Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen bei Unken, Salzburger Land, A


Unken, eine 2000-Seelen-Gemeinde in Saalachtal, gehört zum Pinzgau. Seit dem Bau einer Umgehungsstraße in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wälzt sich der ganze Verkehr Richtung Lofer-Zell am See - Kufstein aus dem Raum Salzburg nicht mehr mitten hindurch. Ringsum sind hohe Kalkberge, nach Osten zu die Reiteralm, nach Süden die Loferer Steinberge, nach Norden das Sonntagshorn.

Eine gute Fahrstraße führt in einigen Serpentinen hinauf ins Heutal, einem beliebten Ski- und Wandergebiet. Offenbar versuchen die Grundbesitzer aus ihrer Lage möglichst großen Profit herauszuholen aus allen, die dorthin fahren. Überall ist das Halten verboten, und wo man parken will, da werden sofort 3 Euro abgenötigt als Parkgebühr. Was macht da ein HARTZ-IV-Empfänger, der schon zu wenig zum Leben bekommt? Schwarzparken vielleicht?

Wer speläologische Interessen hat, für den ist im Heutal ein Schmankerl. Ich schreibe das mal hier ungeschützt. Am Ende wird noch jemand kommen und eine Sammelbüchse aufstellen und 1 Euro Anschaugebühr von den Besuchern wollen. Noch kostet es nichts, das Naturschauspiel eines klassischen Bachponors hier bewundern zu können. In wunderbaren Mäandern schlängelt sich das Gewässer durch die Wiesenlandschaft und gurgelt dann in kleinen Kaskaden bis zum Grund der Einsenkung in den Wiesen. Dort verschwindet es dann irgendwo, ohne daß ein Hauptschluckloch auszumachen wäre.
In einer Kehre der Fahrstraße tritt das Wasser als "Unkelbachquelle" etwas tiefer wieder zutage.

Schon m Jahre 1805 erschien das Buch "Rhapsodien aus den norischen Alpen" von Koch-Sternfeld (es ist heute als digitale Kopie im Internet für jeden lesbar: Rhapsodien aus den Norischen Alpen - Google Play). In dem Kapitel über das Heutal (S. 171-176) finden sich einige Zeilen über dieses Karstphänomen in der blumigen Sprache von damals:

"Heimischer Marmor deckt röthlich die Pfade des Thales
Gleich als hätten schon Römer dieses Tempe bewohnet,
Wo auf blumiger Wiese - plötzlich der Bach sich verlieret."

 
 

Auch über das Heutal kann man die "Staubbachquelle" erreichen. Dann muß man aus dem Heutal den Weg zum Fischbachgraben nehmen, dort steil absteigen und die letzten Meter gar abseilen. Von der bayerischen Seite her ist die selbe Stelle von unten her zu erreichen. Bekannt ist sie immer schon gewesen. Auch Koch-Sternfeld kennt sie schon:

"Staunen fesselt den Fremdling,
Wo ins nächtliche Grau'n unter des Donners Geroll
Aus der Welten Schooss durch tausendjährige Höhlen
Halb zerflossen in Dunst, blendend der Staubbach sich stürzt..."

1986 begann dort erst die richtige Forschung, wobei man erstmals in die 15 m hohe und 3 m breite Kluft bergwärts vordrang. Bei trockenen Verhältnissen kann 55 m bis zu einem Siphonsee geschaut werden, der auch bereits betaucht wurde.    

Fährt man von Unken Richtung Steinpaß, dann zweigt kurz zuvor nach links ein gesperrter Fahrweg ab. Der Parkplatz davor ist für das Parken gesperrt, angeblich aus Umkehrgründen für die Räumfahrzeuge. Aber was machen die im Sommer? Kehren die da auch um?

Von hier geht es auf einem markierten Weg, später Steig, hauptsächlich Richtung Sonntagshorn. In der ostseitigen Wand führt der Höhlenkataster 4 kleine Höhlen an, alle im Höhenbereich zwischen 600 und 630 m Seehöhe. In dem Wandgürtel könne man die Höhle 2, 3 und 4 sehen. Die Höhle 1 sei dort, wo die Felswand am tiefsten zur "Straße" herunterreiche".

Ich habe im Juli 2010 mal versucht, sie aufzusuchen. Es regnete, kein Mensch war unterwegs. Nicht einmal die Nummer 1 habe ich gefunden. Sie soll immerhin eine Länge von 8 m haben, aber alles, was ich gesehen habe, das reichte nicht einmal 2 Meter unter die Außenkante. Da wäre man vielleicht nicht naß geworden, wenn man sich drunter gestellt hätte, aber tiefer in den Berg hinein? Bei dem Gestein, Dolomit, ist das ja auch kein Wunder.
Beim Rückweg hab ich dann auch weit oberhalb ein Portal ausgemacht. Wahrscheinlich war das eines der großen Portale, die 20 m breit und mal 3,5 m oder 6 m hoch sein sollen. Die Tiefen sind nicht bedeutend, mal 8 m, mal 7 m.
Trotzdem. Wenn man da im Talgrund steht und hinaufschaut, dann sieht man da ein großes schwarzes Loch heruntergähnen. Das bringt das Herz eines bis ins Blut gefärbten Höhlenforschers einfach dazu, ein wenig schneller zu schlagen. You never know - oder erst, wenn Du selber im Eingang gestanden bist.

Literatur:

Klappacher, Walter, Mais, Karl Salzburger Höhlenbuch Band 1, Salzburg 1975
Klappacher, Walter Salzburger Höhlenbuch Band 6 - Ergänzungsband zu den Bänden 1-5, Salzburg 1996, S. 85
Knapczyk, H. Sonntagshorn-Grosshöhle, Vereinsmitteilungen Salzburg 3-1974, S.8f.
Meyer, Ulrich Die Staubbachqulle am Sonntagshorn, Münchner Höhlengeschichte II, S. 282

Links:

http://www.salzburger-saalachtal.com/de/Unken/Unken.htm

http://www.heutal-lift.at/

http://www.rsberge.de/touren/chiemgau/bg0115.html

Rhapsodien aus den Norischen Alpen - Google Play

Steinplatte

Dürrnbachhorn

Landschaft und Höhlen im Land Salzburg


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