber besonders am Beispiel vom Elmar wurde mir das deutlich. Er lebt ja von einer Schauhöhle, der Dechenhöhle, sie ist sein wichtiger Teil seines Lebens, schwülstig ausgedrückt, "sie ist sein Leben". Und so sah er halt auch sofort, daß dort schon am Vormittag spezielle Kinderführungen stattfanden, da stand dann ein verkleidetes junges Mädchen und führte die Piraten- oder Schatzsucherbande an, und verdiente damit den Betreibern der Schauhöhle und auch ihr selber ihr Brot. Mit besonderen Events bringt man heute das Extrabrot nach Hause! Sogar Halloween feiern die heute im Untergrund! Noch nie vorher gesehen irgendwo: die gemauerte Schlufstrecke vor der Höhle. Ehrlich, ich hätte da nicht durchwollen. Seitlich liegend, eng angedrückt an den Fels und die aufgemauerten Steine, rund 10 m lang, ein Notausstieg. Wir bekamen es erklärt als Trainings- und Prüfparcours für die Leute, die die vielen Euro kostenden Erlebnisführungen mitmachen wollen - klingt vernünftig, aber was ist heutzutage wirklich noch der Inhalt dieses abgenudelten Begriffs?
Bemerkenswerterweise kamen wir übereinstimmend zu einem gemeinsamen Urteil in Bezug auf die "Kunstwerke", die wir gesehen hatten. Was war unser "Lieblingskunstwerk", um den Begriff des "Besten" zu vermeiden? Und auch in unserer Ablehnung waren wir einer Meinung, die Tischtennisbälle....

Ein halber Tag lag noch vor uns. Elmar hatte die Blätterhöhle noch vorgesehen, ein kleiner Vorschlag von mir war, doch ans Neandertal zu denken. Schon waren wir dort, und das war ein Mehrsternerlebnis für uns. Überall liest man vom Neandertaler, aber wer ist schon jemals dort gewesen? Wer von den vielen HÖREPSYlern, die es inzwischen ja auch schon gibt?
Es hat sich gelohnt, wirklich. Erst einmal in die Gastwirtschaft, dann ins glasummantelte Museum, dann zur Originalfundstelle. Die Kunst mußte man bemühen, um auch nur eine entfernte Vorstellung von der einstmaligen Situation zu erzeugen. Alles, was da einst gewesen ist, ist verschwunden, hardwaremäßig. Eine riesengroße Leerstelle, die langsam wieder gefüllt wird durch Bäume und Büsche. Nur ein einziger kleiner Felspfeiler erinnert noch an die einstige Kalksteinpracht. Es gibt noch ein paar Gemälde und Stiche, die den früheren Zustand des malerischen Kalkfelstals, mental wenigstens, festgehalten haben. Auch hier ist das, was wohl den eigentlichen Kern dieses bei uns noch herrschenden Wirtschaftssystems ausmacht, passiert - das Plattmachen und Weiterziehen. Theoretisch gibt es ja längst eine andere Ökonomie, heute etwa mit "sustainable economy" bezeichnet, aber die ist nicht en vogue. Wir haben Spuren von ihr überall schon gesehen, selbst im fernen Tasmanien. Und es werden immer noch Regierungen gewählt, die diesem Pfad weiter folgen....

Wir kamen zu spät zur Dechenhöhle zurück, wo wir dem vorher geplanten Verlauf der Veranstaltung nicht mehr folgen konnten. Alles weitere wurde etwas nach hinten verschoben. Es gab noch Vorträge. Zum Tastsinn in der Höhle zum Beispiel von mir. Ich hatte da einiges vorbereitet, vor allem einen Tastparcours, den die Teilnehmer am Vortrag auch alle mutig passierten. Zwei Decken waren über einer Tischplatte ausgelegt, auf der verschiedene Gegenstände lagen. Es galt, wie wahrzunehmen, tastmäßig herauszufinden, was das dann nun war, was man in der Hand hatte, ein hölzernes L, eine kleine Glaspyramide, eine Schere, ein Flugzeug aus Plastik, Steine. Elmar machte weiter und referierte über "Drakenknoken gevhunden. Von der Lübecker Chronik zum Mons Pilatus". Er ist ja ein Bibliophiler und hatte dafür in seinen Buchschätzen gestöbert. Eine perfekte Ergänzung zu meinem Drachenvortrag vom Vortag.

