Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlensagen aus den Bayerischen Alpen


Aus den Bayerischen Alpen gibt es eine Menge Höhlensagen.

Erste Beispiele:

Ort Inhalt
Alatsee "Zurück zum angesprochenen Mythos vom Alatsee als Trichter: Der wird immer wieder erwähnt - mal als Zugang zur Unterwelt wie bei den Kelten, mal nimmt man an, daß dort unten ein Ungeheuer sitzt. Immer aber geht es um die Höhlen. Die verbreiteste Sage ist die der drei Schwestern, denen einst das Land gehörte...
Aber es gibt noch andere Versionen wie etwa die der Venedigermännlein. Sie sollen die unterirdischen Gänge unter dem See hüten. Man sieht sie als wissendes Naturvolk, die früher Drachen gesänftigen konnten. "Drachenflüsterer" würde man heute wahrscheinlich sagen. Gewöhnlichen Sterblichen verwehren sie den Zugang, aber Sonntagsgeborene und Menschen, die den Namen des Drachentöters Georg tragen, lassen sie - einmal in sieben Jahren in der Neujahrsnacht - in den unterirdischen Gang, der zu einem Gerichtssaal führt..." Klüpfl/Kober 136
Badersee, Höhle im Ein Hirte war von einer Bergfee zu einem Felsblock im Badersee bei Garmisch gerufen, wo man mit einiger Geduld auch heute noch einen "Schatz" vielleicht entdecken kann. Jederfalls soll die Fee dem Hirten eine große Höhle voller Silber und Gold gezeigt haben. Zumindest dachte er das und tauchte tief hinunter in den See. Doch alles was er fand, war Blei.
Donnerloch Erdschlund zwischen Bad Tölz und Gaißach
"..manchmal ist dieses unheimliche Loch ganz trocken, oft aber läuft die Gumpe voll, daß sie wie ein kleiner See aussieht..." Schmidt, Bad Tölz 1936, Der Schlaz 100-2003, S. 50
Drachenhöhle bei Füssen "Am Ufer des Lechstroms bei Füßen zeigt sich eine Höhle, die gerade an der Straße in den Fuß eines Berges eingegraben, jetzt aber mit Wasser gefüllt ist. Nach einer alter Sage soll der hl. Magnus einen Drachen, der diese Stätte bewohnte, erlegt haben; andere verlegen die Szene dieses Vorgangses nach Roßhaupten." Cammerer 36
Ebersberg Einer Legende zufolge hängt die Gründung Ebersbergs mit der Jagd des Grafen Sieghart von Sempt im Jahre 878 zusammen, welcher eines Tages auf einen besonders großen und gewaltigen Eber anlegte. Das aufgebrachte Tier verschwand in einer Höhle unter einer uralten Linde. Darüber soll sich eine heidnische Kultstätte befunden haben. Sieghart glaubte, der Eber habe in Gestalt des Teufels vor ihm die Flucht ergriffen. Er ließ deshalb aus Dankbarkeit an Stelle der gefällten Linde um 880 eine Marienkapelle und eine Burg errichten. Berle u.a.64
Eremännleloch im Bösenreutiner Tobel http://blog.ralfguehrer.de/category/m-marchen-und-geschichten/
Geldloch Geldloch im Sechspfarrenwald
Goldloch in der Kampenwand Sepp, Altbayerischer Sagenschatz, S.34
Grafenloch im Inntal http://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/bayern/inntal/grafenloch.html
Hölloch im Engelstein >> Hölloch im Engelstein
Kiental, Felsenhöhle im Die Höhle liegt im Kiental zwischen Herrschung und Andechs. Sie hat wohl der Kutta-Midel als Unterschlupf gedient, wie es heißt im Sommer und Winter. 1735 starb sie am Lichtmess-Tag im Erlinger Krankenhaus mit circa 80 Jahren. Ihre Geschichte wurde vom Pfarrvikar ins Sterbebuch eingetragen. Als man 1853 eine Straße durch die Schlucht baute, wurde in den Nagelfluhwänden, "wohl nahe oder in ihrer Höhle" ein Totenkopf gefunden. "Vermutlich hat er der Klausnerin als Anschauungsobjekt gedient." Da ist gut vorstellbar, denn Maria Magdalena, das große "Vorbild" all dieser Frauen, die sich von der Welt abscheiden, um in der Natur allein zu sein, wurde auch gerne mit einem Totenkopf in nächster Nähe gezeigt. 1655 soll die "Kutta-Miedl" geboren worden sein, eine uneheliche Tochter einer sächsischen Adeligen, die für ihre letzten 40 Jahre ein karges Dasein gewählt habe, ohne "Mantel und Bett". Noch heute sollen manche Eltern sie als "Kinderschreck" zur Erziehung ihrer Kinder einsetzen.... (oliv)
Schafreuter, Höhle im Ein Mönch hatte versucht, die im "einsamen Tal des Rißbachs" verwilderten Nachfahren eines "Urahnen", der der römischen Knechtschaft überdrüssig gewesen war und der sich in die Bergeinsamkeit zurückgezogen hatte, zum Christentum zu bekehren. Ein "rauer Geselle" namens Bluthardt führt dort gerade ein hartes Regime.
Der Mönch wurde gleich gefangengenommen und mußte Frondienste leisten. Nach 5 Jahren gelang ihm die Flucht und fand in einer Höhle am Schafreuter Unterschlupf. Bluthardts Knechte fanden bald die Höhle und der Plan war, den Mönchen verhungern zu lassen. Auf der Suche nach Wasser und Nahrung wurde er regelmäßig mit Pfeilen beschossen und floh deswegen schnell zurück in die Höhle. Das dauerte lange und Bluthardt wurde ungeduldig. Der Mönch sollte in der Höhle aufgestöbert, an den Schwanz eines Pferdes gebunden werden und solange über den Grat des Berges geschleift werden, bis nichts mehr von dem "Narren" übrig sei.
Die Brüder Bluthardts verlachten diesen Gedanken, so mußte er selber das Werk vollbringen. Auf dem Grat reitend, kam ein heftiges Gewitter mit riesigen Hagelkörnern. Blitz auf Blitz schlug nieder, und das Pferd konnte weder vor noch zurück. Ein gewaltiger Blitz erschlag den "bösen Mann, so daß sein Leichnam direkt vor die Höhle des Mönches rollte".
Am anderen Morgen herrschte schönes Wetter, Reiter und Ross waren nicht mehr zu sehen, "sie waren zu Fels erstarrt". Der Mönch kehrte zurück und bekehrte alle zum Christentum. Die Brüder Bluthardts ließen ein Kloster bauen und gingen in die Einsamkeit. Niemals mehr wurde was von ihnen gesehen. (nach Pröttel)
Schatzloch bei Dießen >> Schatzloch bei Dießen
Sturmannshöhle bei Obermaiselstein >> Sturmannshöhle
Teufelsküche bei Obergünzburg >> Teufelsküche
Wendelstein - große Schätze im Wendelstein (nach Hauptlehrer Maier aus Miesbach)
- kleine Männlein, Berggeister, Wichtl- und Heinzelmännchen leben im Berg
- Oberes Wetterloch hat direkte Verbindung mit dem Chiemsee (hineingeworfene Schnepfen kommen direkt dort heraus) - Sieghart S. 119ff.
Untersberg, Höhlen am >> Untersberg