Dann war Pause. Das Abendprogramm begann ich mit einem Vortrag über "150 Jahre
Lourdes". Im Februar 2008 jährte sich zum 150ten Male die Visionserscheinung der Bernadette Soubirous in der Grotte von Massabielle. Sie ist eine der meistbesuchten Kulthöhlen der Erde und verdient absolut tiefer gehende anthropospeläologische Betrachtungen. Eingeleitet wurde meine Präsentation von einem kurzen Fernsehfilm, den von einem Team des Bayerischen Fernsehens heuer mit mir hergestellt worden ist und dessen Thema die "Lourdesgrotten in Bayern" ist.
Weiter machte Jean-Pierre Bartholyus, einer der belgischen Höhlenforscher, der schon viele Höhlengebiete der Erde besucht hat, und Bilder aus brasilianischen Höhlen zeigte. Die Höhlen am Rio Peruaco waren der Schwerpunkt - und die sind wirklich spektakulär. Für unser kleines Spezialgebiet waren vor allem die Felsmalereien von Interesse, die zu Hauf dort vorkommen. Wir hatten es dann wieder geschafft und strebten "heim" in unser Zimmern unterm Dach der Pension.

Auch am nächsten Morgen hatten wir Kaiserwetter. Noch einmal ging es gegen 9 Uhr in die Dechenhöhle zur Kanzlergrotte. Dort stand er ja noch, der Klangstein, und wurde ein letztes Mal bespielt, eh er in der indischen Holzkiste wieder verschwand und auf dem Schubkarren nach draußen wieder geschafft wurde.
Draußen hatten wir dann noch das Vergnügen, eine Spezialführung entlang der Eisenbahn zu den Höhlen bis zum Pferdestall durch Elmar mitmachen zu können. Jede kleinste Öffnung kennt er ja hier. Eine ist nur durch einen winzigen roten Punkt markiert. Auf sie ist man durch die Arbeiten im Innern des äußerlich wirklich nicht spektakulären Berges gestoßen und fast an der Oberfläche wieder herausgekommen. Es ist wohl nicht aus der Luft gegriffen, daß es Hunderte von Metern Höhle gar nicht weit entfernt von einem in dem Kalkgestein vor einem gibt, allein es ist noch keinem gelungen, sie zu finden. Aber gerade diese Unbekanntheit ist es ja, was die Höhlenforschung zu so einem besonderen Privileg macht! Der Vorrat an Unbekanntem auf dieser Erde ist auch begrenzt!
Anschließend begaben wir uns wieder in den ersten Stock des Dechenhöhlengebäudes und es gab noch zwei Vorträge. Ich erzählte von den
Maoris und ihren Beziehungen zur Höhle und Elmar etwas von "Das Sagenmotiv "Mönch und Nonne" - Wieland, Goethe und der Pater". Er bezog sich auf die Felsformation "Pater und Nonne" nicht weit von der Dechenhöhle. Wie kam es zu diesem Namen? Elmar schien alles dazu zu wissen, erschöpfend. Das war auch der Auftakt zu unseren letzen Exkursion zur Grürmannshöhle. Sie ist ein klassisches Beispiel heute dafür, was man alles einer Höhle antun kann. Viel hätte nicht gefehlt, dann wäre auch sie komplett den Steinbruchaktivitäten zum Opfer gefallen. Zwei Drittel sind es. Heute schließt eine schiefe Mauer den Rückteil der Höhle ab. Es war schon spannend, von Elmar erzählt zu bekommen, wie es früher hier ausgesehen hat, was für Gänge es längst nicht mehr gibt.

Es war schon früher Nachmittag, eh wir auseinandergingen und uns verabschiedeten, im Blickfeld den Felsen "Mönch und Nonne" mit dem im Grün der Bäume verschwindenden Eingang in die Höhle. Neben uns eine Schnellstraße und über uns, als Überführung, den mehrspurigen Autobahnzubringer. Von Idylle und Romantik kann hier keine Rede mehr sein, die Götter des Mammons, des Lärms und der Hastigkeit haben inzwischen das Regime hier übernommen.