 

Literatur:

Alpenburg, Johann Nepomuk Deutsche Alpensagen
Berle, Ingrid Die Schwarzen Führer München - Oberbayern, Eulen Verlag, Freiburg i.B. 1998
Bernhard, Stephan Die Badenixe (Bergseen 3) Süddeutsche Zeitung 13. Juli 2006, Nr. 159, Seite 42
Cammerer, Anseln Andreas Caspar Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832
Dürnegger, Josef Berghöhlen und ihre Sagen, in: Bayerisches Inntal NUSSDORF - Ein kulturgeschichtlicher Beitrag, Herausgegeben im Eigenverlag des Verfassers, Törwang 1951
Endrös, Hermann, Weitnauer, Alfred Allgäuer Sagen, im Verlag des Heimatpflegers von Schwaben, Kempten 1954
Hummel, Karl-Heinz Berggeistersagen von A bis 7, allitera-Verlag
Klüpfel, Volker, Kobr, Michael Seegrund - Kluftingers neuer Fall, Piper-Verlag München Zürich 14. Auflage 2007
Lindenmayr, Franz Höhlensagen aus Deutschland, in: im REICH der DUNKELHEIT - Höhlen und Höhlenforschung in Deutschland, EDITION ARCHAEA, Gelsenkirchen/Schwelm 1996
(mit umfangreichem Literaturverzeichnis)
Oliv, Freia (Texte), Leinfelder, Erwin (Ölbilder) Sagen vom Ammersee, EOS-Verlag, Erzabteil St. Ottilien, 2002
Panzer, Franz Beitrag zur deutschen Mythologie I, Bd. 1848, S. 271ff.
Pröttel, Michael Wanderungen zu Alpensagen. Sagenwanderungen zwischen München und Bozen, Nymphenburger Verlag
Pröttel, Michael Auf den Spuren geheimnisvoller Alpensagen. Sagenwanderungen am bayerischen Alpenrand und in den Nördlichen Kalkalpen, J.Berg-Verlag
Reiser, August Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus, 2. Bände, Kempten, Kösel, (1894-1902)
Sazenhofen, Carl-Josef von Lenggrieser Sagen, in: Gemeinde Lenggries, Lenggries - Ein Streifzug durch Vergangenheit und Gegenwart, Lenggries 1984
Schmidt, Willibald Sagen aus dem Isarwinkel, Bad Tölz 1936, 1979
Schöppner, Alexander Sagenbuch der bayerischen Lande. Aus dem munde des volkes (1852)
Sepp, Johann Nepomuk Altbayerischer Sagenschatz - Zur Bereicherung der indogermanischen Mythologie, 1876
Sieghart, August Der Wendelstein - Eine Monographie, München Alpenfreund-Verlag AG, München 1924

Links:

http://www.muenchen-flughafentransfer.de/Sagen.htm

Schöppner, Alexander/Sagen/Sagenbuch der Bayerischen Lande/Dritter Band - Zeno.org

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