1. Abend

vor der Höhlenfotographenhütte beim
Dechenhöhleneingang

und Bildern vom Grillen mit den belgischen
Höhlenforschern

 
Unterwegs zur Veledahöhle
   
Unterwegs mit dem Klangstein in die
Dechenhöhle
Wasserholen bei Nixenteich

Publikum beim Konzert in der Kanzlergrotte

  Günter Müller mit seinen Instrumenten
auf der Höhlenbühne
Während des Konzerts
Klangsteinspielen
  Der Klangstein im LED-Licht
Abendliche Vortragssession
Vor der Abreise zur Kluterthöhle vor der Dechenhöhle  
Noch mehr Vorträge
   
  Als Atzung während der Vorträge:
Fledermausplätzchen - ein Fall für Karst und Küche!
  Ein Bild auf projezierte Bilder

- digitale Höhlenfotos aus Brasilien

  Ein schöner Schluß: die Exkursion in die Grürmannshöhle
   
   

Literatur:

Lindenmayr, Franz Tagungsband HÖREPSY 2008, Gröbenzell 2008
Ahrweiler, Rainer Zur Sozialgeschichte vagabundierender Wanderarbeiter zwischen 1860 und 1945 und deren wahrscheinlicher Verbindungen zu westfälischen "Monarchen-Höhlen", beziehbar über den GRIN-Verlag, 2011

Text vor der Veranstaltung:



Eingang Drachenhöhle, Rheinland-Pfalz, D

Wir wollen sie wieder weiterführen, die Treffen der offenen Arbeitsgemeinschaft "Höhle-Religion-Psyche". Elmar Hammerschmitt, sehr aktiv mit dem Betrieb der Dechenhöhle verbunden, gab ein bißchen den Anstoß dazu. Wir sprachen bei der Verbandstagung 2007 in Iserlohn-Letmathe darüber, und er erklärte sich bereit, die Räumlichkeiten und auch die Höhle zur Verfügung zu stellen. Das ist das erste Mal, daß wir so nahe an einer richtigen Höhle sind, ja sogar einen Teil des Programms gleich in der Höhle abwickeln könnten.

Ein erster Programmentwurf:

Do. 1. Mai        abends ab 19 Uhr lockeres Kennenlernen, Einführung

Fr. 2. Mai        10 Uhr Fahrt zur Veledahöhle in Bestwig-Velmede (ca. 75 Min. Fahrzeit)

                  abends ab 19.00 Vorträge

Sa. 3. Mai        vormittags Höhlen im Hönnetal, ab 14 Uhr Vorträge, Bilder
                  abends/ nachts auf Wunsch Dechenhöhle -  träumen, meditieren, tasten, Musik hören, schlafen??

So. 4 Mai         vormittags Pater und Nonne,   Abfahrt ab Mittag

Ein Hauptthema soll "Drachen und Höhlen" sein, vorbereitet auch schon durch die kleine Abteilung im "Deutschen Höhlenmuseum", das ja im ehemaligen Bahnhof und jetzigen Schauhöhlengebäude untergebracht ist. Da gibt es sicherlich, von den unterschiedlichsten Ansatzpunkten her, mitteilenswerte Beiträge.

Aus aktuellem Anlaß, nämlich des 150jährigen Jubiläums des "Lourdesereignisses" am 11. Februar 1858, werden wir uns auch dieser Grotte widmen. Es gibt viel Material dazu und das ist sehr spannend, es mal aus unserem Blickwinkel mal zu beleuchten!

Weitere Vorträge können sein:

- Veledahöhle
- Oster- und Weihnachtsbräuche an Höhlen
- Sagenmotiv "Mönch und Nonne"
- Nibelungenschatz im Hohlen Stein bei Kallenhardt
- griechische Höhlen mit mythologischem Bezug
- Maoris und Höhlen
- Tastsinn und Höhle

Wer Interesse am Mitmachen hat, soll sich melden. Wir werden versuchen, alle Ideen und Angebote unter einen Hut zu bekommen und ein gutes Programm daraus stricken.

Eine kostenlose Schlafmöglichkeit besteht im Obergeschoß der Dechenhöhle, dessen musealer Ausbau immer noch nicht begonnen hat. IS0-Matte und Schlafsack wären mitzubringen. Dort können wir auch mit max. 20-25 Personen ungestört tagen. Etwa 1,5 km entfernt liegen talaufwärts die Gasthöfe "Zur Post" und "Haus Gerdes".

Ich freue mich schon drauf.

Anmeldungen und Vortragsangebote an Dechenhöhle/Elmar Hammerschmitt und Franz Lindenmayr/hoehle4@web.de

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